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Verbot für Ewigkeitschemikalien? Diese Alternativen gibt es!

Mammut, Outdoor, Ski, PFAS-Alternativen
Mammut Sports Group AG / Adam Klingeteg
geschrieben von Marinela Potor

Die EU diskutiert derzeit ein umfassendes Verbot der schädlichen PFAS-Chemikalien. Dieses würde vermutlich 2027 greifen. Doch, von Kleidung über Verpackungen bis hin zu Kosmetik: Es gibt jetzt schon viele PFAS-Alternativen. 

Noch vor einem Jahr hatten viele von uns noch nie etwas von PFAS, PFOS oder PFC gehört, obwohl die chemischen Verbindungen fast überall zu finden sind. Sei es in Pfannen, Verpackungen, Kleidung oder Zelten: Die per- und polyfluorierten Alkyl-Substanzen (kurz PFAS oder auch PFC) kommen aufgrund ihrer wasser-, öl- und schmutzabweisenden Eigenschaften in vielen Produkten vor.

Doch genau wegen dieser resistenten Eigenschaften, lassen sich PFAS nur sehr schwer entfernen oder aufbrechen. Das hat ihnen den Namen „Ewigkeitschemikalien“ eingebracht. Das Problem dabei: PFAS dringen in Boden, Grundwasser und auch in unseren Körper ein – mit schädlichen Folgen für Umwelt und Mensch.

EU prüft Verbot für sämtliche PFAS

Einige PFAS-Verbindungen sind darum innerhalb der EU schon verboten. Anfang 2023 forderten jedoch fünf EU-Staaten, alle PFAS in der Europäischen Union zu verbieten. Dieser Vorschlag befindet sich momentan in einer finalen Prüfung und wäre in dieser Form eins der weitreichendsten PFAS-Verbote weltweit. Das hat in den vergangenen Monaten für viel Aufmerksamkeit gesorgt.

Seitdem achten auch Verbraucher:innen verstärkt auf Produkt-Aufschriften wie „Null Prozent PFC“ und auch Hersteller sind vermehrt auf der Suche nach PFAS-Alternativen. Da nicht nur die EU, sondern auch andere Industrienationen wie etwa Japan oder die USA Verbote prüfen, gilt die Entwicklung von Alternativen als Milliardengeschäft.

Tatsächlich gibt es aber schon eine Vielzahl von Produkten, die PFAS-Alternativen nutzen.

Von Anorak bis Zelt: Diese PFAS-Alternativen gibt es schon

Viele Unternehmen setzen bereits PFAS-Alternativen ein. Wir stellen dir einige bekannte Marken vor, bei denen du jetzt schon PFAS-frei einkaufen kannst.

Outdoor: PFAS-Alternativen für Jacken, Zelte und Co.

Die wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften der PFAS-Gruppe machen den Stoff interessant für Outdoor-Produkte. Schließlich will niemand durch seine Regenjacke oder das Zelt nass werden.

Doch es geht auch anders. Die Augsburger Outdoor-Marke Deuter beispielsweise forscht seit 2014 an PFAS-Alternativen. 2016 kamen die ersten PFAS-freien Produkte auf den Markt und seit 2020 ist die Marke komplett PFAS-frei.

Ein weitere Marke, die auf PFAS-Alternativen im Bereich Outdoor setzt, ist die Schweizer Mammut Sports Group AG. So waren 2022 85 Prozent der Kleidung und 94 Prozent der Rucksäcke, Taschen und Gurte „PFC-frei“ (PFAS waren lange unter dem Kürzel PFC bekannt). Und auch Jack Wolfskin hat sich 100 Prozent PFAS-frei auf die Fahne geschrieben.

Kleidung: PFAS-Alternativen für Jacken, T-Shirts oder Schuhe

Ja, auch in unserer Kleidung finden sich die Ewigkeitschemikalien. Wer auf PFAS-freie Label wertlegt, ist hier zum Beispiel bei Zara gut aufgehoben. Zara gehört zur spanischen Inditex-Gruppe, einem der weltweit größten Textilunternehmen der Welt, das ebenfalls ohne PFAS oder PFOS produziert.

