Die Spiele sind beendet und so langsam kehrt wieder Ruhe ein auf dem Kölner Messegelände. Zeit also, um eine kurze Bilanz zu ziehen. Vor ein paar Stunden haben sich bereits die Veranstalter der Gamescom zu Wort gemeldet. „Die Premiere der neuen Leitmesse für interaktive Unterhaltung und Spiele war ein voller Erfolg“, heißt es in dem offiziellen Abschlussbericht. In den vergangenen fünf Tagen seien 245.000 Besucher (davon 17.000 Fachbesucher) auf das Messegelände gekommen, um Spieleneuheiten von 458 ausstellenden Unternehmen aus 31 Ländern zu erleben und auszuprobieren. Damit sei die Gamescom auf Anhieb die größte Spielemesse der Welt geworden.
Entsprechend gut lesen sich auch die Ergebnisse der Aussteller- und Fachbesucherbefragungen. Demnach haben 95 Prozent aller Aussteller die hohe Besucherqualität gelobt. 92 Prozent aller Fachbesucher haben den Besucher der Gamescom ebenfalls als Erfolg gewertet. Wiederum 90 Prozent haben erklärt, im kommenden Jahr (vom 18. bis 22. August 2010) wieder nach Köln zu kommen. Auch zahlreiche Aussteller hätten bereits ihre erneute Teilnahme signalisiert.
Soweit das überaus positive Fazit der Veranstalter. Und mir bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als den Gamescom-Machern zu ihrem Erfolg zu gratulieren. Da ich den Messerummel aber einige Tage selbst miterlebt und mich vor Ort auch mit vielen Leuten unterhalten habe, möchte ich an dieser Stelle mein persönliches Resümee ziehen – und das liest sich leider nicht so positiv wie die offiziellen Schlussworte der Veranstalter:
Neue Stellenangebote
Growth Marketing Manager:in – Social Media GOhiring GmbH in Homeoffice |
||
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH in Delitzsch |
Kritikpunkt 1: Das schwache Opening-Event
Groß angekündigt als hollywoodreife Gamescom-Eröffnung am Dienstagmorgen entpuppte sich der symbolische Auftakt der Gamescom aus meiner Sicht als totaler Flop. Medien aus Print, Funk und Fernsehen waren zwar reichlich vor Ort, um über einen langweiligen Aufmarsch von ein paar imperialen Soldaten aus dem Star Wars-Universum und einer superlauten Jetpack-Stormtropper-Landung mit anschließender Laserschwert-Übergabe (quasi der Hausschlüssel zum Messegelände) zu berichten, aber unter spektakulär und hollywoodreif stelle ich mir etwas anderes vor. Zumal es in der Welt der Computer- und Videospiele noch andere (familienfreundlichere) Figuren gibt, die die Leute in ihren Bann ziehen können.
Kritikpunkt 2: Wenig echte Neuheiten
Nach Angaben der Veranstalter gab es auf der Gamescom über 150 Spiele-Premieren (in der letzten Pressemitteilung waren es plötzlich nur noch 100 an der Zahl) zu bewundern. Die meisten Neuheiten waren für viele Gamer allerdings schon ein alter Hut, wurden sie auf der E3 in den USA bereits vorgestellt. Echte Neuheiten habe ich in den Hallen so gut wie vergeblich gesucht. Microsofts Sensor-Bewegungssteuerung Natal zum Beispiel wurde nur hinter verschlossenen Türen und handverlesenen Fachbesuchern gezeigt. Schade, dass die Xbox 360-Entwickler den Kollegen von Sony mit ihrer Playstation 3 Slim damit nicht die Show gestohlen haben. Auch Blizzard hätte mit der Ankündigung des dritten WoW-Addons auf der Gamescom viel mehr Applaus mit nach Hause nehmen können. Für das nächste Jahr wünsche ich mir jedenfalls mehr echte Neuheiten. Als neue größte Spielemesse der Welt sollte dies doch zu machen sein, oder?
