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"Digitales Mittelalter": Kein Firefox oder Chrome auf Windows 8 RT

Gleich zweimal fiel in den vergangenen Tagen die erstaunliche Floskel „Rückkehr ins Mittelalter“. Harvey Anderson von der Mozilla-Foundation hat sie zumindest ungefähr so benutzt. Dass der Firefox-Browser nicht unter der Version „RT“ für Windows 8 laufen solle, nannte er eine Rückkehr in das „dunkle digitale Zeitalter“. Google stimmt in die Kritik mit ein.

Problem ist nicht, dass es keine vorinstallierten Browser zu Auswahl geben soll, wie es auch für Windows 7 erst seit 2010 möglich ist („Ballot Screen„). Es geht darum, dass man in der „Classic Version“ von Windows 8 RT keinen anderen Browser installieren kann, weil Microsoft es nicht zulässt. Windows 8 RT ist die Version von Microsofts neuem Betriebssystem für stromsparende ARM-Maschinen.

Gewünschte Exklusivität


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ARM-Chips sind heute auf fast jedem Tablet und Smartphone zu finden. Anderson prognostiziert allerdings, dass sich das in absehbarer Zeit ändern werde. ARM-Chips würden immer leistungsfähiger und bald auch in gängigen PCs eingesetzt werden können. Sie könnten die Zukunft des PCs sein. (Bei Intel dürfte man das nicht gerne hören.) Hier andere Browser auszuschließen, sei ein System-Lock-in, sagt jedenfalls Anderson.

Vergleichbar ist das mit den Anfangsjahren von Apples iOS. Hier ließ der Hersteller des iPhones keine anderen Browser auf seine Plattform. Das dürfte der Grund sein, warum Apple sich noch nicht zu den Problemen unter Windows 8 RT geäußert hat. John Gruber von Daring Fireball fragt derweil, ob die Aufregung ähnlich groß wäre, wenn Windows 8 RT nicht „Windows“ hieße, sondern etwa „Metro OS„.

Keine Brillen aus dem Netz

Es gehe Microsoft um Schnittstellen, die man ungern anderen Browser-Herstellern zur Verfügung stellen würde. Der Grund ist gewünschte Exklusivität. Dass Mozilla und Google damit nicht zufrieden sein können, versteht sich indes von selbst. Microsofts Charme-Offensive für den Internet Explorer jedenfalls könnte nur von kurzer Dauer gewesen sein.

Und wer ist nun der Andere, der den Vergleich mit dem digitalen Mittelalter bemüht hat? Der Mann, wegen dem jeder Zweite heute meinen Nachnamen falsch buchstabiert: Brillenpapst Günther Fielmann. Der hatte sich über den Online-Handel mit Brillen beschwert und es einen „Rückfall ins Mittelalter“ genannt. Fertigbrillen sollten nicht über das Internet verkauft werden, sondern nur beim Optiker. Die Anbieter für Online-Brillenshops dürfte das Zitat freuen, findet Deutsche-Startups-Blogger Alexander Hüsing. Sie haben vom Marktführer dann so schnell wohl keine Konkurrenz zu fürchten.

(Jürgen Vielmeier, Bild: HBO)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

23 Kommentare

  • „Vergleichbar ist das mit den Anfangsjahren von Apples iOS. Hier ließ der Hersteller des iPhones keine anderen Browser auf seine Plattform.“

    Hat sich das geändert?

  • Hat sich nicht geändert. Auf iOS (dem Marktführer für Tablets und nicht Microsoft, die noch nicht mal ein Produkt am Markt haben) sind keine anderen richtigen Browser erlaubt. Alle „Browser“, die erhältlich sind bauen auf der Safari Engine auf (ähnliche wie es bei Windows 8 RT mit der IE10 Engine möglich sein wird) oder rendern die Webseite auf einem Server (Opera).

    Dort hat sich Mozilla nicht so aufgeregt …

  • Mir ist, ehrlich gesagt, egal, was sich die Spezies gegenseitig an den Kopf werfen: Ich als User kippe mit geballten Fäusten hinten über.

    „Gewollte Exklusivität“ …..toller Euphemismus.
    Mir fallen da noch einige andere Dinge als Rückfall ins Mittelalter ein.

    Obwohl: People never change und Raubritter bleibt eben Raubritter.

