Sonstiges

Online ist kein Heilsbringer: Musikindustrie vegetiert dahin

Der Musikindustrie brechen die Umsätze weg. Zumindest wenn man der „Chart des Tages“ glauben darf, den der Business Insider jüngst veröffentlicht hat. Ed Cotton hat die Jahresendumsätze der Jahre 1973 bis 2009 verglichen, die der US-Musikverband RIAA jährlich veröffentlicht. Gemessen werden die Umsätze, die aus Verkäufen von Tonträgern entstehen. Demnach begann Mitte der 1980er Jahre mit dem Aufkommen der CD ein Boom, der etwa 15 Jahre anhielt und die Umsätze der Industrie praktisch verdreifachte. Nachdem 1999 die Spitze erreicht wurde, gehen die Umsätze aus CD-Verkäufen kontinuierlich zurück. Das ist natürlich, wenn ein Medium durch ein neues ersetzt wird. Allerdings fangen Online-Verkäufe als neues Medium die Verluste der CD nicht auf.

Online-Käufe, die seit 2004 in der Statistik auftauchen, bescheren der Musikindustrie zwar einen wachsenden Teil vom Umsatz, doch die CD verliert schneller. Die Gesamtumsätze sind seit dem Jahr 1999 um fast die Hälfte eingebrochen. Tendenz: eher weiter fallend. Die CD stirbt aus, Online-Downloads sind der Nachfolger. Aber hier sind die Umsätze weitaus geringer.

Vor einigen Wochen telefonierte ich mit Daniel Knöll, dem Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesverband Musikindustrie. Aktueller Aufhänger war damals eigentlich ein anderer. Der Bundesverband hatte Mitte Januar aktuelle Zahlen über den Markt der Musikdownloads vorgestellt. Weltweit kratzte der Anteil der Downloads im Jahr 2010 an den 30 Prozent des Gesamtumsatzes. Genau waren es 29 Prozent. Der jährliche Umsatz aus Online-Musikverkäufen betrug 4,6 Milliarden Dollar weltweit. In Deutschland stieg der Online-Anteil laut prognostizierten Zahlen von Ende 2009 bis Ende 2010 von 8 auf 11 Prozent.


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Legale Online-Angebote inzwischen sehr zahlreich

11 Prozent. Deutschland, mal wieder ein Online-Entwicklungsland? Was Knöll mir damals sagte, erstaunte mich:

Gott sei Dank machen wir in Deutschland immer noch die meisten Umsätze mit CD und Vinyl. In Deutschland ist der Markt dank der physischen Tonträger noch stabil. In Ländern mit einem deutlich höheren Anteil von Musikdownloads am Gesamtumsatz beobachten wir teilweise ein Schrumpfen des Gesamtmarktes und sogar des Online-Marktes.

Angesichts Cottons Statistik wundert mich das nun nicht mehr. Knölls vertritt die Musikindustrie. Und wie jeder andere Dachverband wünscht er sich natürlich, dass die Umsätze steigen oder zumindest stabil bleiben. Das kann man ihm nicht verdenken. Ein gerne vorgebrachtes Vorurteil scheint damit allerdings tatsächlich widerlegt: Die Musikindustrie kann ihre Umsatzverluste nicht stoppen, indem sie Online begrüßt.

Am mangelnden Angebot kann es mittlerweile nicht mehr liegen. Es gibt mit iTunes, Musicload, Amazon, bald wahrscheinlich Google Music hervorragende Download-Shops. Es gibt von Napster, Sony und Simfy sehr ordentliche Streaming-Angebote. 400 lizenzierte Online-Dienste für Musikdownloads und -streaming gibt es laut dem Bundesverband Musikindustrie inzwischen weltweit, in denen über 13 Millionen Songs zur Verfügung stehen.

