Software-Entwickler Felix Domke hat sich erstmals in das Betriebssystem einer Mercedes E-Klasse gehackt. Er kann offenbar belegen, dass Daimler seine Motoren manipuliert hat. Die Fahrzeuge würden demnach mehr Abgase ausstoßen, als offiziell angegeben. Wir erklären die Hintergründe.
Gutachten wirft Daimler Abgas-Manipulation vor
Software-Entwickler Felix Domke ist in der Automobil-Industrie kein Unbekannter. Als im Jahr 2015 der sogenannte Diesel-Skandal bei Volkswagen (VW) aufflog, konnte der IT-Experte nachweisen, wie der Wolfsburger Autobauer seine Motoren manipuliert hat.
Im Auftrag der US-amerikanischen Anwaltskanzlei Milberg hat Domke nun ein 30-seitiges Gutachten verfasst, das Autohersteller Daimler schwer belastet. Dem Nachrichtenmagazin Spiegel zufolge zeige das Gutachten, dass der Autobauer seine Motoren manipuliert hat.
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Die Anwaltskanzlei Milberg vertritt dabei die Interessen zahlreicher Kläger:innen, die Schadenersatz von Daimler fordern, dem Autobauer die Vorwürfe aber bisher nicht nachweisen konnten.
8 unzulässige Abschaltungseinrichtungen bei Daimler?
Wie die Tagesschau berichtet, haben mittlerweile rund 25.000 Halter:innen von Daimler-Fahrzeugen mit einem Dieselmotor auf Schadenersatz geklagt. In den meisten Fällen haben die zuständigen Gerichte die Klagen jedoch zurückgewiesen.
Die Begründung: Der Vorwurf unzulässiger Abschaltungseinrichtungen könne nicht eindeutig nachgewiesen werden.
Das könnte sich mit dem neuen Gutachten von Software-Entwickler Felix Domke nun ändern. Denn Domke kommt zu dem Ergebnis, dass Daimler in der Steuerungssoftware seiner Diesel-Motoren womöglich acht unzulässige Abschaltungseinrichtungen eingebaut hat.
Software wechselt in deutlich schadstoffreicheren Modus
Der IT-Experte hat dabei die Steuerungssoftware einer Mercedes E-Klasse ausgelesen.
Während seiner Untersuchung hat Domke ein Fahrzeug mit einem E350-Dieselmotor zudem unterschiedlichen Fahrsituationen ausgesetzt. Dabei habe er laut eigenen Angaben eine Strecke von insgesamt rund 10.000 Kilometern zurückgelegt.
Die Software habe er dann wiederum mit einem Update verglichen, das der Autohersteller mittlerweile nachgelegt hat. Besonders auffällig sei dabei gewesen, dass die alte Software in einen deutlich schmutzigeren Modus wechsle, sobald ein bestimmter Kraftstoffverbrauch überschritten sei.
Laut Domke wollen Daimler so lediglich „gute“ Werte beim Abgastest erzielen. Um den Harnstoffverbrauch (Ad Blue) zu reduzieren, würde der Katalysator ab einer Geschwindigkeit von rund 100 km/h zudem ebenso in den Schadstoffmodus schalten.
Autohersteller Daimler dementiert
Dem Spiegel gegenüber äußerte Daimler wiederum, dass die von Domke beschriebenen „Parametierungen“ bekannt seien. Aus Unternehmenssicht können diese jedoch nicht als unzulässige Abschalteinrichtungen gewertet werden.
Doch IT-Experte Domke schlussfolgert in seiner Analyse, dass Daimler die von ihm identifizierten illegalen Abschaltmechanismen mit einem Software-Update entfernt habe. Seine Untersuchungen hätten ergeben, dass der E350-Dieselmotor nach dem Update rund zehn Mal weniger Emissionen ausgestoßen hat.
Den vorgegebenen Grenzwert würde der Motor dann einhalten. Das wiederum würde belegen, dass die zuvor festgelegten Mechanismen zum Betrieb des Motors nicht erforderlich waren. Ob und inwieweit die neuen Erkenntnisse auf noch laufende Gerichtsverfahren Einfluss nehmen, ist derzeit noch unklar.
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