Sonstiges

Die zwei, drei Gesichter des Kim Schmitz

Am Samstagabend war es soweit: Kim Schmitz hat in Neuseeland seine neue Speicherplattform „Mega“ der Presse vorgestellt. Und was soll man sagen? Er hat es drauf und versteht es, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Und er bewegt sich mal wieder am Rande der Legalität – nur ist nicht immer klar, auf welcher Seite.

Kim Schmitz, der PR-Profi

Die Pressekonferenz ist zweifelsohne gelungen, die halbe Welt schreibt über seinen neuen Dienst. Der wohl spektakulärste Moment: Während Kim Schmitz Zahlen zu seinem neuen Dienst präsentiert, seilen sich Spezialeinheiten von der Häuserfassade und einem Helikopter ab und der schwergewichtige Gastgeber wird von seiner weiblichen Armada beschützt – man muss zweifelsohne an Sacha Baron Cohen als General Aladeen denken.

Die Aktion ist inszeniert und soll an die FBI-Razzia vor genau einem Jahr erinnern. Dieses Mal beendet Kim Schmitz die Unterbrechung mit den Worten „Stop this madness! Let’s all be friends!“ („Stoppt diesen Wahnsinn! Lasst uns alle Freunde sein.“) und es geht los mit einer wilden Techno-Party auf der Bühne. Solche Momente müssen die Redewendung „Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander“ geboren haben.


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Kim Schmitz, der Seiltänzer

Man darf nicht den Fehler machen und Schmitz’ größenwahnsinniges und extravagantes Verhalten als Dummheit missverstehen. Er weiß, dass er sich am Rande der Legalität bewegt. Und er weiß ganz genau, dass seine Plattform für Piraterie gebraucht werden wird. Er spricht aber lieber von missbraucht und gibt an, dass eine ganze Horde von Anwälten das Projekt rechtlich für wasserdicht hält. Es würde mich sehr wundern, wenn das nicht der Fall wäre. Denn trotz seiner Statur versteht er den Balanceakt mit dem Gesetz wie kein Zweiter. Gleichzeitig teilt er ordentlich in Richtung von Internet Service Providern aus, bei denen locker 50 Prozent des Datentraffics durch den Konsum von Raubkopien entstünde.

Der technische Trick bei Mega ist, dass die hochgeladenen Dateien bereits vor dem Upload verschlüsselt werden. Damit ist Kim Schmitz fein raus, schließlich kann er nun überhaupt nichts mehr dafür, wenn die bösen User die neuesten Filme hochladen und den Schlüssel auf den entsprechenden Forenseiten posten.

Diese Verschlüsselungstechnologie sei einmalig, womit er nur halbwegs Recht hat. Denn auch Dropbox & Co. verschlüsseln Daten – aber eben nur serverseitig. Für einen User, der seine Urlaubsfotos in der Cloud speichern möchte, macht dies keinen Unterschied. Für denjenigen, der etwas zu verbergen hat, schon.

Kim Schmitz, der Freiheitskämpfer

Laut Kim Schmitz gebüre die Verschlüsselungsfunktion der Privatsphäre. Es könne ja nicht sein, dass die bösen USA überall herumschnüffeln, Weltpolizei spielen und Innovationen behindern. Schließlich kämpfe er lediglich für die Freiheit und die Privatsphäre seiner User. Man fragt sich unweigerlich, ob er das wirklich glaubt.

Das Blöde ist, dass er nicht ganz Unrecht hat, wenn er das oftmals grenzwertige Vorgehen der US-Behörden kritisiert. Nur hört er dort nicht auf, sondern schlachtet es medienwirksam für seine PR-Strategie aus und stellt sich als Unschuldslamm dar. Und es funktioniert.

Erfolgreicher Start von Mega

Unmittelbar nach dem Start von Mega haben sich bereits 250.000 User angemeldet. Inzwischen sind es mit Sicherheit weit mehr. Es fällt mir schwer zu glauben, dass die alle nur Urlaubsfotos speichern wollen. Auch Kim Schmitz dürfte davon nicht ausgehen – während Megaupload für vier Prozent des gesamten Internetverkehrs verantwortlich war, peilt er dieses Mal die 5-Prozent-Marke an. Auch das klappt nicht mit Urlaubsfotos. Mit Hollywood-Filmen vielleicht schon.

Doch Kim Schmitz kann ja nichts für die Urheberrechtsverletzungen und natürlich sei auch Hollywood selbst daran schuld, sein Geschäftsmodell nicht an die Gegenwart anzupassen. Auch hier hat Schmitz nicht ganz Unrecht, doch Urheberrechte sind ein äußerst kompliziertes Feld.

