Das alte Web geht, das neue kommt. Besser lässt sich die vergangene Webwoche nicht zusammenfassen. Hier heute drei erstaunliche Thesen aus nur sieben Tagen Internet:
1. Es lebe der Tod
Der Friedhof der Websites wächst. Ask.com hat in dieser Woche angekündigt, seine Websuche künftig einzustellen, und hebt damit schon einmal ein Grab neben Lycos und AltaVista aus. Die BT-Leser scheinen nicht besonders traurig darüber zu sein und würden die Ask-Toolbar am liebsten gleich mit beerdigen. Aber meidet den Friedhof bei Nacht, Freunde! Denn die drei Genannten sind immer noch als Untote unterwegs. Tagsüber nisten sie sich bei Google ein und „zapfen“ die Mitarbeiter der Websuche an.
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Das Thema Tod hat der – selbst ein wenig in die Jahre gekommenen – Focus-Gründer Helmut Markwort offenbar als Trend erkannt: Er rief StayAlive ins Leben, eine Art Social Network für Tote, ausgerichtet auf den internationalen Markt und die perfekte Weiterentwicklung von StayFriends. Praktisch ein digitaler Grabstein. Digitaler Grabstein? Da hat Yanko Design etwas für euch: E-Tomb, den Bluetooth-fähigen Grabstein, bei dem Informationen über den Verstorbenen nicht mehr teuer eingraviert werden müssen, sondern digital gespeichert sind. Fragt sich nur, wie man die Gräber künftig eigentlich noch finden soll, wenn jeder so einen Grabstein hat. Der Trend ist auf jeden Fall eindeutig und irgendwo auch erfreulich: der Tod ist kein Tabuthema mehr. Wunderschön das Symbolfoto dazu (oben), das man auch im Sinne meiner Eingangsthese interpretieren könnte: gute Nacht, altes Web!
2. Danke für viele gute Storys, neuer Browser!
Und willkommen, neues Web! Genauer gesagt: Willkommen, RockMelt. Der neue Social-Media-Browser wurde von den Technikautoren weltweit herbei gejubelt. Allerdings weniger wegen seiner Eigenschaften, sondern vor allem, wegen des dankbaren Themas: ein neuer Browser, der noch dazu Facebook nahtlos integriert, war in dieser eher ruhigen Woche eine Topstory. Und die RockMelt-Macher wussten, wie sie den Hype noch etwas anheizen konnten: mit einer Closed-Beta-Version und nur spärlich verteilten Invites. Nicht einmal Spiegel Online hatte anfangs einen bekommen, was Sascha Pallenberg mal wieder dazu veranlasste, SpOn-Netzwelt-Ressortleiter Frank Patalong in Grund und Boden zu schreiben.
Zu RockMelt sei nach ein paar Tagen Test gesagt: Facebook und Twitter werden ganz hübsch eingebunden, die Facebook-Chat-Kontakte etwa über eine Spalte links. Neueste Tweets oder der Facebook-Newsfeed können über der aktuellen Website eingeblendet werden. Webseiten lassen sich mit einem Share-Button ganz einfach teilen. Sprich: Man spart sich den Gang auf die Facebook- oder Twitter-Seite. Die Ennomane hat allerdings die Nachteile in einem Tweet ziemlich genau auf den Punkt gebracht:
Warum kann Rockmelt Facebook und Twitter aber kein Mail, Okcupid, Homebanking, Google Maps, Dropbox, Foursquare, Delicious und Bit.ly?
3. Gute Nacht, Instant-Messenging
RockMelt ist ein angepasster Chromium-Browser. Ist ganz nett, ihn mal zu benutzen, aber nach meinem Test habe ich ihn auch wieder aus dem Dock entfernt. Vielleicht nicht ganz unpassend dazu: Instantmessenger ICQ will künftig Geld dafür kassieren, dass man sein Protokoll in Multimessenger einbaut. Es könnte richtungsweisend sein für die Zukunft, denn beide Typen könnten verlieren – und die Nutzer sich auf Facebook oder Skype austauschen. Wieso sollte RockMelt dann eigentlich noch andere Services integrieren, wenn die Masse die großen Player ansteuert? Einige BT-Leser bringen XMPP ins Gespräch, das offene Chat-Protokoll, das vom Facebook-Chat ebenso verwendet wird wie von Google. Dank der großen Anbieter könnte es sich letztendlich vielleicht doch durchsetzen und den altgedienten Instantmessengern wie ICQ das Ende bereiten, das sie selbst herbei rufen.
