Eigentlich wollte Quibi das mobile Streaming nachhaltig verändern. Doch nun stellt der Videodienst nach nur sechs Monaten seinen Betrieb ein – obwohl er mit Milliarden-Investitionen gestartet war. Was ist schief gelaufen? Eine rückblickende Analyse zu den möglichen Ursachen.
Große Klappe, nichts dahinter? Das US-amerikanische Streaming-Unternehmen Quibi wollte eigentlich Hollywood und neue Technologien aus dem Silicon Valley zusammenbringen, um das mobile Streaming für Smartphone-Nutzer zu revolutionieren.
Die beiden Gründer Jeffrey Katzenberg und Meg Whitman hatten dafür auch hervorragende Bedingungen geschaffen. Katzenberg war früher Chef der Disney Studios und Whitman machte Ebay erfolgreich. Mit ihrer gemeinsamen Expertise und einem Startkapital von 1,75 Milliarden US-Dollar standen den beiden alle Türen offen.
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Quibi wollte professionelle Kurzvideos für Smartphone-Nutzer liefern
Das genaue Konzept sah wie folgt aus: Quibi wollte exklusive und professionell produzierte Kurzvideos liefern und sich damit von Streaming-Riesen wie Netflix und Amazon Prime abheben. Katzenberg und Whitman wollten demnach mit fünf bis zehn Minuten langen Clips die kleinen Bildschirme erobern.
Doch laut Katzenberg machte die Corona-Krise den Gründern schon im Mai 2020 einen Strich durch die Rechnung. Er sagte damals gegenüber der New York Times, dass die Leute nun weniger Zeit mit ihren Smartphones verbringen würden, weil sie aufgrund der politischen Auflagen mehr Zeit Zuhause verbringen.
Quibi war mit 1,75 Milliarden US-Dollar und rund 50 Eigenproduktionen gestartet
Prominente Investoren wie Disney, NBC Universal und Warner Media hatten insgesamt 1,75 Milliarden US-Dollar in den Videodienst gesteckt. Davon seien laut dem Wall Street Journal noch 350 Millionen übrig, die Quibi nun an die Investoren zurückzahlen möchte.
Möglicherweise war das Scheitern des Unternehmens auch ohne die Corona-Krise vorprogrammiert. Katzenberg und Whitman hatten ursprünglich nämlich kein Konzept eingeplant, ihre Kurzvideos vom Smartphone auch auf den Fernseher zu übertragen.
Quibi war Anfang März mit rund 50 Eigenproduktionen ins Streaming-Geschäft eingestiegen. Doch erst im Juni 2020 war es möglich, den Videodienst auch per Google Chromecast und Apple TV zu nutzen.
Damit bot der Dienst Kunden keine Chance, den Serienspaß für unterwegs auch angemessen Zuhause zu genießen. Und dort streamen nunmal die meisten Nutzer – kurze Videos hin oder her.
Keine Konkurrenz für Netflix und Co.
Die etablierten Streaming-Riesen konnte Quibi also nicht beeindrucken. An Netflix, Amazon Prime und dem vergleichsweise neu gestarteten Disney Plus kamen Katzenberg und Whitman mit ihrem Dienst nicht vorbei.
Und das, obwohl in vielen Eigenproduktionen zahlreiche Hollywood-Stars wie Zac Efron, Dwayne Johnson, Christopher Waltz und Sophie Turner mitspielten. Ihre Strahlkraft erzielte beispielsweise in der Actionserie „Most Dangerous Game“ keinen nennenswerten Effekt.
Wie das Wall Street Journal berichtet, will Quibi seine Inhalte nun an andere Plattform lizensieren.
Der Preis für Quibi war zu hoch
Aber Quibi musste sich nicht nur gegen zahlungspflichtige Streaming-Platzhirsche wie Netflix durchsetzen. Gerade im Bereich der Kurzvideos sind YouTube und Tik Tok die aktuell wohl beliebtesten Plattformen – und im Gegensatz zu Quibi auch kostenfrei verfügbar.
Der Video-Dienst hingegen verlangte fünf US-Dollar pro Monat mit Werbepausen und acht US-Dollar im Monat für ein werbefreies Erlebnis.
Zum Vergleich: In Deutschland umfasst die Netflix-Bibliothek etwa 4.330 Titel. Ein Basis-Abonnement kostet monatlich 9,50 US-Dollar beziehungsweise 7,99 Euro. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der beiden Dienste trennt also Welten.
Und auch Disney Plus bietet hierzulande ein Abonnement für 6,99 Euro im Monat oder 69,99 Euro im Jahr an. Dafür erhalten Nutzer Zugang zu zahlreichen Klassikern und Filmen der Marken Disney, Pixar, Marvel, Star Wars und National Geographic.
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