Zu kompliziert, als dass man sie pauschal als veraltet, unnütz oder hinderlich abtun könnte. Klar ist: Jeder hat ein Recht auf eine angemessene Entlohnung – in welcher Form auch immer – auch Künstler, auch Plattenfirmen, auch Hollywood-Studios. Und Mega ist dazu konzipiert, dieses über 300 Jahre alte und etablierte Prinzip zu umgehen.

Ich glaube: Mega wird eine Zeit lang gutgehen. Vielleicht eine sehr lange Zeit. Doch jeder macht irgendwann Fehler und Kim Schmitz hat nicht wenige Feinde. Irgendwann wird er stolpern. Ich trauere ihm dann – trotz guter Show – nicht hinterher.

Bild: Flickr / Abode of Chaos

 

Über den Autor

Robert Vossen

Robert Vossen hat erst Los Angeles den Rücken gekehrt und dann leider auch BASIC thinking. Von 2012 bis 2013 hat er über 300 Artikel hier veröffentlicht.

29 Kommentare

  • Ich frage mich was dich verleitet den letzten Absatz zu schreiben? Was ist es genau, dass dich zur Misgunst treibt?

  • Warum sollte ein User seine Urlaubsfotos in der Cloud denn nicht sicher selst Verschlüsseln wollen?
    Was hat der Staat oder Dienstanbieter darin zu Suchen?
    Die Agrumentation bedeutet doch wer Verschlüsselt hat etwas zu Verbergen und ist ein potentieller „Verbrecher“, also nur eine weitere Krimminalisierung der Internet nutzer welcher nicht auf Zuruf seine Hosen runterlässt und vom Urlaubsfoto mit der Geliebten bis zum Bankkonto alles offenlegt um seine Unschuld zu Beweisen.
    Dies alles wegen ein „300 Jahre alten Prinzip“, es gab vor 300 Jahren noch ganz andere Gesetze welche vermutlich auch niemand wirklich wiederhaben möchte….

    • Welche andere Gesetzesidee, die seit 300 Jahren immer noch (in veränderter Form) in Kraft ist, würdest du denn gerne abschaffen?

      Natürlich haben wir die Unschuldsvermutung und der Staat hat nicht alles zu wissen. Aber wer als Nutzer und/oder Dienst zum wiederholten Male gegen bestehende Gesetze verstoßt, der wird nun mal auch kritischer beäugt. Man braucht sich nur mal die Bio von Kim Schmitz anzusehen.

  • > Es fällt mir schwer zu glauben, dass die alle nur Urlaubsfotos speichern wollen

    Wir haben immer noch eine Unschuldsvermutung und niemand, auch kein Kim Schmitz, kann oder muss die Verantwortung für Dritte übernehmen… auch wenn es die absurde Störerhaftung als Gummiparagraphen gibt.

    Wenn man Kimble nun für Mega den Prozess machen sollte, dann aber auch bitte der Lufthansa, die fette alte Frauen und ranzige Opas nach Kenia oder Thailand zum Sexurlaub fliegen, wo „sicher auch nicht alle Sexpartner volljährig sind“!

  • Irgendwo meine ich gelesen zu haben das beim neuen Mega die Mehrheit seine Frau über eine Familienstiftung hält. Denn rest halten Geschäftspartner. CEO ist ein Neuseländer. Kim ist hier also praktisch nur die Werbefigur. Ihm kann also bei dem neuen Dienst gar nichts passieren!
    Mir ist auch nicht ganz klar was beim neuen Mega so „illegal“ oder „graubereich“ sein soll das bei Dropbox und Co völlig ok ist. Im grunde ist doch jetzt Dropbox der „illegalere“ Service weil die ja zumindest selbst Sherif spielen könnten. Mega kann das dank der Verschlüßelung ja nicht mal.

    Zu Markus: Wuala ist deutlich teurer und bei der versprochenen Sicherheit muß man dem Anwender vertrauen. Gibt auch noch SpiderOak ebenfalls teurer. Die Sicherheit hängt halt inzwischen auch von der Länge und stärke des Passwortes ab. 99% benutzen vermutlich in Minuten knackbare Passwörter.

  • Mr Dotcom scheint dazu zu lernen.Sicherlich seine bisherigen Auftritte waren oft wie ein Proll (aber sicherlich nicht so assozial wie Robert Geiss „die Geissen“),aber anscheinend lernt auch er dazu.

    Die Wahrscheinlichkeit das sein neue Dienst rechtlich in Ordnung ist,liegt bei über 95%.

