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One Plus 9 Pro im Test: Mehr als nur der Hasselblad Hype

geschrieben von Nicole Scott

OnePlus war einst ein Hersteller, der die beste Hardware zu einem günstigen Preis bot. Neun Generationen sind vergangen, seit sich OnePlus das Ziel gesetzt hat, ein „Flagship-Killer“ zu werden. Mittlerweile produziert der Hersteller Smartphones für die breite Masse. Das OnePlus 9 Pro ist ein großartiges Smartphone, das nach wie vor äußerst leistungsstarke Hardware bietet – zu den Top-Features gehören ein Snapdragon 888, das LTPO-Display und die Kamera, die in Zusammenarbeit mit Hasselblad entwickelt wurde. Doch hat das OnePlus 9 Pro tatsächlich einen Platz auf dem heutigen Smartphonemarkt? Oder verkommt es nächstes Jahr zum Mittelklasse-Smartphone, sobald die Preise fallen?

Display-Technologie der nächsten Generation

Das One Plus 9 Pro verfügt über ein sehr beeindruckendes und erstklassiges High-End-Display mit nahezu perfekter Kalibrierung und toller Performance. Laut DisplayMate Labs ist es optisch gesehen so gut wie perfekt.

OnePlus nennt diese neue Form von OLED-Displays „Fluid Display 2.0“ – zum Einsatz kommen dabei ein OLED-Panel von Samsung sowie jede Menge Softwareanpassungen seitens OnePlus.
Das Display ist 6,7 Zoll groß und besitzt eine Auflösung von 3216 x 1440 Pixeln (526 ppi). Beim OnePlus 9 ist es dagegen ein 6,55 Zoll großes Display mit einer Auflösung von 2400 x 1080 Pixeln (402 ppi) und einer Bildwiederholrate von 120 Hz.

Das Display des OnePlus 9 Pro soll bei Sonnenlicht besser ablesbar sein – dazu aktiviert das Smartphone bei automatischer Helligkeitseinstellung einen speziellen Helligkeitsmodus – ein Bild, das 50 % der Bildschirmfläche abdeckt, wird mit 1043 Nits dargestellt (beim OnePlus 8 Pro waren es nur 1009 Nits), damit liegt es nur knapp hinter dem Galaxy Note 20 Ultra (1240 Nits).

Der Farbverschiebung ist ab einem 30-Grad-Winkel vergleichbar mit der des OnePlus 8 Pro. Das OnePlus 9 Pro bietet im Displaymodus „Lebhaft“ einen Farbbereich, der 139 % von sRGB abbildet (beim OnePlus 8 Pro waren es 126 %). Das sorgt dafür, dass Farben auch im Freien detailgetreu abgebildet werden. Im Vergleich dazu liegen die Werte beim Galaxy Note 20 Ultra bei 135 % und beim iPhone 12 Pro Max bei 143 %.

Ist LTPO der neue Displaytrend?

LTPO (Low-Temperature Polycrystalline Oxide) ist die neueste Generation von OLED-Displays. Dabei werden LTPS-Transistoren (Low-Temperature Polycrystalline Silicon) mit IGZO-Transistoren (Indium Gallium Zinc Oxide) kombiniert, um Leistungsverlust zu vermeiden. Dadurch lässt sich bei diesen Displays die Bildwiederholrate dynamischer steuern.

LTPO kam erstmals 2019 bei der Apple Watch zum Einsatz, später dann beim Galaxy Note 20 Ultra und dem Samsung Galaxy S21. Wir warten gespannt darauf, ob LTPO Ende des Jahres auch bei den neuen iPhones zum Einsatz kommt.

Die Technologie wird in Zukunft je nach Subkategorie auch unter anderen Bezeichnungen zu finden sein, beim Samsung Note 20 Ultra heißt sie beispielsweise „HOP“ (Hybrid Oxide and Polycrystalline).

Bei LTPO-Displays der vorherigen Generation ließ sich die Bildwiederholrate von 120 Hz auf 60 Hz herunterregeln, um Energie zu sparen – beim OnePlus 9 Pro läuft das ähnlich ab, nur geht OnePlus noch einen ganzen Schritt weiter.

Das OnePlus 8 Pro bot 1440p und 120 Hz – beim OnePlus 9 Pro sind es dagegen… 1 Hz.

