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Übertriebener Hype? So erfolgreich ist die Billig-Plattfrom Temu wirklich

Temu Steuern Zoll, Steuerbetrug, EU
Temu
geschrieben von Maria Gramsch

Die Shopping-App Temu hat keinen besonders guten Ruf. Erst kürzlich wurde sie von der Verbraucherzentrale abgemahnt. Doch wie erfolgreich ist die chinesische Billig-Plattform tatsächlich?

Wer heutzutage im Netz unterwegs ist, hat höchstwahrscheinlich auch schon einmal Werbung von dieser Shopping-App erhalten. Dabei lockt Temu mit wahnsinnig niedrigen Preisen, die die Kund:innen anlocken sollen.

Diese erhalten dann oft No-Name-Produkte mit minderer Qualität und fragwürdiger Sicherheit. Bereits im August 2023 hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen vor der chinesischen Plattform gewarnt. Inzwischen wurde Temu von der Verbraucherzentrale wegen mehrerer Verstöße abgemahnt.

Dabei hält sich Temu hartnäckig in den App-Charts der beliebtesten Apps. Doch wie erfolgreich ist die Plattform in Wirklichkeit?

Wie funktioniert die Shopping-App Temu?

Temu bewirbt seine Shopping-App mit dem Zusatz „Shoppe wie Milliardäre“. Allerdings ist die Plattform vor allem auf Billigprodukte ausgelegt.

Dabei können Kund:innen von zahlreichen Schnäppchen und Rabatten profitieren. Das Angebot umfasst so ziemlich alle Bereiche des E-Commerce – von Mode über Deko, Kosmetik und Schuhe bis hin zu Elektronik wie Smartwatches oder Kopfhörer.

Temu selbst tritt dabei nur als Vermittler auf. Denn die Plattform verkauft ihre Produkte nicht selbst, sondern nur über externe Händler:innen. Laut der Verbraucherzentrale sei das mit der Shopping-App Wish vergleichbar. Aber auch von Amazon kennt man dieses Marktplatz-Konzept.

Jedoch zeigen sich die Kund:innen oft nicht zufrieden mit ihren Bestellungen. Denn laut den Beschwerden, die die Verbraucherzentrale entgegengenommen hat, sind die Produkte oft qualitativ minderwertig oder die Sendungen schlecht verpackt.

Auch könne es bei der Einfuhr zu zusätzlichen Kosten kommen. Die Preise bei Temu seien zwar so niedrig, dass kein Zoll für sie anfalle. Allerdings sei es möglich, dass Einfuhrumsatzsteuern sowie Verbrauchssteuern anfallen.

In den USA nimmt das Interesse bereits ab

Temu hat in den Charts der App Stores einen rasanten Start hingelegt. Ziemlich schnell beherrschte die Shopping-App die oberen Plätze in Apples App Store sowie dem Google Play Store.

Doch inzwischen scheint das Interesse an der Billig-Plattform schon wieder abzunehmen. Wie The Information berichtet, macht Temu ganze 60 Prozent seines Umsatzes in den USA.

Doch genau hier sinkt die Zahl der monatlich aktiven Nutzer:innen bereits seit dem dritten Quartal 2023. Hier hatte sie ihren Peak mit 56 Millionen monatlich aktiven Nutzer:innen erreicht.

Im vierten Quartal waren es bereits nur noch 51 Millionen und im ersten Quartal dieses Jahres kam die App nur noch auf 49 Millionen monatlich aktiven Nutzer:innen.

Temu selbst sieht hier jedoch kein Problem. Gegenüber The Information war von „einer starke Kundenbindung“ sowie „hervorragendem Kundenfeedback“ die Rede.

Wie steht es wirklich um Temu?

In Deutschland ist die umstrittene Shopping-App erst zu Beginn des Jahres 2023 gestartet. Seither soll bereits jeder Vierte zwischen 16 und 65 Jahren über die Plattform etwas bestellt haben.

Betrachtet man das Bruttohandelsvolumen der Plattform, wird jedoch ihr wahrer Stellenwert sichtbar. Denn hier kann Temu kaum mit Platzhirschen wie Amazon mithalten.

Für Amazon soll das Bruttohandelsvolumen im Jahr 2023 bei mehr als 700 Milliarden US-Dollar gelegen haben. Ebay kam auf ein Bruttohandelsvolumen von 73,2 Milliarden US-Dollar.

Während Ebay diese Zahl selbst veröffentlicht, tun Amazon und auch die Temu-Mutter PDD Holdings dies nicht. Aus diesem Grund basieren die Zahlen bei diesen beiden Firmen nur auf Schätzungen von Analysten.

Bei Temu reichen diese Zahlen für das Jahr 2023 allerdings von 35 Milliarden US-Dollar, was ungefähr dem Umsatz der Plattform entspricht, bis hin zu wahnsinnigen 1,1 Billionen US-Dollar. Diese Zahl orientiert sich am Umsatzwachstum der Muttergesellschaft.

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Über den Autor

Maria Gramsch

Maria ist freie Journalistin und technische Mitarbeiterin an der Universität Leipzig. Seit 2021 arbeitet sie als freie Autorin für BASIC thinking. Maria lebt und paddelt in Leipzig und arbeitet hier unter anderem für die Leipziger Produktionsfirma schmidtFilm. Sie hat einen Bachelor in BWL von der DHBW Karlsruhe und einen Master in Journalistik von der Universität Leipzig.

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