    Trotzdem kann es sein das die große Film und Musik Industrie über die großzügigen Spenden vor allen beim US Wahlkampf,doch wieder irgendwelche Befürworter bekommen,die dann ein Besuch in Neuseeland abstatten.

    Für genug Geld erhält man in die USA alles!Beste Beispiel ein vollkommen überforderte und mäßig intelligente konnte mit genügend Geld vom Papi sogar Präsident werden.(George W Bush)

  • ich dachte es wäre mittlerweile konsens, dass die strikte traffic-beschränkung von mega das ganze denkbar ungeeignet für illegales filesharing macht? wie soll denn einer seine filme verteilen, wenn nach einem download das traffic volumen voll ist?

    und seit wann ist dropbox verschlüsselt? da gabs doch letztes jahr den

  • ich dachte es wäre mittlerweile konsens, dass die strikte traffic-beschränkung von mega das ganze denkbar ungeeignet für illegales filesharing macht? wie soll denn einer seine filme verteilen, wenn nach einem download das traffic volumen voll ist?

    und hat sich die vermeintliche verschlüsselung von dropbox-daten nicht als große lüge herausgestellt? schließlich analysiert dropbox alle daten und gleicht sie mit bestehenden daten ab, um identische dateien ggf nur einmal speichern zu müssen? auch gab es doch erst letztes jahr einen fall bei dem wild fremde leute mal eben auf zugriff auf fremde dropbox daten hatten, ohne zugang zum eigentlich account zu haben.
    und zuetzt natürlich noch die sache, dass dropbox server(kapazität) von amazon verwendet und somit an den patriot act gebunden ist.
    wer also wert auf sicherheit legt, für den ist mega sicher eine überlegung wert.

  • Das stimmt at Markus; Wuala agiert genauso & bin da schon seit Jahren legal angemeldet. Nur dass Kim natürlich weitaus mehr Reichweite & Kohle hat… habe mich dazu auch schon in meinem Blog ausgelassen. Liebe Grüsse

  • Durch die Verschlüsselung der Dateien kann Mega nicht wissen was hochgeladen wird. Wenn nun eine urheberrechtlich geschützte Datei durch einen öffentlichen Link gefunden wird, wird Mega diese zwar löschen, kann aber nicht kontrollieren ob sie noch an vielen weiteren Orten liegt. Der Aufwand für den Urheber diese ganzen Dateien zu finden, wird also deutlich größer. Der Uploader kann aber nach wie vor durch die IP-Adresse auswendig gemacht werden.

  • der typ gehört in knast. obwohl er sucht nur liebe.. daher diese ganzen überflüssigen pr aktionen zur reiner selbstdarstellung

  • es braucht solche „outlaws“ um die Gesellschaft zu animieren darüber nachzudenken, was sie wirklich will. Dadurch, dass Kim das Portal juristisch wasserdicht gemacht hat, legt er den Finger in die Wunde der Content-Industrie und signalisiert, dass sie endlich über sinnvolle Geschäftsmodelle nachdenken muss, anstatt alles mit dem Richterhammer regeln zu wollen. Das wird nämlich nicht mehr klappen und das eigentliche Problem, dass User angemessen für die Dienstleistungen der Urheber zahlen, könnte sich in der Konsequenz nur noch verschärfen.
    Der Witz ist, dass er jetzt das wahrscheinlich sicherste Produkt am Markt hat, gerade weil er rechtlich so bös angegangen wurde. Die Probleme von Dropbox wurden oben angesprochen. Auch ist davon auszugehen, dass sämtliche Cloud-Anbieter in den USA eng mit den Ermittlungsbehörden vor Ort kooperieren, aus Gründen der homeland security. Auch das wird Mega sicherlich nicht tun. Also ich finde es spannend und werd mir definitiv einen Account holen. Und wenn’s nur für meine Urlaubsfotos ist.

  • naja, solange der politik auf grund von einfluss und finanzmacht eine 50- bzw. 70-jährige urheberschaft von der contentindustrie abgerungen wird und diese mit rechtlichen winkelzügen die urheberschaft immer weiter verlängern kann, finde ich gut, dass es leute wie schmitz gibt.

  • nachdem ich durch kommentare von anderen newsseiten auf paar sachen hingewiesen wurde und mir paar links angeschaut habe(wiki/gulli geben da gut aufschluss), muss ich sagen, dass ich zu jung bin(wie vielleicht auch viele andere) um zu wissen wer kim schmitz ist und woher er kommt.

    wenn man das nicht weiss kommt er vielleicht wie ein robin hood vor der gegen die contentmafia kämpft, mittlerweile habe ich aber ein anderes bild.
    mit dem bild halte ich es nicht für unwahrscheinlich, dass die us behörden backdoors für mega besitzten.

