Sonstiges

Der Samstags-Stammtisch: Neidkultur

Man biete 1-Tages-Seminar an, Kostenpunkt für moderate 600 pro TN.

Thema: Blogging.

Typische Reaktion: „Hey, was Du wollen Geld verdienen, eh?“

Hypothese:
In Deutschland muß man sich stets entschuldigen, wenn man Kohle machen will. Das Verrückte: Gerade Deutschland gehört zu einem der weltweit führenden Ländern, deren Staatsbürger im Schnitt höchsten Wert auf externe Statussymbole legen. Und der bemisst sich im Kontostand und einem Mercedes Benz vor der Tür. Dieses soziale Drängeln und Schieben nach oben führt zu den Neideffekten. Ja den anderen nicht nach vorne preschen lassen. Bloß nix gönnen. Diese Haltung ist wirtschaftlich zugleich fördernd wie auch zerstörerisch. In einer Situation des langfristigen wirtschaftichen Niedergangs einer ehemals ökonomisch gesunden Nation überwiegen natürlich die negativen Effekte. Die Folgen der Neidkultur werden erst sehr viel später sichtbar, dann ist es aber eh egal.

Gegenhypothese:
In Deutschland ist der Konsument wesentlich kritischer als in vielen anderen Ländern und sucht bewußt bis ins letzte Eckchen nach Fehlern, um wenigsten etwas zum Meckern zu haben. Nicht nur das, sondern in anderen Ländern werden eher zuerst die positiven Eigenschaften gelobt und bei wirtschaftlichen Experimenten Anerkennung gegenüber dem Wagemutigen ausgesprochen. Übermäßige Kritiksucht und Geringschätzung unternehmerischer Risiken führen zu dem typischen Schwund der Unternehmertypen, die einst ein Nation groß und stark gemacht haben. Nicht mehr Wagemut, Innovationsfreude und Pioniergeist werden gefördert, sondern die Vorsichtigen, Fantasielosen und Strukturbewahrer von Althergebrachten.

Schlußfolgerung
Was man alles aus einem banalen Blogthema für Schlüsse ziehen kann auf die Lage der deutschen Nation ist schon der helle Wahnsinn 😉

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

7 Kommentare

  • Vermutlich sind wir Deutschen eher der Meinung, dass man ruhig reich werden aber damit nicht angeben darf.

    Das mit den 600 Euro-Seminar: Erste Reaktion „Waaaas?“, zweite Reaktion „Wer meint dafür Geld ausgeben zu müssen, bitte.“ dritter Gedanke „Könnte ich einen Tag dazu reden? – Hm, nein.“ Ich nehme mal an, dass da keine Volkshochschüler sitzen, sondern Leute, die (warum auch immer) irgendwas zu sagen haben. Und können schnell pampig werden, wenn sie sich vera*** vorkommen. Wenn ich da an denVater unserer Kaumanntochter denke, dann können die auf jeden Fall auch ohne Ahnung autoritär auftreten.

  • Ja, solche Preise sind ja nicht brutto für netto. Und andererseits muss man als Selbständiger einen entsprechenden Tagessatz nehmen, sonst legt man am Ende drauf.

  • Ich wär mir nicht so sicher, dass es bei dieser Debatte um Neid auf ein Tageshonorar geht. Viele der Leute, die auf convers.antville posten, haben sich das Bloggen in den berühmten finnischen Clubs selbst beigebracht, und sie fragen sich, warum man das heute von Consultants lernen soll, noch dazu von jemandem, der sich selbst in der Blogosphäre offenbar noch keinen großen Namen gemacht hat. Ein zweiter Aspekt ist, dass die Berufsangabe „Boulevardjournalist“ für Blogger nun mal wirklich ne Steilvorlage ist. Wäre z.B. von Anfang an klar gewesen, dass Nico Lumma bei dieser Veranstaltung mitmischt, wären die Reaktionen einiger Diskussionsteilnehmer vermutlich moderater ausgefallen.

  • Zitat:
    „Am schlimmsten sind natürlich Pioniere. Die Typen, die schon Weblogs gekannt haben, als sie noch in kleinen finnischen Clubs vor acht Leuten gespielt haben und noch nicht in der Köln Arena. Pioniere bewachen die Ethik, drücken Abscheu und Verachtung aus, wenn es zu wenige Links gibt, usw.“