Nachdem Meta unabhängige Faktenchecks abgeschafft hat, erscheinen auf Instagram und Facebook vermehrt homophobe und sexistische Inhalte – unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit. Mit Bonuszahlungen für virale Inhalte auf Facebook will das Unternehmen nun sogar Desinformation belohnen. Ein Kommentar.
Die Grenzen zwischen Washington und dem Silicon Valley scheinen zunehmend zu verschwimmen. Seit Beginn der zweiten Trump-Legislatur kuschen immer mehr Tech-Bosse vor dem US-Präsidenten – allen voran Meta-Chef Mark Zuckerberg. Der Facebook-Konzern frönt seitdem mehr und mehr dem Populismus.
Facebook: Bonuszahlungen für virale Inhalten – und Desinformation
Nachdem Meta unabhängige Faktenchecks von seinen Plattformen verbannt hatte, kursieren dort vermehrt Falschinformationen sowie homophobe und sexistische Inhalte – unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit. Nun will das Unternehmen sogar Desinformation auf Facebook in Form von Bonuszahlungen für virale Inhalte belohnen.
Bereits im Januar 2024 hat Meta dafür ein Performance-Bonusprogramm ins Leben gerufen. Bislang konnten nur ausgewählte Nutzer daran teilnehmen. Spätestens im Laufe des Jahres soll das Geschäft mit den Falschinformationen jedoch so richtig brummen.
Denn künftig erhalten Betreiber großer Accounts nicht nur für die Performance von Werbeanzeigen Geld, die im Zusammenhang mit ihren Inhalten stehen, sondern für die Reichweite und Performance ihrer Inhalte selbst.
Heißt konkret: Je mehr Reichweite ein Beitrag erzielt, desto mehr Geld erhalten Urheber. Meta profitiert dabei in Form von höheren Klickzahlen auf Werbeanzeigen, was dem Unternehmen wiederum höhere Einnahmen beschert.
Community Notes als Faktencheck höchst umstritten
Das Problem: Beiträge, die viral gehen, enthalten besonders oft irreführende oder polarisierende Inhalte. Wie Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen anhand von Dokumenten belegen konnte, kam Meta kurioserweise sogar selbst zu diesem Schluss. Demnach beinhalten virale Beiträge einen viermal höheren Anteil an Desinformation als andere Beiträge.
Getreu dem Motto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, scheint für Meta jedoch nur Bares wirklich Wahres zu sein. Mit der zeitgleichen Verbannung von unabhängigen Faktenchecks wird der Facebook-Konzern mit seinem Bonusprogramm deshalb Inhalte fördern, die demokratische Diskurse unterwandern. Das Unternehmen betont zwar, dass sogenannte Community Notes in Form von Nutzerbewertungen dabei helfen würden, Falschinformationen zu entlarven.
Die Realität spricht jedoch eine andere Sprache. Kurz nachdem Meta-Chef Zuckerberg seinen Kurswechsel angekündigt hatte, verbreiteten Nutzer einen Screenshot eines gefälschten Artikels der Nachrichtenagentur Bloomberg mit dem Titel: „Der Funke von Zuckerbergs elektrischer Penispumpe könnte für die Brände in LA verantwortlich sein“. Das Ergebnis der Community Notes: „Verifiziert wahr“.
Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Kommentar. Das ist eine journalistische Darstellungsform, die explizit die Meinung des Autors und nicht des gesamten Magazins widerspiegelt. Der Kommentar erhebt keinen Anspruch auf Sachlichkeit, sondern soll die Meinungsbildung anregen und ist als Meinungsbeitrag durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt.
Auch interessant: