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YouTube: Untertitelung und Übersetzung on the fly kommen – und so funktioniert's

Es ist erstaunlich, wie sich Ansichten und Blickwinkel manchmal wandeln, wenn man hinter die Kulissen einer Sache blickt. Bevor ich beim WDR tätig war, habe ich die Funktion „Untertitel“ an meinem Fernseher höchstens mal eingeschaltet, wenn ich gleichzeitig telefoniert und fern geguckt habe. So konnte ich dem Plot des Films zumindest noch halbwegs folgen. Als ich dann im Programmbereich Internet selbst für die Untertitelung bestimmter Sendungen zuständig war, habe ich erst erkannt, wie viele Menschen tatsächlich auf diesen Dienst angewiesen sind und welche Arbeit dahinter steckt (wenn es interessiert: auf der Seite des WDR gibt es dazu den schönen Infofilm „Sehen statt Hören“). Warum der lange Vorspann? Weil YouTube seinen gehörlosen und -geschädigten User nicht länger außen vor lassen und ihnen ab sofort mit einem neuen Service einen Schritt näher kommen möchte.

Auf einer gestern in der Zentrale in San Bruno in Kalifornien abgehaltenen Pressekonferenz, gaben die Verantwortlichen der Video-Plattform bekannt, dass sie ihren Service „Auto-Captioning“ ab sofort allen Usern zur Verfügung stellen. Mittels der bereits bei der Google Sprach-Such-Funktion benutzten Algorithmen werden hierbei die auf YouTube hochgeladenen Videos auf Wunsch des Zuschauers automatisch mit Untertiteln versehen. Aufgerufen werden sie ganz easy über einen kleinen „CC“-Button. Eine Einschränkung gibt es aber doch: Dies gilt zunächst nämlich nur für Videos, in denen Englisch gesprochen wird. Das ist nicht wirklich überraschend und auch der Grund, warum auf dem Teaserbild (und dem nachfolgenden Video) Obama und nicht Angela zu sehen ist (und Westerwelle hätte das Programm wahrscheinlich mit seinem Englisch überfordert).

Seit 2008 wird bereits an diesem Feature gearbeitet und Ende des vergangenen Jahres ging es in die geschlossenen Beta. Nun scheint es aber für den allgemeinen Roll-Out geeignet, wobei die Macher Unzulänglichkeiten durchaus eingeplannt haben: Sollte eine Übersetzung nicht den Qualitätsansprüchen des Video-Besitzers genügen (was bei dieser Art der Übersetzung und der oft schlechten Tonqualität der Filmchen und störender Hintergrundgeräusche durchaus vorkommen dürfte), kann er diese runterladen, um sie zu bearbeiten und die ergänzte oder verbesserte Version wieder hochziehen.

Wie auf dem Teaser-Bild und im Video zu erkennen ist, existiert darüber hinaus die Möglichkeit, sich die Untertitel in eine andere Sprache übersetzen zu lassen. Bislang sind 50 Sprachen verfügbar, der Pool soll aber natürlich sukzessive erweitert werden. Da die gesamte Arbeit hierbei von Maschinen erledigt wird, sollte sich kein Zuschauer wundern, wenn die automatisch erstellten Untertitel, die dann noch in eine andere Sprache übertragen werden, am Ende in manchen Fällen nur noch den Kern der Sache wiedergeben. Ganz so schlimm wie beim „Stille Post“-Spiel dürfte es nicht werden, aber natürlich auch nicht optimal. Und wie der Zufall es will, habe ich gerade per Twitter gesehen, dass sich die Jungs von Mashable bereits über die ersten „Auto-Captioning“-Fails amüsieren.

Erwähnenswert ist noch, dass YouTube seinen ungeduldigen Usern auch einen „Request Processing“-Button zur Verfügung stellt. Mit dem können sie eine schnellere Verfügbarkeit der Untertitelung-Funktion für ihr bis dahin noch nicht berücksichtigtes Video beantragen. Ob es was bringt, weiß ich nicht, aber ihr könnt gerne eure Erfahrungen hierzu in den Kommenatren posten. Bin ja auch sehr gespannt darauf, wie lange es dauern wird, bis alle Videos mit dem Feature  versorgt sind. Wer weitere Informationen zu dem Thema möchte, findet sie auf dem YouTube-Blog.  

Auch wenn die Verantwortlichen der Video-Plattform nicht alle Gutmenschen und Philantropen sind, und das Ziel der Aktion ganz klar in der Kundenbindung beziehungsweise -gewinnung liegt: Mit dem Untertitelungsfeature erhalten durch eine Beeinträchtigung benachteiligte Menschen einen Mehrwert auf YouTube und das zählt in diesem Fall mehr.

