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Ein Paradebeispiel für enttäuschte Hoffnungen: Spotify startet in den USA – Mitte 2009


Gerüchte über einen Start sind stark übertrieben: Der Musikstreaming-Dienst Spotify startet demnächst in den USA. Und das schon seit Monaten. Es wird dabei immer knapper und dann rückt der Starttermin doch wieder weiter als anfangs vermutet. Das Ganze zieht sich nun schon seit zwei Jahren hin. Immer wieder steht Spotify angeblich kurz vor dem Start, immer wieder wird er hinausgezögert. Spotify wird damit langsam zur Vaporware à la „Duke Nukem Forever“. Aber auch der hat es schließlich doch noch geschafft zu starten.

Und auch wenn sich Spotifys Start in den USA immer und immer weiter hinzieht: es scheint sich etwas zu bewegen. Wir haben einmal in einer Chronologie zusammengestellt, wie oft Spotify schon kurz vor dem Start war. Wo das Problem liegt, was sich verändert hat und warum das die Ereignisse dieser Woche schön zusammenfasst, das wird euch die folgende Übersicht zeigen:

12. November 2009: Steigen wir einfach einmal hier ein. Spotify-Chef Daniel Ek sagt auf dem Medienforum in Monaco, ein geplanter US-Start Mitte 2009 habe leider verschoben werden müssen, aber jetzt sei es bald so weit. Vielleicht schon Ende 2009, wahrscheinlich aber Anfang 2010.


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26. März 2010: Das hat schon einmal nicht funktioniert. Einige Monate ziehen ins Land und schließlich peilt Spotifys Senior Vice President Paul Brown immerhin noch das dritte Quartal 2010 als Startzeitraum an.

29. Juli 2010: Vertreter der Plattenfirmen lehnen Spotifys geplante Freemium-Modelle ab. Die Verhandlungen seien wieder am Anfang, heißt es aus verschiedenen Quellen. Bis zum Start könne es nun noch bis Ende 2010 dauern.

8. Oktober 2010: Gizmodo schreibt, mit einem Start von Spotify noch im Jahr 2010 werde es immer unwahrscheinlicher.

27. Oktober 2010: Mitte November 2010 könne es vielleicht doch noch losgehen, schreibt Peter Kafka auf „All Things D“. Nebenbei dementiert der Streaming-Dienst Gerüchte, dass Apple an einer Übernahme interessiert sei.

22. November 2010: Kein Start, aber massive Kosten: Spotify macht Verlust, weil ein großer Markt wie eben der US-Markt noch fehlt. Die Liquidität bleibt aber durch potente Investoren gesichert, die zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Millionen US-Dollar in das Startup investiert haben.

7. Dezember 2010: Unternehmensgründer Daniel Ek wird vorsichtiger: Spotify werde schon noch in den USA starten, aber er wisse selber nicht wann. Und er hütet sich fortan, Zeitpunkte zu nennen. Das übernehmen ab da für ihn die Technikautoren, als erstes CNet: Bis Weihnachten 2010 werde der Dienst jedenfalls nicht mehr starten.

14. Januar 2011: Plötzlich wird doch alles etwas handfester. Spotify werde in wenigen Tagen mit Sony Music das erste Major Label auf seine Seite bringen. Ein weiteres (offenbar EMI) habe seine Unterstützung angekündigt. Der Musikdienst werde ganz sicher noch starten, schreibt Jay Yarow. Bestätigt wird der Sony-Deal tatsächlich eine knappe Woche später.

8. Februar 2011: Irgendwann in den kommenden Monaten gehe es los, schreibt noch einmal Peter Kafka. Verhandlungen mit EMI seien kurz vor dem Abschluss und auch für eine eigene US-Dependance suche man schon einmal Personal.

17. Februar 2011: Der EMI-Deal wird bestätigt. Das öffnet offenbar Investoren Tür und Tor. Digital Sky Technologies aus Russland und andere pumpen über 100 Millionen US-Dollar in das Startup, erhöhen den Wert auf rund 1 Milliarde US-Dollar – obwohl ein Start in den USA noch immer nicht absehbar ist.

23. Februar 2011: Reuters berichtet, Spotify stehe kurz vor einer Einigung mit Universal und damit auch einem baldigen US-Start. Und hätten die Labels tatsächlich in dem Tempo eingelenkt wie in jenem Frühjahr, dann hätte Reuters Recht behalten. Aber irgend etwas schien die Verhandlungen doch vorerst scheitern zu lassen.

14. April 2011: Spotify beschränkt seinen kostenlosen Service auf 10 Stunden im Monat. Das komme den Plattenfirmen sehr entgegen und damit stünde einem US-Start eigentlich noch weniger im Weg, schreibt Eliot van Buskirk bei „Wired“.

22. April 2011: Spotify soll angeblich Googles Cloud-Musikdienst befeuern. Beide Unternehmen stünden in Verhandlungen darüber, meldet CNet. An den Start gegangen sind beide Dienste bislang nicht.

