Sonstiges

Webseiten: Design oder Undesign besser?

diese Frage stellt sich auch Gerrit auf Praegnanz.de: Mir ist es seit Jahren ein Rätsel, wie potthässliche Webdienste derart erfolgreich sein können, allen voran das quasi unbedienbare eBay. Mein Kollege hat des öfteren schon die Vermutung geäußert, dass extrem gut aussehende Seiten manchen Leuten nicht geheuer sind, eher suspekt wirken. Aber muss es denn gleich so unglaublich hässlich sein? (er bezieht sich auf MySpace)

eventuell müssen Webdesigner zur Erkenntnis kommen, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Wenn das blonde Superpüppchen nicht reden kann, schaut man sich bis zu einem gewissen Punkt satt und geht dann irgendwann weiter. Das hässliche Entlein aber, mit dem man Pferde stehlen kann, das fesselt und bindet. Wie heisst es so schön? Schönheit kommt von innen. Wenn dazu dann auch die äussere Schönheit passt, ok, umso besser. Sprich: Gute Inhalte, gute Angebote, gute Services, brauchbare Funktionen werden User immer und stets vor Webseiten vorziehen, die nur mit ihrem Design glänzen. Insofern können auch Webdesigner mE aus faulen oder für den User uninteressanten Inhalten keinen schönen Schwan vorgaukeln. Das obliegt aber nicht dem Webdesigner, das obliegt dem Kunden selbst zu erkennen, woran es hapert. Der Webdesigner kann aber zumindestens den Schaden begrenzen: Eine potthässliche Seite mit 0 Nutzwert ist natürlich nach unten hin betrachtet das Schlimmste, was eine Firma ihren Lesern anbieten kann. Dann doch lieber schöne Verpackung drumherum, damit es nicht ganz so schlimm wirkt.

Letztlih relativiert sich meine Meinung, da ich eigentlich keinen Wert auf Design lege. Das „Teil“ muss klappen, schnell sein, bedienbar und fertig. Wenn es dann schön aussieht, ist das gut für die Kasse des Webdesigners. Webdesigner – wenn wir von den echten reden – sind Ästheten. Die betrachten Webseiten mit gänzlich anderen Augen als der Normalo. So wie Developer die Schönheit und Schnelligkeit ihres Quellcodes bestaunen, dem Nutzer geht das aber völlig am Boppes vorbei, er will nur, dass es klappt 🙂 Ne,… im Auge des Betrachters! Und ich denke, dass sich Profis immer schwertun, die Welt mit den Augens eines Users zu betrachten. Dieses Talent des Perspektivenwechsels findet man in allen IT-Bereichen nicht häufig wieder, imho.


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Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

9 Kommentare

  • Bezüglich deines letzten Satzes: Ich arbeite jetzt seit acht Jahren im Internet-Business, immer in den Bereichen Webpublishing, Usability und Redaktion. Ich habe festgestellt, dass dieses „sich in den Kunden hinein versetzen“ eine Frage der persönlichen Gewohnheiten als Surfer ist.

    Meine Erfahrung ist die, dass es auch in diesem Business zwei Arten von Mitarbeitern gibt. Beide machen ihren Job mit Begeisterung, wobei die einen privat relativ wenig im Web unterwegs sind und es sehr reduziert nützen. So kann meiner Meinung nach auch keine Erfahrung, kein Empfinden für die wichtigen (meist sehr einfachen) Dinge entstehen.

    Die anderen sind in der Freizeit als User sehr aktiv, anspruchsvoll und engagiert, was sich schlussendlich in der Arbeit an Enduser-Projekten auszahlt. Denn diese Gruppe, zu denen ich mich auch zähle, hat schlussendlich im Vergleich ein vielfaches an Websites und Diensten gesehen und kann diese Eindrücke einfliessen lassen.