Fehlentwicklungen der 90er Jahre rächen sich

Hören die Menschen weniger Musik als noch 1999? Unwahrscheinlich. Aber Tatsache ist, dass sie weniger dafür bezahlen. Das mag zum einen daran liegen, dass viele sich weiterhin Musik illegal über das Netz besorgen. Zum anderen aber ist Musik heute spürbar billiger als noch in den 1990er Jahren. Selbst neueste Alben kosten online kaum mehr als 8 oder 10 Euro. Die Nutzung von legalen Musikflatrates wie eben Simfy, Sony oder Napster nimmt zu. Die Industrie hat selbst erkannt, dass sie mit Tonträgern nicht mehr reich werden kann und hat deswegen die Preise für begehrtere Konzerttickets in den letzten Jahren deutlich erhöht.

Ist das jetzt wirklich der Tod der Musikindustrie, wie der „Business Insider“ orakelt? Ganz wohl nicht, aber der Markt dürfte sich konsolidieren, einige der großen Player verschwinden oder aufgekauft werden. Für die Verkäufe von Songs auf Online-Plattformen bräuchten wir die Industrie streng genommen nicht mehr. Aber wer promotet dann die Talente von morgen? Wer sichtet Musik und entscheidet, wer eine Chance bekommen soll? Alleine das Web?

Wer organisiert Touren und Auftritte? Die Künstler selbst? Das alles deutet zumindest darauf hin, dass die Musikindustrie heute die eigenen Fehler zu spüren bekommt, die sie auf dem Höhepunkt ihres Erfolges Ende der 1990er Jahre gemacht hat. Sie hat Online nicht als Chance oder logische Weiterentwicklung gesehen, sondern das Medium viele Jahre lang schlicht verteufelt. Jahre, in denen illegales Filesharing erst zum Trend werden konnte. Diese Fehlentwicklung von damals könnte der Musikindustrie jetzt den Rest geben.

(Jürgen Vielmeier, Grafik: Ed Cotton, Alley Insider)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

31 Kommentare

  • Ganz normale Sozialevolution. Da kann man sich noch so starkt gegen wenden und wehren. Die kontingente Eigendynamik von Massenphänomenen können zwar gesetzlich versucht werden in eine Richtung zu lenken. Ob sie diese Richtung einschlagen obliegt der Kontingenz jedoch selbst.
    Ähnlich könnte es dem Fernsehen und dessen Werbefinanzierung im Bereich Privater Sender auch ergehen. Es bleibt spannend. Mal sehen, was Appel TV und Google TV da anstellen.
    Auch die Presse erlebt einen evolutionär entscheidenden Umbruch. Das Internet entwickelt erst langsam seine eigene Kraft und Wirkmächtigkeit, die sicher noch sehr lange für schlechte Laune auf manchen Seiten und beste Launen auf manch anderen Seiten sorgen wird. Machen kann man dagegen nichts. Versuchen einiges 🙂

  • Hey, die Umsätze liegen auf dem Niveau vom Anfang der 90er Jahre. Was ist daran per se so schlechtes? Die CD brachte einen Boom, der sich als Sondereffekt werten lassen kann. Es wird sicher viele Käufe gegeben haben, um die Platten im eigenen Schrank gegen CDs zu ersetzen, weil das Medium Vinyl wegfiel.
    Irgendwann tritt eine natürliche Sättigung ein.

    Inzwischen ist Musik immer und überall verfügbar im Stream, der Druck, extra eine CD zu kaufen, schwindet. Und damit würde ich noch nicht mal den illegalen Downloads die Schuld zuschieben.

  • Hab mir im Januar mal wieder ne CD gekauft. Ansonsten höre ich nicht viel und kaufe dementsprechend nicht.
    Aber solange es online fast nur minderwertige Qualität zu kaufen gibt (Ausnahme ist http://www.musiczeit.com , wo ich mir auch schon ein Flac-Album gekauft habe), werde ich auf den mp3-Einkaufzug nicht aufspringen.

  • Ich finde der Aspekt das wir mittlerweile durch das Internet wesentlich mehr Musik erhalten, als es früher noch der Fall war, darf nicht vergessen werden. Außerdem haben die Musiker sicherlich einen Teil des Publikums an die Film- und Spielindustrie verloren.

    Kostenlose Musik ist in meinem Alltag zur Selbstverständlichkeit geworden. Dank Jamendo investiere ich mein Geld lieber direkt an die Musiker. Ich würde einfach sagen das eine ganze Industrie überholt wurde weil sie vergessen hat sich den Entwicklungen erfolgreich anzupassen.