26. Mai 2011: Laut einer Meldung auf Forbes solle Spotify innerhalb von zwei Wochen in Facebook integriert werden. Zwei Labels fehlen zu dem Zeitpunkt allerdings noch für einen US-Start. Und jetzt, drei Wochen später, sind Spotify-Songs noch immer nicht auf Facebook zu finden.

8. Juni 2011: Spotify sei gerade in Verhandlungen mit einigen Independent-Labels und könne in wenigen Wochen starten, weiß Michael Arrington von Techcrunch.

10. Juni 2011: Peter Kafka von „All Things Digital“ berichtet erfreut, dass Spotify sich nun doch endlich mit Universal geeinigt habe, dem dritten von vier der großen Plattenfirmen. Ein Start könnte noch „im Sommer“ erfolgen. Nach EMI und Sony fehlte damit nur noch Warner.

17. Juni 2011: Der Spotify-Offizielle Jonathan Forster teilt dem „Business Insider“ mit, dass Spotify innerhalb weniger Wochen in den USA an den Start gehe, nicht vor dem 5. Juli 2011, vielleicht aber bis Ende Juli. Die letzten Lizenzverhandlungen würden just in diesem Moment geführt.

Update, ebenfalls 17. Juni 2011: Passend dazu hat Spotify noch einmal Geld eingesammelt und ist nun – wie doch eigentlich schon im Februar – 1 Milliarde Dollar wert. Jetzt gehe es übrigens bald los, schreibt Colleen Taylor.

Die Labels machen es möglich

Und wann ist es wirklich so weit? Ich weiß es auch nicht. Doch im Laufe all dieser Monate hat sich tatsächlich etwas bewegt: Die Gründer sind vorsichtiger geworden und haben ihren Charakter ändern müssen: Von jungen Spunten, die eigentlich nur eine geniale Software auf den Markt bringen wollten, hin zu Unterhändlern, die immer wieder mit neuen Konzepten die Plattenindustrie umgarnen mussten. Und auch die Labels haben sich verändert, scheinen gerade Anfang dieses Jahres eine Kehrtwende vollzogen zu haben und Musikstreaming jetzt offener gegenüber zu stehen.

Das zeigt sich auch hierzulande, wenn es so weit kommt, dass zwei Plattenbosse inzwischen die GEMA als rückständig bezeichnen. Die unendliche Geschichte über den Start von Spotify in den USA wird hoffentlich bald ein Ende finden und dann eine Fortsetzung erleben – in Deutschland.

(Jürgen Vielmeier)


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Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

21 Kommentare

  • Wen interessiert der USA Start? Die sollen endlich nach Deutschland kommen! Aber solange die GEMA nicht von ihren überzogenen Forderungen abrücken, wird’s damit wohl auch hier nix werden….

  • Es lohnt auch kaum noch,
    seitdem sie den kostenlosen Zugang faktisch „Abgeschafft“ haben, zumindest stark Eingeschränkt, sagen immer mehr „bye bye Spotify“, 10 Euro im Monat ist dann doch vielen zu Teuer?

    Der legale in deutsche Streamingdienst „Simfy“ ist nun auch nicht mehr wesentlich Schlechter als Spotify.
    Viele nutzen jetzt Grooveshark.

  • Ist es nicht viel unseriöser ein Unternehmen zu starten ohne vorherige Nutzungsrechte der Werke zu haben, mit denen man Geld verdienen möchte?
    Dass das überhaupt Investoren mitgemacht haben und noch mitmachen.

    Und dann die Schuld darauf schieben, das man nicht zu den einkalkulierten Preisen die Nutzungsrechte erwerben kann.

    Dann kann ich ja auch einen Dienst eröffnen, bei dem ein Nutzer noch Geld erhält, wenn er ein Musikstück hört. Und dann beschwere ich mich, warum die Musiklabels mir nicht auch noch Geld geben, womit ich die Nutzer bezahlen kann.

    Natürlich gibt es zur Zeit keine Win-Win-Situation, wo sowohl Konsumenten, als auch Produzenten sagen können, dass sie zufrieden sind. Aber wird es das jemals geben?
    Ich halte es aber für unproduktiv, soviel unnötige Effekthascherei zu betreiben. Mal wird der GEMA der schwarze Peter zugeschrieben, mal sind die Investoren der DotCom-Firmen zu Geldgeil, usw.
    Schön ist nur dass sich der kleine Mann von nebenan mal wieder aufregen kann.

  • Hallo an alle und einen guten Morgen,

    ich hätte eine Frage bezüglich basicthinking:

    Wie kommt ihr immer als erster immer an diese Informationen über neue Webseiten und High-Tech? Werden sie euch zugesendet?
    Ich wäre äußerst erfreut, wenn ihr mir wirklich schreiben würdet, wie man als erstes an Informationen etc. kommt.
    Ich brauche keine Quellen oder so, nur, wie man an so etwas kommt. Also durch welche Art von Quellen?

    Grüße,
    Altair

  • Sehe ich auch so. Eine Quellenangabe mir [via] wäre wirklich nützlich und angebracht.
    Ich meine von irgendwo müssen doch die Informationen für die Artikel auf basicthinking kommen, oder?

