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Laut Studie: Social Media-Algorithmen verstärken frauenfeindliche Inhalte

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unsplash.com/ Solen Feyissa
geschrieben von Fabian Peters

Social Media-Algorithmen drängen jungen Menschen frauenfeindliche Inhalte auf. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie aus England. Extreme Inhalte breiten sich demnach von den Smartphone-Displays der Jugendlich bis aus die Schulhöfe aus und seien dort fast schon Normalität.

Algorithmen, die von sozialen Netzwerken eingesetzt werden, verstärken bei Jugendlichen frauenfeindliche Inhalte und breiten sich bis auf die Schulhöfe aus. Dort gehören sie fast schon zur Tagesordnung. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie des University College London und der University of Kent.

Social Media: Algorithmen drängen Jugendlichen frauenfeindliche Inhalte auf

Die Forscher stellten unter anderem fest, dass vorgeschlagene frauenfeindliche Inhalte auf TikTok während eines fünftägigen Untersuchungszeitraums um das Vierfache anstiegen. Der Grund: Der Algorithmus der Plattform zeigte immer extremere Inhalte an, die häufig Schuldzuweisungen und Wut gegen Frauen beinhalteten.

Die Studie bezieht sich zwar primär auf TikTok, allerdings gehen die Forscher davon aus, dass sich ihre Ergebnisse auch auf andere Plattformen übertragen lassen. Dennoch fordern sie keine direkten Verbote von Smartphones oder Social Media für Jugendliche. Stattdessen plädieren sie für eine sogenannte „gesunde digitale Diät“.

Die Studie kommt derweil zu einer Zeit, in der die Auswirkungen von Social Media auf jungen Menschen immer besorgniserregender werden. Beispielsweise setzen Schönheitsideale im Internet Jugendliche unter einen enormen Druck. Außerdem lösen soziale Netzwerke digitalen Stress aus, der zu immer mehr Depressionen führt.

Schädliche Inhalte werden als Unterhaltung präsentiert

Den Studienergebnissen zufolge präsentieren die Algorithmen schädliche Inhalte in sozialen Medien sogar als Unterhaltung. Hasserfüllte und frauenfeindliche Inhalte werden jungen Menschen demnach gewissermaßen „untergeschoben“. Studienleiterin Kaitlyn Regehr dazu:

Schädliche Ansichten und Tropen werden unter jungen Menschen zur Normalität. Der Online-Konsum wirkt sich auf das Offline-Verhalten junger Menschen aus, da wir beobachten, dass diese Ideologien von den Bildschirmen auf die Schulhöfe vordringen.

Die Forscher befragten unter anderem junge Menschen, die anfällig für eine Radikalisierung sein könnten, um bestimmte Archetypen zu erstellen. Anschließend erstellten sie für jeden dieser Typen ein eigenes TikTok-Konto, suchten gezielt nach typischen Begriffen wie „Männlichkeit“ oder „Einsamkeit“ und schauten sich dann über 1.000 Videos an, die der TikTok-Algorithmus vorschlug.

Das Ergebnis: Die angezeigten Inhalte entsprachen den ausgewählten Interessen jedes Archetyps. Nach fünf Tagen stellten die Forscher aber fest, dass der TikTok-Algorithmus viermal so viele Videos mit frauenfeindlichen Inhalten vorschlug. Darunter:  Objektivierung, sexuelle Belästigung und Diskriminierung.

Frauenfeindliche Inhalte: Social Media-Algorithmen zielen auf Schwachstellen ab

Die Forscher befragten unter anderem auch Jugendliche und Schulleiter zu den Auswirkungen der sozialen Medien. Dabei stellten sie fest, dass hasserfüllte und frauenfeindliche Inhalte von den Smartphone-Bildschirmen der Jugendlichen auch in die Schulen und auf die Schulhöfe gewandert sind. Sie würden sich sogar in der Jugendkultur festsetzen. Kaitlyn Regehr dazu:

Algorithmische Prozesse auf TikTok und anderen Social-Media-Seiten zielen auf die Schwachstellen der Menschen ab – wie Einsamkeit oder das Gefühl des Kontrollverlusts – und spielen schädliche Inhalte aus. Wenn junge Menschen Themen wie Selbstverletzung oder Extremismus mikroskopieren, fühlt sich das für sie wie Unterhaltung an.

Ein TikTok-Sprecher konterte wiederum: „Frauenfeindlichkeit ist auf TikTok seit langem verboten, und wir erkennen proaktiv 93 % der Inhalte, die wir entfernen, weil sie gegen unsere Regeln für Hass verstoßen. Die in diesem Bericht verwendete Methodik spiegelt nicht wider, wie echte Menschen TikTok erleben“. Die Forscher und auch die befragten Jugendlichen und Lehrer sehen das anders.

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).

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