  • ..habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, Sandra Nasic mit Robert Basic zu verkuppeln?

  • Es gibt nicht viele Lösungen , entweder man Kriminalisiert die halbe Bevölkerung wie in Frankreich oder England, Versucht das das Internet radikal vor Illegalen Angeboten zu Zensieren oder Einzuschränken wie in den USA oder eine gierige Abmahn Industrie zu Etablieren wie in Deuschland.

    Das alles wird nicht viel Helfen da man Musik dank der Digitalisierung einfach für jederman Vervielfältigen kann, denn nicht das Internet ist Schuld sondern größtenteils die einfache Möglichkeit der digitalen Vervielfältigung und damit durchaus auch die Geräteindustrie drumherum.
    Fernseher mit Mediaplayer und USB Stick Anschluß genauso wie die MP3 Player im Auto oder der HiFi Anlage, denn sie verdrängen die Tonträger und ihnen ist es letztendlich egal aus welcher Quelle das Medium stammt.

    Auch wird dies erst der Anfang einer Entwicklung sein und noch ganz andere Bereiche ergreifen wird , die 3D Drucker stehen schon in den Startlöchern mit noch ungeahnten Möglichkeiten der Vervielfältigung.

  • Ich kaufe mir CDs von den Leuten, die ehrliche gute Musik machen und die ich dadurch untersützen möchte.

    Außerdem will ich die maximale Soundqualität.

    Und wer Musik des Geldes wegen macht, macht keine Musik!

  • Eine andersartige und dennoch in vielen Aspekten vergleichbare Krise gab es in den vergangenen Zwanzigern und frühen Dreißigern, als der öffentliche Rundfunk nicht als mögliches Promotions-Instrument, sondern als reiner Gegner wahrgenommen wurde. Die damaligen Player verschwanden wenig später fast vollkommen vom Markt bzw. wurden geschluckt.

    Auch heute wird durchaus noch reichlich Umsatz gemacht, im Vergleich mit den 90ern vielleicht nicht unbedingt wenn nur die Verkäufe der Tonträger herangezogen werden. Aber achtet man mal auf Apple: Wieviel Gewinn wird mit Downloads generiert? Wenig bis gar keiner? Aber wie hoch fällt dieser aus, wenn man die Kopplung an die Hardware berücksichtigt?

    Abgesehen davon: Musik wird heute eher mehr denn weniger konsumiert als 1999, auch die Besucherzahlen bei Konzerten und vor allem die Preise, die da bereitwillig gezahlt werden, gehen doch auch nicht zurück. Dieses Erlebnis kann aber eben auch nicht durch die Musik-Blu-Ray oder DVD ersetzt werden.

    Es gibt weiterhin nicht DIE Lösung oder das eine Zukunftskonzept, sondern Möglichkeiten und Optionen, die diesen Markt in den kommenden Jahren weiterhin so spannend machen werden. Interessant in diesem Zusammenhang vielleicht auch: Die Parallelen zum klassischen Verlagswesen.

  • Meine Theorie:
    – das meiste Geld für Musik kommt von Kids und Jugendlichen (siehe Charts)
    – Kids haben eine sehr stark begrenzte Menge Geld zur Verfügung
    – dieses Geld wird heute auf wesentlich mehr als nur Musik hören verteilt. Namentlich: Videospiele (waren vor den 3D Krachern Ende der 90er auch nicht solche Verkaufsschlager), Kinobesuche (Multiplexe gibt es erst seit Ende der 90er), Alkohol, etc

    Ergo sollte man all diese Unterhaltungsindustrien mal gemeinsam anschauen … ob deren Umsätze wirklich allesamt fallen? Ich glaube nicht …

    P.S.: Die Musiker holen sich die Kohle dann eben über Konzerte. Sieht man ja deutlich an den Ticketpreisen … 70 Euro für 2 Stunden Konzert, keine Seltenheit mehr …

  • Man sollte auch nicht vergessen, dass in Deutschland a) die durchschnittlichen Realeinkommen abgenommen habne und b) das insbesondere bei denen, die genug Zeit hätten für Musik – Arbeitslose, Rentner etc. sowie c) die Grundlebenskosten – Miete, Energie… – besonders angesteigen sind, also diese Leute auch noch besonders betroffen waren.