Übrigens, nur so am Rande: YouTube bietet seinen Nutzern jetzt auch eine größere Palette an Auswahlmöglichkeiten, wenn sie Videos auf ihren Seite einbetten möchten. Mehr hierzu gibt es auch auf dem hauseigenen Blog.

(Marek Hoffmann)

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Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

18 Kommentare

  • Es mag zwar nur Text sein, aber hier entsteht in seiner Stille ein „Killerfeature“ für die Plattform. Dadurch wird die Trennung von englischen zu deutschen Inhalten aufgelockert und zudem können bald auch Spanier, Polen und Sachsen dem Inhalt zumindest folgen.

  • @Marek: Du hast nicht verstanden was das Wort „Gutmensch“ bedeutet. Schlag es lieber nach, bevor es noch schlimmer wird.

  • @Anonymous: „Ein Gutmensch hat gute Absichten, möchte bestimmte Probleme lösen oder die Welt verbessern.“ – Wie du es interpretierst, liegt an dir.

  • Gutmensch nervt mich auch als Wort. Wird meistens von rechten Spinnern verwendet um Diskussionen gar nicht erst zu ermöglichen. Ein bisschen wie „jedem das seine“ und „arbeit macht frei“ …

  • Also mal abgesehen davon, dass ich die kurzen RSS Feeds nicht gut finde … der Link zu Engadget führt auf Mashable. Fast das selbe, aber nicht das gleiche 😉

  • Marek. Richtig. Eigentlich ärgerlich, weil unpassend. Könntest du bitte meinen Kommentar löschen? Ich finde das Wort Gutmensch nur nervig, wenn es aus bestimmten Richtungen kommt. Die Diskussion ist fehl am Platz.

    Deswegen mal was zum Thema:
    habe ich das richtig verstanden? Die Software „hört“ zu und übersetzt dann direkt, ohne das ein Mensch da tippen muss?

  • @Sebbi: 😀 Danke für den Hinweis, hab’s geändert.

    @Robert: Your wish is my command…und weg war er. 😉 Zu deiner Frage: Yepp. So habe ich es verstanden.

  • Damit wird die Welt wieder ein Stück kleiner. Wenn zukünftig Menschen aus allen Ländern sich Videos mit dem unterteil Ihrer Sprache abspielen lassen können. Ein ganz klarer Vorteil zu allen anderen Videoportalen!

  • Guter Schritt, mit Google soll ja bald auch Telefonübersetzung möglich sein 😀

    Google ist schon genial und was werde ich mich manchmal freuen, weil alles versteht man aus USA mit Schulenglisch nämlich auch nicht 🙂

    Rob Vegas hat schon Recht, das ist ein Killerfeature

    „Dadurch wird die Trennung von englischen zu deutschen Inhalten aufgelockert und zudem können bald auch Spanier, Polen und Sachsen dem Inhalt zumindest folgen.“

    Sachsen^^

  • Also von der Idee her können wir es gutheißen. Wenn da nicht diese verfluchte Skepsis an allem, wo Google die Finger hat dran wäre…

  • Oh, es ist einfach toll, dass Youtube immer und immer besser wird mit der Barrierefreiheit!

    Unterstützt für Deutschland bitte auch die Aktion Untertitel.

    Skepsis hin und her, weil Google seine Finger dran hat – wir sind einfach dankbar, dass es die Untertitelung gibt, wenn auch noch auf englisch.

  • Ich bin gehörlos und bin auf Untertitelung angewiesen. Gerade im Bereich TV gibt es meistens gar kein Untertitelung wie z.B. RTL, RTL II, Pro7, Sat.1 usw. – Untertitelung werden bei Gehörlosen und Schwerhörigen dringend gebraucht. Was passiert eigentlich, wenn ihr plötzlich schlechter hört, und dann stösst man auf Problemen, weil wenn man den Ton nicht mehr hören kann, dann ist man auf Untertitel angewiesen.

    In USA und England ist es schon üblich, das mindestens 95% im TV voll untertitelt werden. In Deutschland ist das praktisch ein Armutszeugnis.

    Ich unterstütze ebenfalls den Aktion bei aktion-untertitel.de . Ich habe Respekt vor diesem Aktion. Ohne Untertitel ist ein Buch wie ohne Text.

  • Ich finde die Idee grandios. Verstehe aber noch nicht richtig, wie das funktionieren soll. Ein Programm hört sich das Video an, oder wie muss man das verstehen?

  • Find ich gut, so kann man sich auch als Nicht-Muttersprachler Obama im Original reinziehen und verbessert nebenbei noch bisschen sein Englisch.
    Neben dem positiven Effekt für Gehörlose/Schwerhörige

  • Ist sicherlich ’ne gute Sache. Auf Benutzerfreundlichkeit sollte man immer Rücksicht nehmen und einen Teil des vereinnahmten Geldes wieder für die User investieren.