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Yahoo-Chefin Carol Bartz muss gehen: Facebook hat das Spiel verdorben

Sie war keine Leisetreterin wie ihr Vorgänger Jerry Yang. Aber der Konzern hat trotzdem die Reißleine gezogen: Yahoo hat Carol Bartz gefeuert. Bartz wurde am Telefon von ihrer Ausmusterung als CEO informiert und verabschiedete sich per Mail von ihren Mitarbeitern:

An alle,

ich bin sehr traurig darüber, euch mitzuteilen, dass ich gerade am Telefon von Yahoos Verwaltungsratsvorsitzenden gefeuert worden bin. Es war mir ein Vergnügen mit euch allen zu arbeiten und ich wünsche euch nur das Beste für die Zukunft.

Carol

Der Grund für die Entlassung ist noch unklar. Bartz soll bei den Investoren nicht sonderlich beliebt gewesen sein, die zuletzt ihr Kapital von einigen Yahoo-Bereichen abgezogen haben. Ironischerweise soll an Bartz Entmachtung nicht nur der Verwaltungsratsvorsitzende Roy Bostock beteiligt gewesen sein, sondern auch Bartz‘ Vorgänger und Yahoo-Mitgründer Jerry Yang. Dieser spielt laut All Things Digital nach wie vor eine Schlüsselrolle bei Yahoo, und zwischen ihm und Bartz soll es in letzter Zeit immer häufiger gekriselt haben. Die Anleger schienen hörbar aufzuatmen: Der Kurs der Yahoo-Aktie kletterte nachbörslich prompt um sechs Prozent.

Schleudersitz Yahoo-Chefsessel


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Was ungewöhnlich ist und auf eine Nacht-und-Nebel-Entlassung hindeutet: Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Bartz muss erst gesucht werden. Verübergehend übernimmt Finanzchef Tim Morse. Bostock spricht davon, den Konzern neu ausrichten zu wollen, also praktisch die Aufgabe, vor der jeder Yahoo-Boss in seiner Amtszeit steht. Dabei war Bartz Anfang 2009 als Aufräumerin geholt worden. Sie hatte sich zwar von vielen Unternehmensbereichen wie MyBlogLog oder Delicious getrennt und viele Stellen gestrichen, um die Kosten zu senken. Allerdings soll zuletzt auch das Anzeigengeschäft geschrumpft sein, die Haupteinnahmequelle für Yahoo. Mit Facebook trat neben Google hier ein weiterer Mitspieler auf den Plan, der sich im viel zu kleinen Sandkasten nach Lust und Laune ausgebreitet hat. Das Social Network war damit indirekt das Züglein an der Waage, das zu Bartz‘ Entmachtung führte.

Mein Beileid übrigens an den nächsten CEO bei Yahoo. Dieses vertikal sehr breit aufgestellte Unternehmen war noch nie leicht zu leiten gewesen und der Chefposten ein Schleudersitz. Bartz war knapp drei Jahre im Amt, ihr Vorgänger Yang nur gut ein Jahr.

(Jürgen Vielmeier, Bild: Yodel Anecdotal via Flickr unter CC-Lizenz BY 2.0)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

10 Kommentare

  • Yahoo hat doch nun wirklich keine Daseinsberechtigung. Deren Problem ist einfach null weiterentwickeln in den letzten 5 Jahren. Web 2.0 ist komplett an denen vorbeigegangen.

  • Ich kann mich garnicht daran erinnern, wann ich jemanden zuletzt gesehen habe, der gezielt und bewusst Yahoo-Dienste genutzt hat.

    Problem ist nur, wenn Yahoo, die wenigstens kleine aber signifikante Marktanteile erzielen, auch vorn Baum fährt, wird es bald eine Dipol Stellung zwischen Google und Facebook geben.
    Zum Glück ist eine Kooperation zwischen Beiden momentan auszuschließen. Aber bedenklich finde ich diese Entwicklung auf jedenfall!

  • Wichtig ist meiner Meinung, sich auf vielen Gebieten um die Besucher zu kümmern.
    Auch wenn andere Suchmaschinen klein sind, die großen könnten auch mal ganz schnell abstürzen, warum auch immer und dann verliert man halt nicht gleich alle Besucher

  • @Paul Daseinsberechtigungen vorschnell absprechen ist aber nicht nett. Yahoo hat z.B. eine ziemlich hilfreiche Backlink-Datenbank, die leider bald für API-Nutzer abgeschaltet wird. Diese wird einigen Leuten fehlen…

  • Da hat Sie wohl den Erwartungen der eigentlichen Chefs nicht entsprochen – und ob nun per Brief oder per Telefon raus ist raus – macht keinen Unterschied.

  • @Stefan Herrmann: Das sehe ich etwas anders. Gerade Dienste, wie Yahoo Pipes hatte schon sehr großen Zulauf und wurde auch von einer breiten Masse genutzt.

    Nichts desto trotz muss ich auch Paul Recht geben. Yahoo hat es verpasst auf so einige Züge in der Vergangenheit aufzuspringen, was nicht zuletzt dann den Untergang des Unternehmens mit sich gebracht hat.

    Zur Situation: dass hier hochrangige Mitarbeiter per Telefon gefeuert werden, finde ich Mies und absolut nicht rühmlich.

  • Dumm gelaufen für Frau Bartz.. aber ihr eine nicht mögliche Konkurrenz zu Facebook in die Schuhe zu schieben ist auch nicht das wahre :s