    Wer immer weniger Geld hat, spart natürlich da ein, wo es am einfachsten ist. Da ist in den meisten Fällen Kino, Musik u.ä. Insbesondere, wenn man sich diese Dinge aus anderer Quelle besorgen kann.

    Und was die CDs angeht: Hier sieht man doch sehr deutlich bestätigt: Alle haben ihre Musik auf CD noch mal gekauft, und als das alle hatten, gingen die Verkäufe zurück.

    Außerdem ist der Umsatz mit CDs immer noch so hoch wie vor der CD-Zeit mit den anderen Medien.

  • Mich überrascht es ehrlich gesagt nicht so sehr, dass diese Zahlen nach unten gehen, denn in der heutigen Zeit aknn man sich Musik auch auf nicht ganz legale Weis eim Internet runterladen oder man brennt sich die CD einfach von jemandem, der sie schon hat.
    Obwohl ich eingefleischter CD-Käufer bin, wundern mich diese Zahlen nicht.
    Hoffentlich bessern sie sich wieder.

  • @12 und dazu bekommt man oft einen Trojaner und sonstiges gratis dazu.
    Ich denke, dass illegale Downloads nicht das Problem der Musikindustrie sind. Vielmehr ist Musik nun häufiger for free verfügbar beziehungsweise häufiger kopierbar.
    Das Problem ist, dass das Thema Social Commerce bei den Nutzern noch nicht angekommen ist und somit sich die neuen bzw. alternativen Vertriebswege noch nicht so ganz monetarisieren lassen. Gute Ansätze gibt es aber bereits, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass der digitale Musikmarkt nach oben noch großes Potenzial hat. Sehr interessante technische Möglichkeiten gibt es ja bereits: http://bit.ly/gniBQV

  • Überraschend sind die Zahlen wirklich nicht. CDs sind in den letzten Jahren preislich auch sehr angestiegen, da überlegt man sich das zweimal, ob man eine kauft, oder es doch lieber herunterlädt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Musikundustrie es ein bisschen wie die Bahn macht. Wenn es nicht gut läuft werden die Preise angehoben. Dadurch läufts ja nicht besser…..

  • wie kommt man eigentlich auf den absurden gedanken, die umsätze, die ende der neunziger in diesem business realisiert wurden als normal anzusehen? ein blick auf den graphen im artikel genügt doch, um zu erkennen, dass das nicht nachhaltig sein konnte.

    dazu kommt, wie bereits angemerkt wurde, dass es heute eine vielzahl an möglichkeiten gibt, seine zeit zu vertreiben.
    wer sich jederzeit und völlig mobil videos anschauen, spiele spielen oder auch einfach im internet surfen kann, der hat nun mal weder die zeit, noch das geld übrig, um dieselbe menge davon für musik aufzubringen, wie er es vielleicht noch vor 10 jahren getan hat.

    und selbst wenn man mit dem ganzen rest nichts anfangen kann, gibt es heute genug kostenlose, legale möglichkeiten musik zu hören. dabei gibt es ein vielfaches an auswahl, als es eine cd einem je bieten könnte. und nervtötende radiomoderatoren muss sich heute auch keiner mehr antun.

    meine prognose ist, dass reine plattenlabels aussterben werden. das geschäft lohnt sich schon lange nicht mehr, und den kampf haben die längst verloren.
    die interpreten haben diesen trend längst erkannt, und machen ihr geld mit live auftritten und das wird auch so bleiben.
    musikverkäufe werden dann eher als werbung für die künstler dienen, und weniger als umsatzträger.

  • Wird denn auch weniger Musik gekauft? Digitale Musik ist doch einfach günstiger als CDs. Wenn man gleich viel verkauft, hat man dann halt weniger Umsatz. Wobei ich gar nicht weiß, ob der Gewinn dann auch so stark gesunken ist. An digitalen Verkäufen könnte man ja evtl. mehr verdienen…

    Ich selbst gebe auch eher sehr sehr wenig Geld für Musik aus. Mir reicht da eigentlich schon Last.FM….

