KI denkt nicht wie ein Mensch: Eine neue Studie zeigt, dass es einen entscheidenden Unterschied gibt, wie die Technologie die Welt beurteilt. Die Hintergründe.
Künstliche Intelligenz ist längst ein fester Bestandteil unseres Lebens. Sie spielt in fast allen Bereichen der Gesellschaft eine immer zentralere Rolle und entwickelt sich stetig. Dabei birgt sie nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Umso wichtiger, ihre Funktionsweise fortwährend zu erforschen und zu verstehen.
Die Forschung des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften hat dazu kürzlich einen entscheidenden Beitrag geleistet. Das Team um Florian Mahner, Lukas Muttenthaler und Martin Hebart hat sich die Frage gestellt: „Nimmt KI die Welt genauso wahr wie wir Menschen und denkt über sie nach?“
Forschung: Der Unterschied zwischen Mensch und KI
Im Zentrum ihrer Studie steht ein einfacher Test: das sogenannte „Odd-One-Out“-Prinzip. Dabei wurden Menschen gebeten, aus jeweils drei Bildern das auszuwählen, das am wenigsten zu den anderen passt.
Teilnehmern wurde zum Beispiel das Bild einer Gitarre, eines Elefanten und eines Stuhls gezeigt, woraufhin sie entscheiden mussten, welches Objekt nicht übereinstimmt. Die gleiche Aufgabe stellten sie dann mehreren modernen KI-Modellen, die Bilder erkennen können.

Insgesamt nutzten die Wissenschaftler rund fünf Millionen öffentlich verfügbare Odd-One-Out-Urteile über 1.854 verschiedene Objektbilder. Anschließend analysierten sie, welche Merkmale – in der Studie „Dimensionen“ genannt – den Entscheidungen zugrunde lagen.
Florian Mahner erklärt:
Diese Dimensionen repräsentieren verschiedene Eigenschaften von Objekten, die von rein visuellen Aspekten wie ‚rund‘ oder ‚weiß‘ bis hin zu eher semantischen Eigenschaften wie ‚tierbezogen‘ oder ‚feuerbezogen‘ reichen, wobei viele Dimensionen sowohl visuelle als auch semantische Elemente enthalten.
Wie Menschen und Künstliche Intelligenz Bilder vergleichen
„Die Ergebnisse zeigen einen wichtigen Unterschied“, so Mahner.
„Während sich Menschen vor allem auf Dimensionen konzentrieren, die mit der Bedeutung zusammenhängen – was ein Objekt ist und was wir darüber wissen –, verlassen sich KI-Modelle stärker auf Dimensionen, die visuelle Eigenschaften erfassen, wie etwa die Form oder Farbe des Objekts. Wir nennen dieses Phänomen ,visuelle Bevorzugung‘ in der KI.“
Selbst wenn die Künstliche Intelligenz Objekte genauso zu erkennen scheint wie der Mensch, wendet sie oft grundlegend andere Strategien an.
Dieser Unterschied ist von Bedeutung, denn er zeigt, dass KI-Systeme, obwohl sie sich ähnlich wie Menschen verhalten, möglicherweise ganz anders denken und entsprechend Entscheidungen treffen. Letztendlich wirkt sich das darauf aus, wie sehr wir ihnen vertrauen können.
Wenn eine KI Entscheidungen auf Basis von Oberflächenmerkmalen trifft, kann sie in Situationen versagen, in denen menschliches Verständnis gefragt ist. Das ist besonders relevant, wenn die Technologie in sicherheitskritischen oder sensiblen Bereichen eingesetzt wird.
KI vs. Mensch: Studie bringt neues Verständnis
Die Forschung des Max-Planck-Instituts unterscheidet sich in einigen zentralen Punkten von bisherigen Studien zur Wahrnehmung von Künstlicher Intelligenz.
Frühere Arbeiten zum Thema haben beispielsweise oft nur untersucht, wie gut KI-Modelle Objekte erkennen oder klassifizieren können. Der neue Ansatz macht es möglich, KI und Mensch direkt miteinander zu vergleichen.
Die Wissenschaftler hoffen, dass zukünftige Forschungen ähnliche Ansätze verwenden werden, um besser zu verstehen, wie Künstliche Intelligenz die Welt wahrnimmt.
„Unsere Forschung bietet eine klare und interpretierbare Methode zur Untersuchung dieser Unterschiede, die uns hilft, besser zu verstehen, wie KI im Vergleich zum Menschen Informationen verarbeitet“, sagt Martin Hebart. „Dieses Wissen kann uns nicht nur helfen, die KI-Technologie zu verbessern, sondern liefert auch wertvolle Einblicke in die menschliche Kognition.“
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