  • Also ich benutze nun seit wenigen Monaten den neuen Internet Explorer und bin vollkommen zufrieden, von dem her ist es für mich keine Tragödie.
    Allerdings wird der IE niemals seinen schlechten ruf los da hilft nur ein neuer Name 😉

  • Der Trend zum abgeschotteten OS hält schon ein paar Jahre Einzug und nennt sich „Post-PC“ oder neue mobile PC Möglichkeiten und ist eigentlich nur eine Fortsetzung der ausufenden Patentkriege mit anderen Mitteln.
    Als Rechtfertigung dient der Sicherheitsaspekt und natürlich nicht zuletzt der Schutz vor illegalen Programmen oder besser Raubkopien vom OS oder Anwendungs-Programmen fast unmöglich zu machen.
    Microsoft möchte zudem neue Einnahmequellen Erschließen , zahlen sollen die Software Hersteller (App-Regelung) welche welche dann die Kosten an den Käufer weiterreichen werden. So stellen sich die OS Hersteller die neue Computerwelt vor.
    Im Prinzip sogar ganz „Gut“ denn die große Beliebtheit von Windows bezieht sich ja wohl nicht zuletzt auf die große Anzahl und leichte Installation von „gecrackter“ Software dafür, aus Erfahrung sind weit über 50% beliebter hochwertiger Programme wie Photoschop , Windows Office , Nero …… aber auch viele Spiele illegale Kopien. Wenn dies nicht mehr so leicht möglich ist wie zur Zeit erhöht sich endlich die Change für „Open Source“ was der Vielfalt unter den OS und Programmen nur gut tuen könnte. Daher sehr ich die Sache mehr mit einem „lachenden Auge“ und nicht nur mit einen „weinenden“.

  • #6 Olli schrieb
    na ob das die EU durchgehen laesst?

    bei Tablets mit Windows RT hat MS keine Marktbeherschende Stellung , als wird da weniger zu machen sein.

  • @Mika B: Klar weil die ARM Geräte sind ja noch gar nicht draußen. Win7 war auch vor Veröffentlichung nicht Marktbeherrschend (das war XP) trotzdem hat man die Browser weiche eingebaut. MS wünscht sich sogar das ARM Laptops/Desktops gebaut werden. Also nach einer neuen Produktklasse sieht das überhaupt nicht aus. Für den Kunden wird der einzige merkbare Unterschied der angeblich neuen Klasse der Titel „extrem Stromsparend“ und „fehlende Lagacy“ sein. Zumindest solange Intel noch nicht nachgezogen hat. Und das rechtfertigt zu behaupten die Regeln haben sich geändert?

    Natürlich will MS um jeden Preis verhindern das langsame Programme die User verärgern. Und das Ding plötzlich Vista2 genannt werden wird. Das ist ihr gutes Recht. Sie sollten sich aber trotzdem anderen Browsern öffnen dabei aber klare Performance vorgaben machen.

  • Der Artikel trifft es genau auf den Punkt. Windows 7 war und ist für mich ein wirklich gutes OS. Wenn Microsoft aber nun immer restriktiver wird werde ich früher oder später wohl auf nen Mac umsteigen müssen.

  • @9 mark schrieb
    Für den Kunden wird der einzige merkbare Unterschied der angeblich neuen Klasse der Titel “extrem Stromsparend” und “fehlende Lagacy” sein. Zumindest solange Intel noch nicht nachgezogen hat. Und das rechtfertigt zu behaupten die Regeln haben sich geändert?

    Etwas mehr ändert sich schon,
    denn Programme bei Windows RT sind wie bei iOS nur über den „App-Store“ Erhältlich bzw. Installierbar und Apple darf unter iOS schließlich auch „Zensieren“ oder gar Programme „Verbieten“ siehe „Adobe Flash“ , also nimmt sich nun MS das gleiche Recht.
    Wie ich schon sagte „sollen sie es doch machen“, der Kunde wird irgentwann Ausweichen und Google oder Ubuntu können sich Freuen.
    Wer natülich außer Windows nichts kann und nur bunte Spiele will …. ?

  • Hm, dann hoffe ich, dass es dann auch günstige Linux ARM Quadcore Notebooks mit gescheiter Qualität gibt.
    Ich will Chrome nutzen, der Metro IE hat nichtmal AD Block, und Poups öffnen in einem neuen Tab, was sowas von nervt..

  • @Jürgen Vielmeier
    Auch ist der Beitrag hier leider etwas Falsch!