Kritikpunkt 3: Zu wenige familienfreundliche Spiele für Kinder
Diablo, Call of Duty, Battlefield, Bioshock und Assassin’s Creed sind sicherlich gute Spiele, aber leider nicht für Kinder geeignet. Aber wo waren die Games, die sich speziell an Zielgruppe Kinder richten? Viele Titel habe ich bei meinem Rundgang durch die Hallen leider nicht gefunden. So ähnlich erging es auch einem Freund von mir, der mit seinem Sohn und den drei Nachbarkindern (alle zwischen zehn und 13 Jahren) extra auf die Gamescom nach Köln gefahren ist. „Warum kann ich hier so wenig Probespielen?“, war nur eine Fragen der Kinder. Klar, in die 18-er Bereich gab es kein Zutritt. Auch an den Eingängen zu den Bereichen ab 16 Jahren ging es nicht weiter. Und als wäre das nicht genug, hieß es auch bei einigen Spielen ab 12 Jahre, tut uns leider, aber das Spiel ist noch nichts für dich. Die Auswahl war jedenfalls nicht gerade groß. Nach ein paar Stunden war der freudig erwartete Gamescom-Besuch leider schon zu Ende und Frust (Anreise, Eintritt, Spieleangebot, …) machte sich auf den Gesichtern breit. Immerhin hatten sie ein paar T-Shirts und andere Fan-Devotionalien ergattert – allerdings von Spielen, die nicht ihrer Altersfreigabe entsprachen. In puncto Familientauglichkeit müssen sich die Veranstalter noch etwas mehr einfallen lassen, um beim nächsten Mal auch diese wichtige Zielgruppe besser zu erreichen.
Thema Besucherzahlen:
245.000 Menschen (davon 17.000 Fachbesucher und 4.000 Medienvertreter) haben nach offiziellen Angaben die Gamescom besucht. 100.000 Leute (super Wetter!) waren beim Gamescom-Festival (außerhalb des Messegeländes) dabei. Die Zahlen hören sich nicht schlecht an, insbesondere deshalb, weil die Leipziger Messe mit der Games Convention im vergangenen Jahr nur knapp die 200.000er Marke geknackt hat. Meiner Meinung haben die Gamescom-Macher einfach nur Glück gehabt. Der Kartenvorverkauf lief meinen Informationen zu Folge nicht gerade erfolgreich, die Deutsche Bahn sagte aufgrund mangelnder Nachfrage zwei Sonderzüge ab und das Eröffnungskonzert mit den Toten Hosen wurde kurzerhand vom RheinEnergieStadion (50.000 Sitzplätze) in den Tanzbrunnen (12.500 Plätze) verlegt, um nicht vor leeren Reihen spielen zu müssen. Während der Fachbesucher- und Medientag am Mittwoch und der erste Publikumstag am Donnerstag noch in geordnete Bahnen verlief (es war noch viel Platz in den Messehallen), änderte sich am Wochenende das Bild fast schlagartig. Gerüchten zufolge kamen allein Samstag und Sonntag über 140.000 Besucher. Die Folgen: Hallen mussten vorübergehend wegen Überfüllung geschlossen werden und extreme Wartezeiten vor den Top-Spielen. Beispiel „Diablo 3“: vier Stunden Schlange stehen, um 15 Minuten probespielen zu können.
Doch zurück zu den Besucherzahlen: die restlichen 105.000 Messegäste hätten sich demnach auf die drei ersten Gamescom-Tage verteilt. Warum in dieser Zeit vergleichsweise relativ wenig Besucher auf das Messegelände gekommen sind, liegt vielleicht darin gegründet, dass in Nordrhein-Westfalen (Stichwort Einzugsgebiet) am Montag die Schule wieder begonnen hat. Die nächste Gamescom findet 2010 übrigens während der Sommerferien in NRW statt. Ob es den Veranstaltern dann gelingt, die nächste Hürde von 250.000 plus X Besucher zu knacken, wird sich zeigen.
(Michael Friedrichs)