Auch wer bei H&M einkauft, findet PFAS-freie Kleidung, Schuhe und Schminke. Das verspricht jedenfalls das Unternehmen in seinem Nachhaltigkeitsreport.

Im Luxusbereich ist die österreichische Modemarke Helmut Lang eine gute Wahl. Helmut Lang gehört zur japanischen Modehandelsgruppe Fast Retailing, die sich seit 2013 einer PFAS-freien Produktion verschrieben hat.

Kosmetik: PFAS-Alternativen für Schminke und Drogerieprodukte

Neben H&M setzt zum Beispiel die Öko-Beauty-Marke Annmarie auf rein natürliche Zutaten und nutzt bewusst keine PFA-Substanzen.

Auch die Beauty-Marke Sephora bemüht sich zumindest um die Reduzierung von PFAS in ihren Produkten.

Verpackung: PFAS-Alternativen für Kaffeebecher, Pizzaschachteln und mehr

Ehrlicherweise muss man sagen, dass Verpackungshersteller einen schlechteren PFAS-Ruf haben, als sie verdienen. Denn viele Hersteller arbeiten seit Jahren mit Alternativen. So hat etwa die Umweltorganisation Chem-Trust bei einer Untersuchung von Pizzaschachteln in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden keine PFAS-Imprägnierungen festgestellt.

Gleichzeitig sind PFAS in Fast-Food-Verpackungen immer noch gang und gäbe. So stellte etwa der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) 2021 in einer Unterschung fest, dass „32 der 42 in einem unabhängigen Labor getesteten Verpackungen eindeutig mit PFAS-haltigen Mitteln imprägniert“ wurden.

PFAS, Verpackung, BUND

Fast-Food-Ketten schneiden schlecht ab im PFAS-Verpackungscheck. (Quelle: Screenshot / BUND)

Immerhin: Verpackungen aus Papier oder Karton, die von europäischen Vergandsmitgliedern des Staufenberger Industrieverbands Pro-S-Pack stammen, enthalten keine PFAS-Beschichtung.

Geschäftsführer des Industrieverbandes Pro-S-Pack, erklärt, dass auch Wegwerfbecher für Kaffee und andere Servicepackungen aus Papier oder Karton keine PFAS-Beschichtung enthielten, zumindest dann nicht, wenn sie aus europäischer Produktion der Verbandsmitglieder stammten.

Das ist aber natürlich für Verbraucher:innen schwer zu prüfen. Der BUND empfiehlt daher, lieber, umweltfreundliche Alternativen aus Glas, Keramik oder Metall zu nutzen.

Achtung: PFAS-frei kann trotzdem PFAS enthalten

Obwohl es bereits sehr viele Alternativen zu PFAS gibt und verschiedene Marken mit der Aufschrift „PFAS-frei“ werben, ist es tatsächlich nicht immer möglich, die Chemikalien vollständig zu vermeiden. Wer sich die Nachhaltigkeitserklärungen der Unternehmen durchliest, findet entsprechend auch Hinweise darauf, dass die Produkte dennoch diese Chemikalien enthalten können.

Das liegt zum einen daran, dass die Fluorchemikalien so massiv verbreitet sind, dass sie oft durch Kontamination in Stoffe geraten, die eigentlich ohne PFAS hergestellt werden. Zum anderen kann es auch beim Recyceln zu einem Mix kommen. Und manchmal enthalten zwar nicht die Produkte, aber zum Beispiel die Maschinen zur Herstellung von Einwegbechern PFAS.

Deswegen wird es langfristig nicht reichen, PFAS zu verbieten und Alternativen anzubieten, auch wenn dies ein sehr wichtiger Schritt ist. Darüber hinaus müssen aber auch Verfahren entwickelt werden, die existierendes PFAS entfernen und vernichten können.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.