Es ist ein Problem, das fast jeder von uns kennt: Wir klicken auf eine Website und warten – gefühlt – ewig, bis die Inhalte geladen sind. Natürlich warten wir dabei nicht ewig, sondern oft nur wenige Sekunden. Doch genau dieses ungeduldige Gefühl ist es, das Website- und Onlineshop-Betreiber Millionen kosten kann.
Dagegen müsste man doch etwas machen können, dachten sich Felix Gessert, Hannes Kuhlmann, Erik Witt, Florian Bücklers und Malte Lauenroth. Und entwickelten Baqend, eine Cloud-Lösung, die angeblich Ladezeiten von Websites um das 15-fache verkürzen kann.
Baqend setzt an der Stelle an, die oft von Websitebetreibern ignoriert wird – im Cache. Der Cache ist dabei der virtuelle Speicher für die statischen Inhalte einer Website. Hier werden beispielsweise Fotos oder Texte abgelegt, die stets gleich bleiben und bei jedem Aufrufen der Seite angezeigt werden. Das spart Ladezeit. Warum das Ganze also nicht auch mit den dynamischen Inhalten probieren? Das ist der Ansatz der Gründer von Baqend.
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Sie haben einen Algorithmus entwickelt, mit dem man selbst dynamische Inhalte im Cache speichern kann. „Das bedeutet, dass selbst bei so wechselhaften Inhalten wie einem Warenkorb oder einer Nachrichtenseite, die Daten im Cache vorgespeichert werden und so im Endeffekt viel weniger Zeit brauchen, um geladen zu werden“, erklärt Felix Gessert, CEO von Baqend, im Gespräch mit BASIC thinking.
Baqend: Einfache Lösung, schwieriger Ansatz
Darüber hinaus nutzt Baqend eine Cloud-Technologie, um die Daten zu speichern. Das ist eine neue Lösung, da die Seiteninhalte im Moment meist über ausländische Server an die User weitergeleitet werden. Ein Nutzer klickt also auf den Inhalt einer Website, dies wird an einen Server weitergeleitet, der oft sehr weit weg ist, um dann wieder zurück an den Nutzer zu gehen.
All das kostet Ladezeit. Mit der Cloud-Lösung von Baqend wiederum wird dieser Prozess wesentlich beschleunigt. „So entsteht kein Bottleneck mehr für das Laden und Nutzer bekommen die Inhalte unmittelbar angezeigt“, sagt Gessert.
Das klingt einfacher als es ist. Denn um das hinzubekommen, haben Gessert und sein Team fünf Jahre an der Entwicklung ihres Services gearbeitet. Erst als Teil von „Orestes“, einem Projekt der Uni Hamburg, mittlerweile als eigenes Start-up. Das Endprodukt dieser Forschung kann sich sehen lassen. Im Vergleich zu anderen Technologien reduziert die „Backend-As-Service-Lösung“ von Baqend Ladezeiten um ein Vielfaches.
Ein Beispiel: Als das Hamburger Start-up THINKS ihre Geschäftsidee bei der „Höhle der Löwen“ auf VOX vorstellen sollte (hier ein Interview mit den Gründern), stellten sie ihren Onlineshop auf Baqend um. Während die Websites von den meisten anderen Teilnehmer aufgrund der hohen Nachfrage während der Ausstrahlung der Episode zusammenbrachen, hatten Nutzer von THINKS blitzschnelle Ladezeiten.
Gessert versichert dabei, dass die Sicherheit der Inhalte und Nutzer auch bei ihrer Cloud-Lösung nicht zu kurz kommt. „Alle Daten sind nach höchsten Sicherheitsstandards per SSL-verschlüsselt, niemand kann von außen an die Daten herankommen und es wird auch sichergestellt, dass personenbezogene Daten nicht im Ausland, sondern auf unseren Servern in Frankfurt gespeichert werden. Damit halten wir uns also an die strengen deutschen Regelungen zum Datenschutz.“
Wer 5 Sekunden warten muss, kauft nichts
Wer sich jetzt fragt, warum ein Team von talentierten Informatikern jahrelang an einem Algorithmus bastelt, nur um die Ladezeit um 4 Sekunden zu verringern, der hat noch nicht verstanden, wie ungeduldig Internetnutzer tatsächlich sind.
Studien zeigen, dass Menschen alles, was in einer Geschwindigkeit von unter 100 Millisekunden erfolgt, als unmittelbar wahrnehmen. Das heißt, wir klicken, ein Inhalt wird geladen. Wir nehmen nicht wahr, dass wir gewartet haben. Dauert das Ganze etwa 1 Sekunde, fühlt es sich wie ein kurzes Warten an. Alles was über der magischen Grenze von einer Sekunde liegt, empfinden wir im Internet als lang. Die Gedanken schweifen ab, wir werden ungeduldig. Beim Laden eines Web-Inhalts kann das drastische Folgen haben.
Die Gründer von Baqend zitieren dazu verschiedene Studien, unter anderem von Amazon und Google, die belegen wollen, dass lange Wartezeiten ins Geld gehen. Wer beispielsweise 5 Sekunden warten muss, um seine CDs in den Warenkorb zu legen, ist oft am Ende so entnervt, dass er den Kaufvorgang frustriert abbricht. Für Onlineshops ein riesiges Verlustgeschäft.
„Wir brauchen Verstärkung“
Ein Service wie Baqend kann daher für Websites bares Geld wert sein. Noch scheint sich das nicht herumgesprochen zu haben. Das Hamburger Start-up verzeichnet derzeit zwar immerhin schon 700 Kunden, hauptsächlich sind das andere Start-ups oder Agentur-Kunden. Doch der große finanzielle Durchbruch fehlt noch. Genau das ist der nächste Schritt für Felix Gessert und sein Team.
Nachdem sie Jahre in die Forschung gesteckt haben und sich über Gründerstipendien und Fördergelder finanziert haben, haben sie seit Ende 2016 mit Martin Dräger und Jens Schumann zwei Kenner der Onlineszene als Businessangel mit an Bord.
So soll es in diesem Jahr dann endlich an die ausgeweitete Kundenakquise gehen. Das Start-up will wachsen, nicht nur als Unternehmen, sondern auch im Team, erklärt Gessert. „Wir sind aktuell ein Team von neun Leuten, acht davon sind Informatiker.“
Denn die Ziele, die sich Baqend gesetzt hat, sind nicht gerade bescheiden. Sie wollen nicht nur größer werden, sie wollen mit ihrer neuen Technologie in den nächsten Jahren die internationalen Märkte erobern.
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[…] Ein bisschen natürlich schon. Denn es geht ja letzten Endes um den Sale. Wir achten zum Beispiel darauf, dass die Landingpages so einfach wie möglich gestaltet sind, dass Kunden das finden, was sie wollen und darauf, dass die Ladezeiten nicht zu lang sind. […]