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Michael Wendler dreht völlig ab – und Kaufland glänzt

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Michael Wendler wendet sich von den "Mainstream-Medien" ab. (Foto: Screenshot / YouTube)
geschrieben von Christian Erxleben

Am 8. Oktober 2020 ist die neue Kaufland-Kampagne mit Michael Wendler gestartet. Noch am selben Abend offenbart sich der Schlager-Sänger als Corona-Leugner und spricht von „politisch gesteuerten“ Medien. Ein Shitstorm droht. Doch Kaufland glänzt. Ein Kommentar.

Für das Marketing- und Social-Media-Team von Kaufland war der 8. Oktober 2020 wohl einer der anstrengendsten Tage der letzten Monate oder sogar Jahre.

8. Oktober 2020, 8 Uhr: Kaufland präsentiert Wendler als Testimonial

Alles begann zunächst mit einer großen Ankündigung. Nachdem mehrere Boulevard-Medien zunächst über eine mögliche Kooperation zwischen Michael Wendler und dem Lebensmitteleinzelhändler Kaufland spekuliert hatten, gab es zunächst ein Dementi. Es seien keine Aktionen geplant – nicht mal „als Weihnachtsmann“.

Dann jedoch die Wende: Am 8. Oktober 2020 am Morgen präsentiert Kaufland die neue Online-Kampagne „(R)egal“ in Anlehnung an den Hit „Egal“ von Michael Wendler.

Unter dem Claim „Echt billig“ sollten der Wendler und seine Frau Laura Müller für den Einzelhändler auf Facebook, Instagram, YouTube und Co. werben. Neben den Videos hat die Agentur Departd sogar einen eigenen Instagram-Filter entwickelt: den (Ver)Wendler.

8. Oktober 2020, 20 Uhr: Michael Wendler distanziert sich von „gleichgeschalteten Medien“

Es war zu erwarten, dass die Kampagne in den ersten Stunden viel Lob, aber auch viel Kritik ernten würde. Schließlich spaltet Michael Wendler mit seinen Auftritten die Gesellschaft auch in zwei Lager. Die einen lieben ihn und die anderen halten ihn … naja.

Doch um kurz vor 20 Uhr veröffentlicht der Schlager-Sänger auf Facebook, Instagram und Co. ein Abschiedsvideo. Er spricht von einer „angeblichen Corona-Pandemie“ und warnt vor den „gleichgeschalteten“ und „politisch gesteuerten“ Medien.

„Wichtige Informationen, die ihr unbedingt begreifen müsst, werden gelöscht“, behauptet Michael Wendler in seinem Video. Zuletzt weist er noch auf seine Telegram(m)-Gruppe hin, in der es die Wahrheit geben würde. Oder anders ausgedrückt: Michael Wendler wechselt ins Lager der Verschwörungstheoretiker.

8. Oktober 2020, 22 Uhr: Kaufland reagiert schnell und richtig

Ein solches Video hat definitiv das Potenzial zum Shitstorm für Kaufland. Denn selbst wenn der Lebensmittelhändler nichts von der Einstellung seines Testimonials gewusst hat, kassiert das Unternehmen trotzdem die Wut und das Unverständnis der Nutzer.

Doch – und das muss man an dieser Stelle ausdrücklich betonen – die Krisenkommunikation des Social-Media-Teams von Kaufland hat perfekt ineinander gegriffen. Nach gerade einmal zwei Stunden hatte Kaufland alle Werbe-Videos mit Michael Wendler gelöscht.

Um 21.51 Uhr folgt dann auf allen Kanälen auch schon die persönliche Stellungnahme von Kaufland mit einer klaren Botschaft.


Und auch der Sender RTL, bei dem Wendler in seinem Video den Rücktritt aus der Jury der Casting-Show „DSDS“ verkündet hatte, reagierte noch vor 22 Uhr mit einer Stellungnahme.

Kaufland: Ein Vorbild für Krisenkommunikation in den sozialen Medien

Die Geschwindigkeit, die Härte und die Transparenz in der Kommunikation seitens Kaufland müssen ausdrücklich gelobt werden. In vielen anderen Unternehmen wäre eine Reaktion vermutlich am nächsten Tag gekommen. Doch das wäre in diesem Fall zu spät gewesen.

Denn insbesondere weil das Robert-Koch-Institut am 8. Oktober 2020 (4.068 Neu-Infektionen) und am 9. Oktober 2020 (4.516 Neu-Infektionen) die höchsten Infektionszahlen seit dem 9. April 2020 – der Zeit des Lockdowns – gemeldet hat, ist es noch wichtiger, ein Zeichen für Verantwortung zu setzen.

Genau das hat Kaufland – und auch RTL – gemacht. Denn die Gesundheit ist unser höchstes Gut. Diese zu wahren, ist unsere wichtigste Aufgabe. Und wer sich wie Michael Wendler mit Aussagen wie diesen so klar positioniert, hat seine Glaubwürdigkeit verspielt.

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Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.