Wirtschaft

Online-Shopping: So beutet Amazon seine Fahrer aus

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Unsplash.com / Andrew Stickelman
geschrieben von Maria Gramsch

Amazon hat immer wieder mit Berichten über schlechte Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Davon sind offenbar auch die Paketbot:innen betroffen. Denn ein Rechercheverbund hat nun anhand interner Dokumente offengelegt, wie Amazon seine Kurierunternehmen und ihre Fahrer unter Druck setzt.

Mehr als anderthalb Millionen Menschen waren im Jahr 2022 weltweit für Amazon beschäftigt. Hinzu kommen zahlreiche indirekt Beschäftigte über Subunternehmen – wie beispielsweise die Zusteller:innen.

Doch neben den teils schlechten Arbeitsbedingungen bei Amazon selbst, leiden offenbar auch die Mitarbeitenden der Subunternehmen unter dem Druck des Konzerns.


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Für eine Recherche haben Correctiv, der Saarländische Rundfunk und die Nordsee-Zeitung interne Dokumente ausgewertet. Diese belegen, dass der US-Konzern „die Ausbeutung der Fahrer begünstigt“.

Amazon überwacht jeden Schritt der Fahrer:innen

Obwohl die Paketboten:innen überhaupt nicht bei Amazon, sondern bei „offiziell unabhängigen Subunternehmen“ angestellt sind, zeichnet der US-Konzern jeden ihrer Schritte auf. Dies geschieht über eine Smartphone-App, deren Daten dann „im weltweiten Amazon System zur Verfügung“ stehen „und bei Bedarf genutzt“ werden können, zitiert der Rechercheverbund interne Unterlagen.

Die Nutzung dieser App ist für die Subunternehmen verpflichtend. Allein in Deutschland arbeitet der Konzern mit hunderten solcher Firmen zusammen. Doch die ständige Überwachung ist laut dem Rechercheverbund nicht das einzige Mittel, mit dem die Fahrer:innen unter Druck gesetzt werden.

Amazon drückt die Gewinnmarge

Anhand der internen Dokumente sei ersichtlich, dass „Amazon die Ausbeutung der Fahrer begünstigt“. Der US-Konzern mache seinen Kurierdiensten „rigiden Vorgaben“ und schränke so „die unternehmerische Freiheit der Subunternehmer ein“.

Der Druck von oben werde dann direkt an die Fahrer:innen weitergegeben, bestätigen „mehrere aktive und ehemalige Subunternehmer und Kurierfahrer“ gegenüber Correctiv, Saarländischem Rundfunk und Nordsee-Zeitung.

Diese Vorgaben erhalten Kurierdienste von Amazon

Kurierunternehmen bezeichnet Amazon intern als Delivery Service Partner. Der Rechercheverbund konnte unter anderem auch Verträge zwischen Amazon und diesen Delivery Service Partnern einsehen.

Hier werde von Amazon unter anderem festgelegt, wie viele Fahrzeuge ein Subunternehmen haben muss und wie viel es seinen Fahrer:innen zahlen sollte. Paketboten:innen von anderen DSP-Unternehmen dürften nicht abgeworben werden.

Diese Einschränkung der unternehmerischen Freiheit habe „Anzeichen für einen Scheinwerkvertrag“, erklärt Manfred Walser, Professor für Arbeitsrecht und Wirtschaftsprivatrecht an der Hochschule Mainz. Er hat die internen Unterlagen für den Rechercheverbund rechtswissenschaftlich geprüft.

Laut Walser werden „die Subunternehmer systematisch gegenüber Amazon benachteiligt“. Das zeige sich vor allem in den Haftungs- und Kündigungsrechten, die aus den Verträgen hervorgehen.

Auch könne Amazon „einseitig und zu jeder Zeit“ die Vergütung der Kurierfirmen anpassen. Auch die Zahl der vorhandenen Transporter wird auf diese Art und Weise von Amazon kontrolliert.

So bezahlt Amazon seine Kurierunternehmen

Amazon zahlt seinen Subunternehmen jeden Monat einen festen Betrag pro vorhandenem Transporter. Hinzu kommt ein fester Betrag für jede geplante Arbeitsstunde pro Fahrer:in. Überstunden zählen hier jedoch nicht dazu, diese entlohnt Amazon nicht.

Pro ausgeliefertem Paket erhalten die Subunternehmen zehn Cent. Das gilt aber nur, wenn ihrer Fahrer:innen in Uniformen mit Amazon-Branding arbeiten und auch die Transporter gebrandet sind. Ist das nicht der Fall, halbiert sich der Betrag auf fünf Cent.

Das sagt Amazon zu den Anschuldigungen

Amazon beteuert auf Anfrage des Rechercheverbunds, dass das Unternehmen von Subunternehmen verlange, sich an die geltenden Gesetze zu halten. Das führe dazu, dass die Fahrer:innen „respektvoll behandelt würden“.

Bei wesentlichen Vertragsverletzungen oder Hinweisen auf illegale Handlungen beenden wir die Zusammenarbeit mit dem Partner.

Außerdem weißt der US-Konzern darauf hin, dass die Partnerunternehmen „ihre Geschäfte nach eigenem Ermessen führen“ können. „Die hohe Zahl der Lieferpartner, die schon seit mehreren Jahren in Vertragsbeziehungen mit Amazon stehen, beweist die Möglichkeit eines langfristigen wirtschaftlichen Erfolgs“, teilt der Konzern gegenüber dem Rechercheverbund mit.

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Über den Autor

Maria Gramsch

Maria ist freie Journalistin und technische Mitarbeiterin an der Universität Leipzig. Seit 2021 arbeitet sie als freie Autorin für BASIC thinking. Maria lebt und paddelt in Leipzig und arbeitet hier unter anderem für die Leipziger Produktionsfirma schmidtFilm. Sie hat einen Bachelor in BWL von der DHBW Karlsruhe und einen Master in Journalistik von der Universität Leipzig.