  • Farlions Design ist Augenkrebserregend, aber sauber, schnell und praktisch. Kein Eye-Candy, aber er will ja auch eher die Inhalte vermittlen, als Design zu verkaufen. Und zur Not kann man ja noch auf Schwarz-weiss umstellen 🙂

  • Also welche vergleichbaren Webdienste (inhaltlich) gibt es denn momentan zu ebay & Co, die sexier aussehen?

    Wichtig ist in erster Linie Bedienbarkeit, Wiedererkennung und momentan bei mir beliebt: Keine Überfrachtung.

    Ansonsten gilt immer noch: Innen hui und Außen hui > Innen hui Außen pfui > Innen pfui und Außen pfui

  • @Micha, obwohl man denken sollte, dass alle Webworker das Web wie ihre Westentasche kennen sollten. Und wie Du selbst feststellst, das ist ungemein wichtig.

    @Patrick, die Gleichung unterschreibe ich gleich dreimal 🙂

  • Als Ebay auf den Markt kam, war es ja was ganz neues. Es gab keine Alternativen und deshalb musste sich Ebay auch nicht mit einem guten Design abheben. Mittlerweile hat sich Ebay als die Versteigerungsplattform schlechthin etabliert und ist so in aller Munde. Die Besucher strömen, also braucht es auch kein neues Design.
    So schlimm finde ich das Design von Ebay aber auch nicht.
    Jetzt gucke ich mir MySpace vorbei und mir kommt das Design so komisch vor, war das sonst nicht mit viel mehr Grafiken?

    Das habe ich bereits bei Gerrit geschrieben und möchte jetzt noch was ergänzen.
    Wenn Ebay jetzt sein Aussehen ändern würde, dann wäre es ja kein Ebay mehr. Ebay ist eine recht weiße Seite mit dem Ebay-Logo und daran erkennt man Ebay schon aus der Ferne.

    Das hat sich so eingebrannt bei uns Menschen.
    Und wenn ich an einem Büro vorbei gehe, sehe ich auch aus großer Entfernung: der Buchhalter arbeitet nicht, der guckt bei Ebay.

  • Das Ebay-Design ist absolut bewusst so gewählt, da man bei Ebay auf jeden Fall ein Schnäppchen erwartet und für wenig Geld viel kaufen möchte. Daher sieht auch das Design so aus – billig!

    Wäre ebay mit einem Top-Design gestartet, welches nach Bang und Olufsen aussieht, so wäre es sicherlich nicht so erfolgreich geworden.

    Sehen wir uns doch andere Firmen an. Nahezu alle Diskounter sehen doch sch* aus. Praktiker, Lidl, Schlecker, Aldi – das sind alles Firmen, die bewusst (!!) ihr Design gewähtl haben. So ein Flyer darf schließlich nicht teuer aussehen, sonst vergrault man die Kundschaft. Außerdem bleiben diese Firmen damit authentisch.

    Und Authentizität ist das aller Wichtigste bei einer Website. Egal ob man vom Design redet oder vom Inhalt. Beides muss zum Unternehmen/Person passen.

    Und da Ebay nun mal den Leuten „vorgaukelt“, alles billig zu erhalten, sieht die Seite auch so aus. Denn Ebay hat mitlerweile sicherlich so viel Geld um eine ganze Armee an Grafik-Designer zu beschäftigen, die den Laden hübsch machen könnten. Und das geht, auch ohne das Corporate-Design zu verletzen.

    Ergo: Billiges muss auch billig aussehen – teures muss teuer aussehen, muss aber nicht teuer im Design sein!

  • Ich teile die Meinung: Content ist am wichtigsten! Dann kommt erstmal lange nichts und dann Funktion und Design, wobei die alte Regel gelten sollte: „form follows function“.

    Witzig: habe mal gelesen, dass das viel gelobte Google-Minimalismus-Design nur entstanden ist, weil die Verantwortliche bei Google zu der Zeit kein HTML oder Webdesign konnte. Ob das wohl so stimmt?