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Warum Teslas Robotaxi-Pläne fehlgeleitet sind

geschrieben von Nicole Scott

Tesla plant aber nicht, eigene Fahrzeuge für dieses Projekt zu bauen. Stattdessen richtet sich die Vision an private Tesla-Besitzer. Das Motto lautet: Kauft euch unsere Premium-Sportlimousine und verdient damit Geld.

Über die Tesla Network-App können Tesla-Besitzer ihr Auto als Robotaxi anmelden, wenn sie es gerade nicht brauchen. Tesla schätzt, dass die Kosten für eine gefahrene Meile bei 0.18 US-Dollar liegen werden. Die Fahrzeugbesitzer sollen im Schnitt 0,65 US-Dollar pro Meile verdienen – daraus könnten im Jahr bis zu 30.000 US-Dollar werden. Die Technologie hinter den selbstfahrenden Taxis soll in weniger als zwei Jahren bereit für die Straßen sein.

Diese verteilte Eigentumsstruktur für die Fahrzeugflotte bedeutet, dass Tesla eine völlig andere Strategie verfolgt als die Konkurrenz. Auch Waymo arbeitet derzeit an einer Robotaxi-Flotte in Phoenix, Arizona – dabei soll ein Gebiet von rund 260 Quadratkilometern abgedeckt werden. Um die Schwächen des Selbstfahrsystems auszugleichen kommt bei Waymo jedoch Geofencing zum Einsatz. Der Geofencing-Ansatz der Stufe 4 mit seinen HD-Kartendaten ist für Tesla aber keine Option. Der Hersteller muss sich einer größeren Herausforderung stellen. Schließlich sollen Teslas Fahrzeuge dazu in der Lage sein, unter allen Bedingungen selbstständig zu fahren.

Mit seiner Robotaxi-Strategie hat Musk ein Geschäftsmodell entwickelt, das sich vor allem an potentielle Käufer aus der Mittelschicht richtet. Das Motto lautet: kauft euch das Auto und es finanziert sich selbst – und die Technologie dahinter kann sogar bei älteren Fahrzeugen nachgerüstet werden. Das System soll von einer günstigen Sensorkonfiguration angetrieben werden, um die Kosten möglichst niedrig zu halten.

Das Problem mit Teslas Robotaxis ist nicht die Hardware oder die Logistik, sondern das Geschäftsmodell.

Das Unternehmen spielt schon seit etwa drei Jahren mit dieser Idee. Das Problem an der Sache ist jedoch Musks Beweggrund. Er möchte in erster Linie das Unternehmen am Laufen halten, nicht eine Flotte von Robotaxis ins Leben rufen. Es lässt sich sofort erkennen, wie gut sich dieses Konzept verkaufen lässt: Ich kaufe mir einen Tesla und das Auto bezahlt sich ganz von selbst.

Zweckmäßige Robotaxis werden robuster und wartungsfreundlicher sein als Verbraucherfahrzeuge. Außerdem werden die Fahrzeuge mit teureren und leistungsfähigeren Sensoren ausgestattet sein, weil die Käufer keine Privatleute sondern Unternehmen sein werden. Waymo passt seine Dienste bereits an die jeweilige Region an, um den Service möglichst sicher zu gestalten und Risikofaktoren zu minimieren.

Musk ist der Meinung, dass Unternehmen, die sich auf Geofencing verlassen, keine wirklich autonomen Fahrzeuge entwickeln. Er möchte den Eindruck vermitteln, dass die Konkurrenz in Sachen Strategie und Technologie unterlegen ist. In Wirklichkeit sind diese Produkte einfach nur zweckorientierter. Außerdem werden sie von Grund nach hohen Sicherheitsstandards entwickelt.

Edward Niedermeyer von The Drive merkte an: „Die günstigeren und ambitionierteren Fahrzeuge von Tesla sind das Ergebnis des bestehenden Geschäftsmodells, nicht eines technologischen Vorteils, den sonst noch niemand entdeckt hat.“

Teslas Behauptungen verwirren die Verbraucher

Das ist meine größte Sorge, was Elon Musks Behauptungen angeht. Die Bezeichnung „Full Self-Driving“ ist Markengeschwurbel und hat nichts mit den tatsächlichen Funktionen des Fahrzeugs zu tun.
Wenn man die Navigationsfunktion von Autopilot aktiviert, erscheint folgende Nachricht auf dem Bildschirm: „Navigate on Autopilot lässt Ihren Model 3 nicht selbstständig werden. Genau wie bei anderen Autopilot-Funktionen ist der Fahrer zu jeder Zeit für das Fahrzeug verantwortlich.“ Wer die Hände vom Lenkrad nimmt, riskiert, das Feature zu deaktivieren. Dabei gibt es übrigens keine wirkliche Wartezeit. Das Auto gibt einen Warnton ab und hört sofort auf, selbständig zu fahren. Das halte ich für sehr gefährlich, vor allem, wenn man einen Moment lang nicht auf die Straße geachtet hat. Bei anderen Herstellern gibt es dagegen eine kurze Wartezeit, bevor das Auto die Kontrolle an den Fahrer übergibt.

Musks Bemerkungen könnten das Thema selbstfahrende Autos für Verbraucher noch verwirrender machen. Jetzt, da die Autoindustrie aufgrund von Musks innovativer Einstellung aufgewacht ist, sollte sich die Branche Gedanken darüber machen, wie diese neue Technologie unsere Zukunft beeinflussen wird. Es sollte nicht um Aktienpreise gehen, oder darum, die Konkurrenz schlecht zu machen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, diese neuen Technologien schnell und sicher zu implementieren.
Während des „Autonomy Day“ fragte ein Investor, wer für einen Robotaxi-Unfall haften würde. „Wahrscheinlich Tesla“, antwortete Musk zögerlich. „Ich halte es für wichtig, dafür zu sorgen, dass es nur sehr wenige Unfälle geben wird.“

Ich hoffe wirklich sehr, dass wir uns in diesem Punkt einig sind.

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Nicole Scott