Und alle drei Trends fasst erstaunlicherweiser eine einzelner Spruch zusammen: Shoot the Messenger. In dieser Woche wurde bekannt, dass Google jedem seiner 23.000 Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung zahlen wird. Ein Trend, der Schule machen sollte, wie ich finde… Google jedenfalls hatte wenig Sinn für Humor für den Mitarbeiter, der dieses interne Rundschreiben an die Presse durchsickern ließ: er wurde gefeuert.
Dies ist der vorerst letzte Basic Flashback für dieses Jahr. Die Redaktion geht in Exerzitien und wird mit weiteren Flashbacks voraussichtlich im kommenden Jahr weiter machen. Habt bis dahin schöne Sonntage!
(Jürgen Vielmeier)
Der Tod ist für die Evolution unumgänglich. Genauso benötigen wir für die Entwicklung regelmäßige Paradigmenwechsel.
Bei Google, Apple und Microsoft denke ich allerdings, dass es diese Unternehmen selbst noch in 20 Jahren geben wird.
Blöder Titel. Es sterben Menschen während ihr reisserische Titel schreibt, Freunde.
Mack hat recht, doofer Titel, aber ansonsten ein sehr guter Artikel, weiter so.
Jo der Titel macht traurig. Soll wohl abhärten!
Ha, das mit den Toolbars gleich mitbeerdigen fand ich sehr gut. Nichts ist nerviger wenn man mal ein download tool ausprobieren will und man wird einem nebenbei eine nervige Toolbar untergeschoben.
Geht die Diskussion um Post-Titel schon wieder los?! Was kann/darf man denn noch schreiben???
Mich stört der Titel jedenfalls nicht….schon gar nicht im Zusammenhang mit dem sehr guten Beitrag danach…
Extrem über was sich Leute muckieren, schlimm genug das Deutschland selber die Pressefreiheit eingrenzen mag, aber das die Leser von Blogs das nun auch noch unterstützen wollen, grausig!
da leiden wohl offenbar ein paar Leser unter Realitaetsverlust.
Ich plaediere auch dafuer, dass beim naechsten Tsunami „die perfekte Welle“ im Hintergrund laeuft. Das macht derartige News irgendwie verdaulicher.
„Es sterben Menschen waehrend ihr reisserische Titel schreibt“, ist ehrlich gesagt eines der Zitate des Jahres.
Prima Artikel, danke fuers Feature 😉
@1 Le Mag
….Bei Google, Apple und Microsoft denke ich allerdings, dass es diese Unternehmen selbst noch in 20 Jahren geben wird…..
Niemand weiß was in 20 Jahren sein wird ? diese Firmen gibt es gerade einmal ca. 30 Jahre.
….Das alte Web geht, das neue kommt….
Was ist “Neu” und was ist “Alt” und wer deffiniert das im Web?
Ich glaube diese Internetdienste sind wie Seifenblasen , werden sie zu Groß Zerplatzen sie schneller.
Facebook könnte eines Tages Google schlucken , bis wieder jemand eine neue Idee hat an der Facebook zugrunde geht …. usw.
Daher Investiert vermutlich Google in jüngster Zeit auch mehr in Betriebssysteme und Software als in Internet – Diensten.
Interessante Gedanken.
Das Internet wandelt sich tagtäglich, und Riesen kommen schnell, bleiben oder gehen wieder schnell.
Wer hätte gedacht, dass Twitter so einschlägt?
Der Wandel ist überall und wird immer schneller. Nur die Menschen werden älter, alles andere stirbt immer schneller 🙂
Viele Leser wissen wohl nicht einmal mehr was eine Floppy Disk ist, für mich und viele andere war das damals eine Revolution nach den Data-Kassetten 😉
Wir können auf jedenfall gespannt sein, was die Zukunft noch alles bringen wird.
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“Es sterben Menschen waehrend ihr reisserische Titel schreibt”
ja ganz toll..
Einfach nix mehr schreiben dann stirbt auch keiner 😉
und den Strom den manndamn spart. denkt doch an die Kinder!
😉
Ask? Wow das hätte ich nicht gedacht, damit fällt auch ein großer Adwords Kunde weg
[…] kennt ihn ja unter anderem schon durch seine Basic Flashbacks, die er euch im vergangenen Jahr hier bei uns Sonntag für Sonntag präsentiert hat. Aus […]