So eine Überschrift à la „X zensiert Y!“ macht sich natürlich irre gut – immerhin lässt sich damit in der zarten deutschen Seele der Zensursula-Dämon vom vergangenen Jahr wieder heraufbeschwören. Dieses Mal ist aber zum Glück nichts an der Sache dran. Eigentlich will ich gar nicht auf den wütenden Aufschrei verlinken, tue es nun aber doch: „Mail-Zensur bei GMX und Web.de“, donnert es uns dort entgegen. Michael Mross echauffiert sich darüber, dass die beiden United Internet-Töchter keine Newsletter von mmnews.de durchlassen – sie landen nicht einmal im Spam-Order. Sein Fazit: „Es handelt sich […] um handfeste Zensur. Betroffen sind Tausende von Kunden mit einem Mailkonto bei GMX und Web.de.“
Der Hintergrund zu der Geschichte ist der, dass beide Freemailer Kunden von Spamhaus.org sind, einer Anti-Spam-Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Internet nach verdächtigen Mailaktivitäten zu durchleuchten. Auffällige IP-Adressen landen dann auf einer Blacklist, die von fast allen großen Mail-Anbietern angezapft wird, um die eigenen Nutzer vor nervigen bis schädlichen Mailattacken zu schützen. Und nun ist mmnews.de auf diesem Index gelandet.
Unsere Recherche sowohl bei GMX als auch Web.de ergab, dass Spamhaus.org tatsächlich die Adresse dieser Finanzseite (?) im Visier hat. Die Blacklist ist öffentlich einsehbar und zwischen Domains wie „porno-ist-geil.X“, „geile-studentin.X“ und „roulette-gewinnen.X“ taucht hier auch „mmnews.de“ auf – eine Seite, deren Domaininhaber laut Denic in Hong Kong sitzt, dessen administrativer Ansprechpartner in Deutschland wohnt, der technische Ansprechpartner in Sacramento (Kalifornien) arbeitet und der Zonenverwalter von Istanbul aus operiert. Der Betreiber wiederum hat seinen Stammsitz in Colombo, Sri Lanka. Ich schätze, die geografische Verteilung aller Beteiligten rechtfertigt das Prädikat „verdächtig“, das über der gesamten Liste prangt.
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Laut den Pressestellen von GMX und Web.de sieht deshalb keiner der beiden Mailer einen Grund darin, der Einschätzung der Spam-Jäger bei der Wahl der geblockten Domains zu misstrauen: „Wir haben die aktuelle Anfrage von Herrn Mross geprüft, und werden den derzeit bestehenden Block nicht zurücknehmen“, teilte uns ein Sprecher von GMX mit. „Damit folgen wir der Empfehlung der Experten von Spamhaus.org, mit denen wir – und jeder relevante E-Mail-Provider weltweit – seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten und die mittlerweile zu einem Industriestandard geworden sind. Spamhaus.org hat uns heute seinen bisherigen Eindruck nochmals bestätigt, dass der von Herrn Mross verwendete ISP keinesfalls seriös ist.“
Web.de schlägt in dieselbe Kerbe: Man verwahre sich gegen die Behauptung, Mails „zu zensieren“. Es sei das Anliegen beider Mail-Anbieter, die Kunden vor Spam und Viren zu schützen: „Dem Versender mmnews wurden die Gründe für das Listing seitens des MailSecurity-Teams wie auch durch spamhaus.org direkt mehrfach mitgeteilt. Die empfohlenen Maßnahmen haben die Betreiber bislang nicht umgesetzt. Noch immer befinden sich beispielsweise deren Server in einem IP-Adressbereich, der für zahlreichen Spamversand und andere cyberkriminelle Aktivitäten genutzt wird.“
Update, 23. Januar:
Die Kollegen von onlinekosten.de haben noch einmal nachgegraben. Bitte schön, der mmnews.de-Hoster im Selbstportrait:
Suchen Sie einen ISP mit dem Sie offen über alles sprechen können auch wenn es nicht ganz legal ist? Kontaktieren Sie uns, wir freuen uns auf Sie und sind uns sicher Ihnen eine passende Lösung anbieten zu können.
Oder hier:
Wenn wir nicht solch einen hohen Einfluss in der Türkei hätten wären unsere Firmen längst geschlossen.
Oder hier:
Von Ihrem Türkei-Urlaub werden Sie wissen dass Plagiate, Markenrecht und illegale Aktivitäten nicht besonders erfolgreich verfolgt werden und wenn es dann um Domains und Content/Inhalt geht, wird seitens der Türkei nichts unternommen.
(André Vatter)