    MS „Verbietet“ keine anderen Browser auf Windows RT , sondern macht es „Perfider“ so ähnlich wie Apple bei iOS

    „Auf ARM-Geräten stellt Microsoft dem IE spezielle APIs zur Verfügung, auf die Programme von Drittentwicklern keinen Zugriff haben und die zwingend notwendig sind, um einen Browser zu entwickeln, der die gleichen Funktionen und die gleiche Leistung wie der Internet Explorer bieten kann“

  • Selbst wenn das Kartellamt „die Messer wetzt“: eine Prüfung dauert Jahre, das verfahren ebenso – und dann kommt Windows 9 und der ganze Blödsinn geht von vorn los …
    Solange die Leute das kaufen, wird Microsoft fortfahren. Und ich bezweifle, dass sich Kunden abwenden, nur weil sie bevormundet werden – sieht man ja an Apple.

  • Wundert mich, dass Microsoft sich mal wieder an einem Browser-Monopol versucht. Ganz sicher wird die EU-Wettbewerbsbehörde da jetzt nicht anfangen ein Auge zuzudrücken.

  • @14 Phelan schrieb
    Selbst wenn das Kartellamt “die Messer wetzt”: eine Prüfung dauert Jahre, das verfahren ebenso …..

    Hinzu kommt das diese Firmen immer mehr mit den Staat zusammenarbeiten , den Geheimdiensten, demnächts vielleicht Rechteinhaber Einblick gewähren „müssen“. In den USA beim Nachfolger von SOPA und PIPA der CISPA werden sie dafür sogar gleichzeitig vor Klagen geschützt.
    Unter diesen Vorraussetzungen wird es kaum noch staatliche „Monopol“ Klagen oder Auflagen gegen die „Großen“ geben.
    Die Leute werden sicher erst aufwachen wenn ihr Windows oder Apple sagt , diese Datei spiele ich nicht ab , sie ist nicht Legal , ihre IP Adresse wurde soeben der MPAA gemeldet ….

  • Das ist wirklich ein großer Schritt zurück. Das Apple das so durchgezogen hatte war schon dumm genug, auch wenn es den meisten nichts ausgemacht hat, aber das Windows dies jetzt ähnlich handhabt ist einfach nur schwach. Wenn ich sowas lese, tut mir der Firefox immer total leid, da er ja schon immer am kämpfen ist und immer von den „Anderen“ unterdrückt wird. Und trotzdem ganz weit oben steht..

  • Hat nicht damals die EU Microsoft ein Arschtri… verpasst damit diese nun endlich mehrere Browser Varianten ermöglichen müssen?

    Na ja dann freue ich mich darauf wenn die EU Microsoft wieder dazu verdonnert. Übrigens es gibt die Möglichkeit für alle Bürger in die EU solche Misstände per virtuelle Petition an die EU zu übermitteln.

    Jetzt petzen wir alle erstmals über Microsoft seine Machenschaften und danach mache wir das gleich mit Apple.

    Vielleicht werden diese „Großkotze“ aus der USA mal endlich so wach und erkennen das Europa nicht einfach ein Abfallmarkt für Ihre Produkte sind!

    Oder wir starten ein Deutschlandweite Boykott gegen McDonalds und Burger King?

    Wäre auch eine denkbare Möglichkeit?

  • Ich kann mich nur wiederholen: Windows 8 ist eine Katastrophe. Und die Kunden werden, wenn sie es im Laden testen, nach etwas anderem Ausschau halten. Die Tage von Windows sind allmählich gezählt…

  • Die heulen nur Rum weil sie keine Aufmerksamkeit bekommen. Google oder Mozilla Unternehmen noch nicht mal den Versuch in dieser Plattform einzusteigen.

    Microsoft hat gesagt, der Desktop ist erstmal nicht für Entwickler freigegeben wohl wissend das man dann auch unter RT die Windows typischen Voll Müll Probleme hätte was ein solches eher Leistungschwächeres System nicht gebrauchen kann.

    Es steht den Entwicklern aber doch frei ihre Browser in der Metro Optik oder in einer ARM Version für die Start Oberfläche bereit zu stellen. Nun hat Google nach über 2 Monaten Final Version Windows 8 es endlich geschafft eine Such App zu veröffentlichen und was soll ich euch sagen sie ist nichtmals mit ARM komplatibel.

    Die sollen sich erstmal an die eigene Nase packen. Das vorhanden sein des Installers ist aber ein Zeichen, dass Microsoft den Desktop wohl nicht immer sperren will.