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Archiv

Traffic-Schleuder Facebook: Muss Google langsam zittern? [Interview]

Marek Hoffmann
Aktualisiert: 16. Februar 2010
von Marek Hoffmann
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Facebook hat ein Kunststück fertig gebracht, das vor einem halben Jahr vermutlich nur die Wenigsten für möglich gehalten hätten. Mark Zuckerbergs Social Network hat dem Suchgiganten Google auf dem US-Heimatmarkt den Rang als größter Trafficlieferant abgelaufen. Zumindest wenn es um das Lotsen von Web-Surfern zu den größeren Internet-Portalen Yahoo, AOL und MSN geht. Den Web-Analysten von Compete Inc. zufolge entfiel auf Facebook im Dezember des vergangenen Jahres ein Anteil von 13 Prozent, Google landete mit sieben Prozent auf dem dritten Platz. Die Silbermedaille konnte sich eBay mit 7,61 Prozent um den Hals hängen, MySpace kam auf immerhin zwei Prozentpünktchen.

Der Grund für den Erfolg liegt in erster Linie in dem begründet, was aktuell als „friend-casting“ bezeichnet wird: User surfen nicht mehr einfach so durchs Netz, sondern orientieren sich an den Aktivitäten ihrer Facebook-Kontakte und deren Empfehlungen zu Internetseiten, Storys, Videos öder Ähnlichem. Aus dem just for fun betriebenem „Poken“ und Bilder hin- und herschubsen ist ein exzellent funktionierendes Word-of-Mouth-Empfehlungssystem geworden. Ich wollte gerne wissen, ob sich dieser Trend auch bei in Deutschland so fortsetzen könnte und welche Konsequenzen dies möglicherweise für die SEO-Arbeit hat. Immerhin hat Facebook jetzt auch hierzulande Quartier bezogen – muss Google Germany nun zittern? Ich habe hierzu einen Experten befragt, Pepe Mickler von blueSummit, einer Münchener Agentur für Suchmaschinenmarketing.

Pepe, welche Gründe siehst du dafür, dass Facebook in den Staaten Google als größten Traffic-Lieferanten zu Portalen wie AOL, MSN oder Yahoo überholen konnte?

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Es ist für uns Europäer schwer dies nachvollziehen zu können. Diese Portale spielen heute bei uns überhaupt keine oder nur eine sehr kleine Rolle. Und Google ist darüber hinaus mit im Schnitt 80 bis 90 Prozent Marktanteil der unangefochtene Platzhirsch, Bing hin oder her. Jedoch ist hier die Rede vom US-Markt, dem Mutterland von Facebook, wo eben auch diese Portale eine gewisse Rolle als Zielpages spielen. 

Bei Facebook befinden sich heute viele Brands wie Adidas oder Burger King. Sie haben erkannt, dass in dieser „Closed Group“ des Netzwerks Daten und User zu großen Teilen noch unerschlossen von der Suchmaschine Google sind. Hier liegt ein großes Potenzial an Informationsaustausch und Traffic. Es reicht, den richtigen Link zu setzen, um die User dann weg von Facebook hin zu eigenen Websites oder wichtigen Portalen wie AOL zu leiten. 

Wird Google durch seinen Einstieg in die Social Media-Welt (Stichwort: Buzz) diesen Trend aufhalten können? 

Das sind meiner Ansicht nach zwei komplett verschiedene Themen. Google als Suchmaschine liefert relevante Links zu Websites und zum Teil gleich konkrete Informationen. Sollten die Portale die beste Info haben oder aber das beste SEO oder SEM, dann wird Google mit seinem Algorithmus dies so auch erkennen wollen – und den Traffic nach dem Klick des Users dort hinleiten. 

Buzz wird das nicht ändern: Google hat den Dienst ja als Reaktion auf Twitter und Facebook gelauncht beziehungsweise einfach in seine Gmail-Community angefügt – als eine Art Google Wave Light. Ein Schuss nach hinten, meiner Meinung nach. Buzz wird nichts aufhalten, da es gar keine Power hat: Wie Orkut könnte dies vielleicht regional funktionieren, aber als Start einer Social Community würde ich dies nicht bezeichnen, nicht einmal als Tor.

Ist es denkbar, dass Facebook Google auch in Deutschland irgendwann den Rang abläuft? 

Es ist unbestreitbar, dass Facebook hierzulande eine immer größere Rolle in der Kommunikation und damit im Informationsaustausch eigener und fremder, privater und kommerzieller Inhalte spielt. Brand-Channels werden immer beliebter. Der User selbst ist der beste Vermarkter – gerade in einem Retail-Bereich, der die Zielgruppe auf Facebook anspricht.  

Hierbei verlinkt der User aber nicht auf Facebook-externe Seiten, sondern bleibt innerhalb seiner gewohnten und geschätzten Oberfläche, sprich: auf Facebook! Und falls doch, dann auf eigene Brand-Websites oder Blogs, um dort weitere Informationen abzugreifen. Kurzum: Portale wie AOL spielen in Deutschland keine Rolle und werden auch in Zukunft nicht gepusht werden, weder von Google, Facebook noch von Twitter. 

Stimmst du der Einschätzung zu, dass Social Media die nächste Suchmaschine des Internets werden könnte? 

Nein – Social Media wird keine Suchmaschine werden! Wenn überhaupt, dann eine Frage-Antwort-Maschine mit menschlichem Backoffice – ähnlich der Telefonauskunft, nur eben schneller, genauer und zielführender. Und solange der Kommerz keinen Einzug hält, zudem auch zuverlässiger und relevanter! Dies ist jedoch vielfach schon geschehen: „Ich gebe dir Geld und du verbreitest meine News, Infos, Hilfen, Produktdetails etc.“

Welche Konsequenzen ergeben sich durch diesen Trend für SEOs? Werden diese aussterben und durch „Social-Media-Optimizer“ ersetzt? 

Richtig formuliert: Es handelt sich erst einmal nur um einen Trend, der sich langfristig als weiteres Standbein im Online-Marketing-Mix etablieren muss. Aber: Wenn die Menge an Informationen auch im Social Media-Bereich steigt, wird wieder eine „Maschine“ zum Zuge kommen um diese Infos zu kanalisieren, zu bündeln und für den Enduser nutzbar zu machen. Spätestens dann sind die SEOler im klassischen Sinne als Manipulateure gegebener Systeme gefragt. Social Media Optimization ist sicherlich eine weitere Sparte beziehungsweise Weiterentwicklung von SEO oder eben des klassischen Marketings. In Social Communitys bedeutet das: Reputation Management, Brand-Channels etablieren und vor allem mit Leben füllen und den Erfolg kontrollieren.

(Marek Hoffmann / Foto: Pixelio – Fotograf: Bernhard Thürauf)

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