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Cannabis-Legalisierung: Warum Start-ups und die Wirtschaft die großen Verlierer sind

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geschrieben von Christian Erxleben

Seit dem 1. April 2024 sind der Konsum, Besitz und Eigenanbau von Hanf mit klaren Grenzen erlaubt. Zu den größten Verlierern der Cannabis-Legalisierung gehören jedoch Start-ups, die sich nach den ersten Plänen der Bundesregierung Hoffnung gemacht hatten. Viele von ihnen dürften trotz der Legalisierung vor dem Ruin stehen. Ein Kommentar.

Cannabis-Legalisierung in Deutschland: Der erste Schritt ist gemacht

Nach einem zähen Ringen ist die Cannabis-Legalisierung in Deutschland durch. Im April 2024 ist der erste Teil des geplanten Gesetzes in Kraft getreten. Das heißt ganz konkret: Seit dem 1. April 2024 – und das ist kein Aprilscherz – ist der Besitz, der Konsum und der Anbau von Cannabis beziehungsweise Hanf auch hierzulande erlaubt.

Zwar gibt es strenge Richtlinien und klare Vorgaben. So dürfen Volljährige beispielsweise nur drei Pflanzen selbst anbauen. Und auch der Besitz ist auf 25 Gramm beschränkt. Trotzdem ist nach jahrelangen Forderungen – wir erinnern uns an Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele im Jahr 2002 – Cannabis in Deutschland legal.

Ob dieser Schritt nun richtig oder falsch ist – darum soll es an dieser Stelle nicht gehen. Letztendlich haben sowohl die Befürworter als auch die Kritiker mit ihren Aussagen Recht.

Die Cannabis-Legalisierung führt mit Sicherheit dazu, den Schwarzmarkt ein Stück weit trocken zu legen und die Reinheit der verkauften Produkte zu verbessern. Gleichermaßen ist es eine der wichtigsten Aufgaben Kinder und Jugendliche vor einem laxen Umgang mit Hanf zu schützen. Da das Gesetz nun wirksam ist, ist die Streiterei ein wenig fehl am Platz.

Der größte Verlierer der Cannabis-Legalisierung: Start-ups und die Wirtschaft

Trotzdem gibt es einen ganz klaren Verlierer – und der ist leider das Unternehmertum. Denn während für Privatpersonen der Zugang zu Hanf eröffnet worden ist, hängt die Bundesregierung an anderer Stelle noch hinterher. So hat der verantwortliche Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die wirtschaftliche Relevanz zunächst einmal hinten angestellt.

Das bedeutet: Ein offizieller Verkauf von Cannabis in zugelassenen Fachgeschäften oder Apotheken ist noch nicht erlaubt. Ein entsprechender Beschluss liegt derweil noch im Bundestag. Er sieht vor, dass nur in nicht-kommerziellen Vereinen das Hanf verkauft werden darf. Außerdem soll es in einigen Modellregionen Verkaufsstellen geben, in denen lizensierte Geschäfte Cannabis-Produkte verkaufen können.

Kein Hanf-Kuchen, keine Hanf-Öle und kein Online-Verkauf

Dabei steht das Cannabis in seiner Reinform im Mittelpunkt. Verschleiernde Produkte wie Kuchen, Öle oder Aromen sind nicht erlaubt. Ein Cannabis-Geschäft, wie wir es aus den Niederlanden kennen, wird es also vorerst nicht geben.

Cannabis darf nur zum Preis der Produktionskosten verkauft werden. Eine Gewinnmarge ist also nicht vorgesehen. Darüber hinaus müssen die Läden eine Kontaktperson für den Jugendschutz benennen, jegliche Form der Werbung ist verboten und zahlreiche Nachweise zu Sachkunde und Prävention sind notwendig. Online-Vertrieb? Auch nicht erwünscht!

Keine Gewinne, keine Firmen: Deutsche Cannabis-Firmen vor dem Aus

Seitdem die Bundesregierung ihre Pläne zur Cannabis-Legalisierung veröffentlicht hat, ist auch unter Unternehmern eine Euphorie ausgebrochen. Zahlreiche Start-ups wurden gegründet. Auch internationale Cannabis-Produzenten haben deutsche Tochtergesellschaften eröffnet.

Der wirtschaftliche Schwung ist durch die Verzögerung in der Gesetzgebung stark gefährdet. Solange der Verkauf nur nicht-kommerziell erfolgen darf und solange es Modell-Regionen und Testläufe gibt, werden die neu gegründeten Start-ups kein Geld verdienen. Sie können folglich auch nicht ihre Angestellten und ihre Miete zahlen oder Investitionen tätigen.

4,7 Milliarden Euro an Steuereinnahmen und 27.000 Arbeitsplätze

Somit zeigt sich schon am 2. April 2024, dass Deutschland (wieder einmal) nicht wirtschaftlich denkt. Stattdessen treibt die Regierung unsere Pioniere sehenden Auges in die Insolvenz. Wieder einmal stoßen wir Gründer vor die Nase. Dringend benötigte Steuereinnahmen ignoriert die Politik einfach.

Dabei hat eine groß angelegte Studie der Universität Düsseldorf schon im Jahr 2021 gezeigt, wie groß der wirtschaftliche Vorteil der Cannabis-Legalisierung sein könnte. So wären Steuereinnahmen in Höhe von 4,7 Milliarden Euro und bis zu 27.000 neue Arbeitsplätze in Deutschland möglich. Doch das ist nur Theorie.

In der Praxis stehen viele Cannabis-Start-ups vor dem Bankrott und die Löcher im Bundeshaushalt werden dadurch gestopft, dass Investitionen in den Nahverkehr gestrichen werden.

Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Kommentar. Das ist eine journalistische Darstellungsform, die explizit die Meinung des Autors und nicht des gesamten Magazins widerspiegelt. Der Kommentar erhebt keinen Anspruch auf Sachlichkeit, sondern soll die Meinungsbildung anregen und ist als Meinungsbeitrag durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt.

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Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.

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