  • Meine Theorie: Die Musik wird immer schlechter!
    In den Charts ist doch nur noch „Autoscooter“-Musik platziert.
    Gute Rock/Metal/Hardcore-Bands gibts auch nicht mehr…

  • Kleine Anmerkung:
    Konzerttickets gehen an sich nicht an die Musikindustrie, sondern an Konzertveranstalter. Deshalb taucht ja auch kein „Concerts“ im Diagramm auf.

  • Mich erstaunt eher, dass die Umsätze immer noch so hoch sind wie Anfang der 90er.
    Das scheint jammern auf sehr hohem Niveau zu sein.

    Vor allem wenn man bedenkt wie viele strategische Fehler die Musikindustrie begangen hat. Allmählich scheinen viele Firmen einzusehen, dass es eine gute Idee ist, seinen Kunden interessante Angebote zu machen statt sie kriminalisieren.
    Leider fehlt es immer mehr an neuen Produkten.
    Die Superseller sind allmählich in die Jahre gekommen und neue Bands bzw. Künstler kommen kaum nach.
    Wo sind die Genesis, Pink Floyd und Bruce Springsteens der 2000er?
    Wenn es viel versprechende neue Musiker gibt, werden die für zwei Jahre gehypt und dann fallen gelassen, wenn das dritte Album sich etwas schlechter verkauft.
    Aber vielleicht lernen sie das auch noch…

    Ich selbst erfreu mich seit rund einem Jahr an der Napster „Flatrate“. Damit kann ich Musik hören so viel ich will und es gibt dort nahezu alles.

  • Ach ist das immer schwierig mit den Zahlen. Da haut mal wieder irgendeiner ein Diagramm raus und alle rätseln rum. Es fehlt eindeutig an einer unabhängigen Stelle, die das mal richtig darstellt. Dem Verband der Musikindustrie jedenfalls traue ich so einiges zu, um Zahlen in ihrem Sinne zu präsentieren. Eine Möglichkeit für ein kleines Zahlenspiel gibt es hier: http://www.facebook.com/note.php?note_id=191513767541270

  • Ein Punkt wird von der Musikindustrie gerne übersehen: die Verkäufe gehen zurück, weil es immer weniger hochqualitative Musik gibt. Die ganzen gecasteten Eintagsfliegen mögen zwar schnelle Einnahmen bringen, aber sie sind auch genauso schnell wieder vergessen.
    Hatte man früher Bands und Interpreten hochgezogen, um danach mit ihnen sieben, acht Platten lang kassieren zu können, müssen sie heute das Geld oftmals mit ein oder zwei Tonträgern einspielen. Danach werden sie noch in der nächsten Hitsammlung verwurstet und das wars.

    So steigen die Ausgaben für aufwändige Castinshows, aber die Einnahmen sinken. Und heulen hilft nicht :).

  • Eigentlich geht es der Musikindustrie ja blendend, entgegen allen Unkenrufen. Verkäufe von Tonträgern sind ja schon lange nicht mehr die Haupteinnahmequelle. Hier mal ein bissl Futter für die Recherche:

    http://www.economist.com/node/17199460
    http://www.techdirt.com/articles/20090723/0351345633.shtml
    http://neumusik.com/2010-09-gesamtumsatz-der-musikbranche-wachst-in-norwegen-schweden-uk-und-usa/
    http://torrentfreak.com/artists-make-more-money-in-file-sharing-age-than-before-100914/

  • @negativity. Ich fühle mich jetzt mal angesprochen. Ich sehe die Verkäufe auch nicht als normal an, aber ich denke trotzdem, dass der ein oder andere Euro in Zukunft mit digitalen Downloads mehr gemacht werden kann. Ich denke auch, dass die großen Musikkonzerne sich hauptsächlich noch im Bereich des Markenaufbaus platzieren können. Die Initiative liegt dann hier eher bei den Künstlern selbst, die nun neue technische Möglichkeiten zur Hand haben.

  • Die Verlockung, ein Album mal schnell über torrent herunterzuladen ist wohl noch zu groß. Will jetzt damit nicht sagen, dass da gesetzlich was gemacht werden muss! Allerdings brauchen wir einen Mentalitätswechsel! Für gute Musik sollte man bereit sein, den einen oder anderen Taler auszugeben!!

