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Sci-Fi-Shopping: Amazon will Pakete verschicken, bevor sie bestellt wurden

Es ist ja inzwischen wirklich jedem klar, dass Google, Amazon und Co. unser Surfverhalten möglichst kleinteilig analysieren wollen und unsere Daten für ihre Zwecke abspeichern. Spannend ist aber immer wieder, was die Unternehmen mit den Daten dann anstellen.

Amazon

„Antizipatorischen Paketversand“

Amazon weiß, was dir gefällt. Amazon weiß nämlich auch, was du suchst, kaufst und anschaust. Und Amazon weiß, auf welchem Produkt du wie lange mit dem Mauszeiger warst, bevor du es angeklickt oder in den Warenkorb gesteckt hat. Das Konzept ist bei Amazon ähnlich dem von Google: Weißt du, wer deine Kunde ist, weißt du auch, welche Produkte bzw. Werbung du ihm anzeigen musst. Und je präziser die Unternehmen das wissen, desto mehr Geld verdienen sie damit – Amazon mit Produktverkäufen und Google eben mit Werbung.

Doch ein im Dezember vom amerikanischen Patent- und Markenamt zugesprochenes Patent übersteigt so manche Vorstellung: Amazon plant demnach, Pakete schon vor der Bestellung loszuschicken, weil es weiß, dass der Kunde sich mit großer Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Zeitraum dazu entschließt, das Produkt zu kaufen. Ob Amazon diese Pläne tatsächlich irgendwann in die Tat umsetzt, ist zwar bislang noch unklar – denkbar wäre es aber.

Schließlich ist Jeff Bezos nicht unbekannt für verrückte Ideen, man denke nur mal an die Auslieferung von Paketen per Drohne. Mit dem „antizipatorischen Paketversand“, wie es in dem Patent genannt wird, soll Amazon in der Lage sein, die Wartezeiten auf ein Paket noch mehr zu minimieren. Schließlich ist einer der großen Vorteile des stationären Einzelhandels aktuell noch, dass man sein Produkt direkt in den Händen hält, wenn man es im Laden bezahlt. Bei Amazon und anderen Versandhändlern muss man trotz aller Bequemlichkeit immerhin noch ein oder zwei Tage auf die Lieferung warten.

Werbegeschenke?

Die Idee dahinter ist eigentlich so simpel wie genial: Aus den letzten Käufen, dem Nutzerprofil, Suchanfragen und -ergebnissen, angesehenen Produkten und allen weiteren Big-Data-Faktoren errechnet Amazon, welcher Kunde welches Produkt in naher Zukunft kaufen wird. Das Paket wird dann schon verpackt und versendet, wird dann aber bis zur Auslieferung in einem nahegelegenen Transportzentrum aufbewahrt. Geht die Bestellung tatsächlich ein, hat der Kunde sein Produkt schon wenige Stunden – oder gar Minuten – später in den Händen.

Doch auch der beste Algorithmus und die größte Datenmenge wird den Menschen – auf absehbare Zeit – wohl nicht komplett entschlüsseln können. Sollten die Kosten für den Rückversand die Kosten des Produktes übersteigen, könnte es – so das Patent – wohl auch passieren, dass Produkte als eine Art Werbegeschenke ausgeliefert werden. Schließlich gefällt dem Kunden das Produkt ja ohnehin – und so würde er auch weiterhin als Kunde gebunden werden.

Zugegeben: Das klingt alles noch sehr weit entfernt. Aber wenn Jeff Bezos schon in fünf Jahren mit dem Paketversand per Amazon-Drohne rechnet, wen würden solche Pläne dann schon noch überraschen?

Bild: US-Patent- und Markenamt

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

10 Kommentare

  • Sehr schön, dass hier nochmal sehr detailliert darauf hingewiesen wird. Es gibt sehr viele Menschen, die denken, dass ihnen das Paket vorab schon zugestellt wird. Es also an der Haustür abgegeben wird. Das ist so natürlich nicht geplant.

    Habe heute einige Blog gelesen, in denen das aber genau so behauptet wird.

  • .. und Euch ist schon klar, dass diese super innovativ-neuen Berichte, eventuell extra aktuell gestreut werden, um die negativen Schlagzeilen wegzubekommen?

    • Genau, und Amazon hat das Patent natürlich genau deswegen im August 2012 eingereicht – in weiser Voraussicht, dass das US-Patent- und Markenamt das Ding exakt zum Winter 2013/2014 durchwinkt. Hätte ich wissen müssen, sorry.

  • Mir wird bei all diesem Datenhandel von Amazon, Google & Co. richtig schlecht.
    🙁
    Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen ein guter Beitrag – danke.

  • Also ich verstehe auch nicht wieso über so nen Schwachsinn berichtet wird. Wie bei DHL mit den Drohnen.
    Amzn hat bestimmt ne gute Marketingabteilung die einfach versucht die Marke gut zu positionieren und deswegen macht man so coole Meldungen.
    Sind wir hier beim Postillion ?

    • Erstens: Wieso „auch“? Wer versteht das denn noch nicht?
      Zweitens: Wir sind ein Tech-Blog. Das wir uns mit Tech-Konzernen auseinandersetzen, ist nicht weiter verwunderlich, oder?
      Drittens: „So coole Meldungen“ macht Amazon sicher nicht mit einem Patent, dass zufällig (!) jetzt passend zur Negativ-PR genehmigt wurde. Das würde dann nämlich bedeuten, dass da das US-Patent- und Markenamt mit drin steckt – und dann wären wir hier nicht beim Postillon, sondern bei den Illuminaten.

      Grüße, Tobias

  • @Tobias – mit den superneuen Berichten meinte ich Amazon, Dein Artikel ist doch richtig gut. Und mit dem Patent, na ja, das mag dann tatsächlich Zufall sein.

  • […] interessant war letzte Woche die Meldung, dass Amazon plant, irgendwann einmal Pakete loszuschicken, bevor man überhaupt was bestellt hat. Amazon weiß schließlich besser, was man will, als man selbst. Das könnte man eigentlich mit […]