Das klingt vielleicht merkwürdig, dient aber allein der Optimierung der Akkulaufzeit. Je geringer die Bildwiederholrate, desto weniger Energie verbraucht das Display. Beim LTPO-Display des Samsung Galaxy S21 wird die Bildwiederholrate von 120 Hz auf 10 Hz heruntergedreht – je nachdem, was auf dem Display angezeigt wurde.

Beim Scrollen liegt die Bildwiederholrate bei 120 Hz – sobald ihr mit dem Scrollen aufhört, wird das Display auf 1 Hz heruntergedreht. Wenn ihr euch ein Video mit 30 Hz anseht, liegt die Bildwiederholrate des Displays genau bei 30 Hz. So wird die Akkulaufzeit optimiert.

Wie sieht es mit dem Hype rund um die Hasselblad-Kamera aus?

In der Kamera steckt einiges an Technologie – Hasselblad hat die Kamera aber nicht entwickelt. Der Kamerahersteller hat lediglich seine branchenführende Expertise in Sachen Farbwissenschaft beigesteuert. Die Software, mit der das OnePlus 9 Pro die Bilder verarbeitet, erzielt dank der Natural Color Calibration von Hasselblad sehr gute Ergebnisse.

Das OnePlus 9 Pro hat eine 50 MP Ultraweitwinkelkamera mit einem 1/1.56 Sony IMX766-Sensor, der 3,2-mal größer ist als der des iPhone 12 Pro Max. Die Freeform Lens korrigiert mithilfe spezieller Rundungen das einfallende Licht. Die Verzerrung am Rand der Fotos beträgt deshalb nur 1 % – bei anderen Smartphones sind es dagegen ganze 10–20 %.

Die Hauptkamera hat einen eigens angepassten 48 MP 1/1.43 Sony IMX789-Sensor mit einer 2×2 On-Chip-Lens (OCL), die Bilder im 12-bit RAW-Format aufnimmt – außerdem bietet sie Dual Native ISO und DOL-HDR. Das sorgt für schnelleren Autofokus und 64-mal mehr Farbinformationen, die von der durch Hasselblad angepassten Software verarbeitet werden können.

Zusätzlich gibt es eine Monochromkamera, die Tiefeninformationen für die Hauptkamera erfasst. Genau wie bei den Vorgängermodellen frage ich mich wieder einmal, ob sich die zusätzliche Hardware tatsächlich lohnt – auch wenn die Tiefenunschärfe etwas besser ist als bei rein softwarebasierten Lösungen.

Die Farben werden relativ genau abgebildet, wirken aber etwas zu stark gesättigt – aber das ist auf dem Smartphonemarkt bekanntlich ein Trend.

Je mehr man über die Themen Fotografie und Bildbearbeitung lernt, desto mehr wird einem klar, dass die Hardware gar keine so große Rolle spielt. Viel mehr sind es das Licht, die Umgebung, die Bildkomposition und die Nachbearbeitung, die für wirklich gute Ergebnisse sorgen. Ein Amateur mit Profiausrüstung wird keine besseren Fotos zustande bringen als ein Fotograf mit einer mittelmäßigen Kamera.

Die 8 MP Telefotokamera des OnePlus 9 Pro bietet 3,3-fachen (77 mm) optischen Zoom und 30-fachen digitalen Zoom. Die optische Bildstabilisierung (OIS) sorgt für schnelleren Autofokus und schärfere Fotos. Die Kamera bietet einen Tilt-Shift-Modus, der den Miniatureffekt eines Tilt-Shift-Objektivs imitiert. Der Pro-Modus funktioniert wie jeder andere Pro-Modus, wurde aber in Zusammenarbeit mit Hasselblad entworfen und bietet 12-bit RAW –10-bit RAW ist bei den meisten anderen Smartphones Standard.

Nacht-Fotos

Video

 

 

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Ich kenne zwar niemanden, der einen 8K-Fernseher hat, das OnePlus 9 Pro kann aber 8K-Inhalte aufnehmen. Mit von der Partie sind 4K-Videos mit 120 FPS, Timelapse-Videos mit der Ultraweitwinkelkamera, Porträtvideos und Nightscape Video 2.0. Ich muss zugeben, dass ich von den Ergebnisse ziemlich beeindruckt bind – die Slow-Mo-Videos sehen zwar etwas zu stark nachbearbeitet aus und wirken zu stark gesättigt, sind aber äußerst detailreich.