  • Solange sich die Haltung „10 € im Monat ist mir zu teuer für den Zugriff auf über 10 Millionen Songs“ nicht ändert, wird keiner der legalen Musikdienste, sei es Spotify, Simfy, Rdio, Mog und wie sie alle heissen, auf Dauer überleben bzw. durchsetzen. Diese Geiz ist Geil Mentalität führt leider ebenfalls genau zu diesem Zustand, den wir im Moment haben. Daher sehe ich die Konsumenten genauso in der Pflicht wie die Labels und Verwertungsgesellschaften. Daher mein Aufruf: Wenn euch ein Dienst wirklich zusagt, dann seid auch bereit, die 10 € im Monat zu investieren! (in der Regel hat man damit auch noch Zugriff auf Premium Funktionen und Inhalte)

  • Ich warte ja nur noch, bis die Gema wieder ihr Mund aufmacht und wieder einmal über die eigenen Füße stolpert. Das wird sich zwar noch eine Zeit hinziehen, weil die Gema momentan ihre Probleme mit Youtube hat, anschließend wird man sich meiner Meinung nach aber Spotify annehmen. Traurig, das die Gema auch etwas gegen solche Musikflatrates hat und sich deren Meinung den Flatrates gegenüber um 180° gedreht haben…

  • @Altair: Wir recherchieren. In Technikblogs und -magazinen dies- und jenseits des Atlantiks. Wir sichten Pressemeldungen oder finden eigene Themen für Artikel. Dass wir die Schnellsten sind, hast du jetzt gesagt… 😉

    @anon @Altair: Quellenangaben Fehlanzeige? Ich wundere mich gerade über eine solche Aussage. Alleine oben im Text sind über 30 Quellen verlinkt. In den meisten Fällen haben wir sie noch einmal zusätzlich genannt. Fahrt ihr mit der Maus über die Links, wird euch in den meiesten Browsern, die es so gibt, der Link zur Quelle angezeigt. Wir verlinken immer auf alles, was wir als Quelle heranziehen, sofern es sich verlinken lässt. Wenn nicht, nennen wir sie zumindest.

  • @Jürgen
    Danke dir, für deine Antwort. Ich habe die Links gar nicht als Quellenangaben wahrgenommen – also entschuldigung für den Vorurteil.

    Ich hätte noch eine Frage an dich: Ihr berichtet doch aber nur das, was auch interessiert, oder? Denn sonst gibt es pro Tag über 100 Neuigkeiten aus der High-Tech Welt.
    Und: Ich bin neu hier, gibt es eine Kategorisierung?

  • @Altair: Das, was uns am wichtigsten erscheint und das, was uns interessiert, jepp. Man muss bei den mehreren hundert Neuigkeiten am Tag eben ein wenig filtern.

  • Na, jetzt bald ist’s aber soweit … nun aber wirklich … echt nun … kommt schon noch! Nunja, so amüsant es als Außenstehender auch aussehen mag, ich kann mir die endlosen Verhandlungen mit den mMn doch ebenfalls recht rückständigen Plattenfirmen nicht besonders angenehm vorstellen, insofern finde ich es doch zumindest nachvollziehbar, dass es sich immer wieder verzögert.

  • @9 Andreas
    …Diese Geiz ist Geil Mentalität führt leider ebenfalls genau zu diesem Zustand, den wir im Moment haben. Daher sehe ich die Konsumenten genauso in der Pflicht wie die Labels und Verwertungsgesellschaften….

    Das stimmt durchaus , nur wird sich daran wenig Ändern solange es Kostenlose Alternativen wie Grooveshark oder auch Youtube gibt , von der Illegalen Konkurrenz ganz zu Schweigen.
    Spotify ist Angetreten als werbe finanzierter On-Demand-Streaming Dienst, dieses Konzept ist gestorben und damit haben sie viele Enttäuscht.
    Daher gebe ich auch Spotify weniger große Zukunfs Chancen, egal ob sie in den USA oder Deutschland Antreten, denn sie Spielen nun in der gleichen Liga wie „Simfy“ oder dem ehemaligen Shooting Star „LastFM“, was bedeutet zahlende Kundschaft zu Generieren oder Unter zu gehen.
    Das Problem dabei ist das der Kunde weniger gern für einen Sreaming Zugang zahlt , statt für Musik die ihm „gehört“.

    Zumal sich auch die Welt weiter dreht und nun Musik Clouddienste die neuen Sterne am Himmel sind, also sein privates Spotify. Apple und Google könnten damit den Markt wieder einmal komplett Umkrempeln.

  • Ich glaube nicht dass es so eine große Überraschung ist dass sowohl die Spunten, akls auch die Unterhändlern mehr darauf achten was sie liefern. Meiner Meinung nach sollte es immer so sein

  • @Nick: Jaja klar! Spotify ist in erster Linie als kostenpflichtiger Dienst gedacht. Du zahlst einen pauschalen Monatsbetrag für rund 10 Dollar/Euro. Die kostenlose Variante ist nur ein Appetizer. 😉