  • Ich finde den Artikel nicht gut gemacht.

    Im Text steht
    29% des Gesamtumsatzes sind 2009 digital gemacht worden = 4,6 Mrd $
    Wenn 29% 4,6 Mrd. $ sind, dann sind 100% wohl 15,8 Mrd. $

    Die Grafik zeigt einen Umsatzverlust auf unter 10Mrd. $

    Was ist denn richtig?

    Nebenbei muss die Musikindustrie Umsatz verlieren auch ganz ohne Raubkopie.
    Musik muss nähmlich nicht mehr gepresst, verpackt, verschickt, zwischengehandelt und im Laden dann endverkauft werden.
    Es gibt auch keine Überproduktion mehr.

    Die Leute haben blos den Trend verpennt, das Geld landet schlicht nun woanders (Apple ?)
    Natürlich kann man es auf Raubkopien schieben, ist ja viel gemütlicher, als die eigenen Strukturen (und Buddies aus den Presswerken) zu überdenken.

  • Die Musikindustrie hat am Anfang viele Fehler gemacht und hat damit ihr Schicksal besiegelt. Man hat viel zu spät angefangen faire Angebote im Web anzubieten und das hat sich natürlich auf die lange Sich gerächt.

  • @sabine:
    ich wollte niemanden direkt ansprechen. antworte dir aber trotzdem mal:
    initiative bei den künstlern?!? warum zum henker sollte sich ein künstler nen finger krumm machen für musikverkäufe? die machen dank werbung und liveauftritten so viel kohle, dass sie das gar nicht mal so schnell ausgeben können, wie es reinfließt.

    und die marketingausgaben halten sich dank social media auch in grenzen.

    @phaidros:
    du erzählst von „ausgaben für aufwendige castingshows“ ???
    sag mal, hast du dir besagte shows eigentlich schonmal angeschaut? kleiner tipp: das anrufen dort ist nicht kostenlos. ich gehe mal davon aus, dass man dort (pro anruf) die im business üblichen 49 cent zahlt. zusammen mit der werbung kommt man bei einer dsds show gut und gerne auf einnahmen im zweistelligen millionen bereich – pro sendung wohlgemerkt!

    du glaubst doch nicht ernsthaft, dass eine show die zum gefühlt 20sten mal wiederholt wird irgend ein unternehmerisches risiko birgt. ganz im gegenteil. das ist nichts anderes als eine gelddruckmaschine.

  • die daten die dieser chart zugrundeliegen sind doch vollkommen
    aus der luft gegriffen.

    glaubt man dieser RIAA chart, hätten CD und MC schon 1991 die LP auf
    0 oder fast 0 verdrängt. das entbehrt wirklich jeder grundlage.

    der tiefpunkt der vinyl-LP lag bei ungefähr 0.5 – 1.0 Mio, der so ganz
    grob ungefähr um 2005 herum erreicht wurde.

    inzwischen, in 2010, liegt die vinyl LP wieder bei 2 Mio.

    dem gegenüber stehen 300 Mio alben als CD und 75 Mio alben als
    download, der vinyl anteil liegt also bei 0.5%.

    wenig könnte man meinen, aber betrachtet man den vinyl markt,
    dominiert dort die maxi – genaue zahlen habe ich nicht parat, aber
    das verhältnis von CD-maxi und vinyl-maxi würde ich mal im bereich
    von 10% suchen, weil du bei techno, goa, und drum&bass ganze
    bereiche hast, die überhaupt nur vinyl rausbringen.

    die schallplatte ist ein sehr kleiner markt, aber der wird auch nur noch
    von wenigen bestellt, so dass durchaus kostendeckende releases
    existieren. und solange wie das noch der fall ist, wird auch das produkt
    nicht verschwinden.

    übrigens darf man bei den zahlenspielen auch nicht vergessen, dass es im
    bereich der vinyl-maxi wie eh und je auch heute noch einen grossen
    schwarzmarkt gibt, dessen zahlen man noch hinzuaddieren müsste.