Selfies

Performance

Im OnePlus 9 und 9 Pro stecken ein Snapdragon 888 – beim Pro-Modell kommt zusätzlich eine fünfschichtige „Gaming“-Kühlung zum Einsatz. Das OnePlus 9 Pro erreichte bei AnTuTu 669.000 Punkte. In Sachen Performance dominieren Snapdragon 888-basierte Smartphones aktuell den Markt – bei den meisten Geräten liegen die Werte zwischen 600.000 und knapp 700.000. Wir sind keine Fans von Benchmarks, sind aber gespannt wie sich das OnePlus 9 Pro gegen andere Snapdragon 888-Smartphones schlagen wird.

Wo sich der Snapdragon 888 wohl am ehesten bemerkbar machen wird, ist das Display. Vor allem bei Spielen sollten die Reaktionszeiten kürzer sein. Die Synchronisierungsgeschwindigkeit zwischen Prozessor und Display liegt in der Regel zwischen 60 Hz und 120 Hz – dank Hyper Touch liegt dieser Wert bei OnePlus bei ganzen 360 Hz. In der Theorie ist das sechsmal schneller als die Synchronisierungsrate beim OnePlus 8 Pro. Im Moment funktioniert das Feature aber nur bei PUBG Mobile, Call of Duty Mobile, League of Legends und Brawl Stars. Hoffentlich werden in Zukunft noch weitere Titel diese Funktion unterstützen.

Die Grundlage für die Mobilfunkkonnektivität bildetet ein globales X60 5G RF-System mit einem 5-nm-Chip. Als System der dritten Generation dürften Energieverbrauch und Wärmeentwicklung geringer sein als bei Vorgängermodellen, was wiederum die Akkulaufzeit verbessern würde.

Der UFS 3.1-Speicher bietet Geschwindigkeiten von bis zu 6400 Mbps.

Die Dual-Stereolautsprecher unterstützen Dolby Atmos und sind laut genug, um mit Freunden Videos zu schauen oder in lauteren Umgebungen einen Song abzuspielen. Der Bass ist im Vergleich zu anderen Smartphones sehr gut, die Mitten sind klar und insgesamt ist der Sound sehr voll.
Wer gerne Videos schaut, kommt mit dem großartigen Display und den tollen Lautsprechern definitiv auf seine Kosten.

Warp Charge 65T

Fast Wireless Charging ist da – in nur 29 Minuten lässt sich das Smartphone von null auf 100 % aufladen. Das ist kein Marketing-Quatsch, in meinem Test konnte ich das Gerät in nur 20 Minuten von 5 % auf 89 % aufladen. Im Vergleich: mit Warp Charge 50 dauerte es beim OnePlus 8 Pro 43 Minuten, um den Akku von null auf 100 % aufzuladen.

Der 4500-mAh-Akku basiert auf einem Dual-Zellen-Design, das die Wärmeentwicklung reduziert und dafür sorgt, dass sich das Smartphone schneller und über einen längeren Zeitraum hinweg aufladen lässt.

Das OnePlus 9 Pro hat einen 2,2 mm breiten Rahmen und ist offiziell IP68-zertifiziert.

Software

Ich bin überzeugte OnePlus-Nutzerin. Ich weiß, dass der Hersteller nicht immer die besten Modelle auf den Markt bringt, doch die Software sorgt dafür, dass ich diesen Kompromiss gerne eingehe. OxygenOS 11 ist aufgeräumt, leistungsstark und bietet zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten. Dank der Turbo Boost 3.0-Speicheroptimierung könnt ihr 25 % mehr Apps im Hintergrund ausführen – ermöglicht wird das durch RAM-Komprimierung, die Daten im RAM verkleinert, sowie Virtual RAM, das normalen Speicherplatz in RAM verwandelt.

In meinem Test konnte ich einige Software-Glitches feststellen. Die wird OnePlus aber mit Sicherheit in den kommenden Updates beheben. Die Kamera-App bleibt gelegentlich hängen und das GPS funktioniert nicht ganz wie gewollt (siehe Screenshot). Das Standort-Tracking in Google Fit ist zwar nicht unbedingt das genaueste, aber was ihr hier sehen könnt, ist definitiv ein GPS-Fehler.

Über den Autor

Nicole Scott