  • > Es fällt mir schwer zu glauben, dass die alle nur Urlaubsfotos speichern wollen.

    Klar. Und Mp3 player wurden nur mit legaler Musik befuellt, high speed internet wird nur wegen der ZDF mediathek bestellt und der DVD Brenner dient nur der Datensicherung. Mega hier als Untergang des Abendlandes hinzustellen („300 Jahre alte Prinzipien“) – sehr peinlich.

    • Es spricht ja niemand vom Untergang des Abendlandes, aber ich denke man darf bei Kim Schmitz‘ Vergangenheit durchaus skeptisch sein. Und nur weil Technologien Piraterie ermöglichen, ist das doch kein Freifahrtschein für irgendjemanden…

  • Was hat denn Kim Schmitz für eine Vergangenheit? Was wissen wir wirklich über diesen Mann, ausser dass er wohl sehr oft in den Medien war und immer negativ beurteilt. Hat man nicht schon spätestens seit 1998 begonnen in Deutschland alles negativ zu bewerten, was mit dem Internet zu tun hat?

  • Mich stoert das du dich in deinem Artikel sehr auf die Person Kim Schmitz einschiesst und dadurch implizierst das Mega und Megaupload hauptsaechlich fuer illegale Zwecke genutzt werden.

    Ja, Kim Schmitz macht es durch seine Vergangenheit und peinliche Auftritte leicht. Aber deine einzigen echten Argumente treffen auch auf viele andere Dienste und Technologien zu. Wenn Dropbox 50gb for free + Verschluesselung angebieten wuerde sähe der Artikel mit Sicherheit ganz anders aus.

    • Tun sie aber eben nicht. Abgesehen davon färbt die Vergangenheit einer Person (insbesondere CEO, Gründer oder hochrangige Manager) immer auf das Unternehmen ab. Deswegen ist Karl-Theodor zu Guttenberg in der Wissenschaft nicht mehr gerne gesehen und deswegen lässt Google-Manager Stefan Tweraser seine Arbeit ruhen, solange Vorwürfe der Untreue (beim früheren Arbeitgeber) im Raum stehen. Und schließlich arbeiten Dropbox & Co. enger mit den entsprechenden Behörden zusammen, da sie auch offiziell in den USA angesiedelt sind und automatisch Links blocken, während Megaupload in Hong Kong beheimatet war und Mega seinen Rechtsstand in Neuseeland hat. Und zu guter Letzt hat die Content-Industrie glaube ich nicht umsonst Megaupload im Visier gehabt und hat mit Dropbox & Co. keine großen Probleme.

      Du hast ja recht, dass andere Dienste und Technologien auch für Urheberrechtsverletzungen missbraucht werden können. Aber der Ton macht eben auch die Musik.

  • Erstmal danke das du hier noch weiter mit diskutierst.

    >Aber der Ton macht eben auch die Musik.

    Eben. Und die Aktion die zum Ende von Megaupload gefuehrt hat war wie sich mittlerweile herausgestellt hat in grossen Teilen schlicht illegal. Ich finde da kann man fuer die Paranoia von Herrn Schmitz ein wenig Verstaendnis aufbringen.

    • Klar, ist ja auch mein Job 😉 Und für eine gut argumentierte Diskussion bin ich gerne zu haben.

      Aber so ganz richtig ist das nicht: Er ist unter Auflagen auf freiem Fuß, im August wird verhandelt, ob er in die USA ausgeliefert wird und dort vor Gericht erscheinen muss. http://www.zdnet.de/41560493/megaupload-gruender-kim-schmitz-bleibt-auf-freiem-fuss/

      Nichtsdestotrotz hast du Recht, dass die Aktion übertrieben und nach neuseeländischem Recht illegal war, aber ich gehe mal davon aus, dass das von den US-Behörden bewusst in Kauf genommen wurde, um den Abschreckungseffekt für andere Sharehoster zu erhöhen.

  • Also ich bringe für jemanden mit seiner kriminellen Vergangenheit (siehe Auflistung von Robert) NULL Verständnis und NULL Vertrauen entgegen.

    Wenn das nicht der tolle Kim Schmitz wäre, der ja so super im Internet unterwegs ist, sondern ein Politiker, Banker oder irgendein Manager aus der Wirtschaft, würden gie gleichen Leute die ihn hier in Schutz nehmen, in der Luft zerpfücken und lebenslange Haft fordern.

    Ihr solltet Euch schämen, Leute.

  • Es sind die Medien – ob on- oder offline, die dem dicken großen und etwas älter gewordenen Jungen das Forum bieten. Würde niemand berichten, würde man keine Notiz von ihm nehmen.