Facebook testet aktuell eine neue Funktion mit dem Namen „Topics to follow“. Ein paar Gedanken zu Vor- und Nachteilen, falls die Funktion global eingeführt wird.
Aktuell haben einige wenige Facebooknutzer in den USA die Möglichkeit, neben Seiten auch Themen zu abonnieren. Sie können also zu einem bestimmten Sachverhalt gleich mehrere Seiten folgen und sich eine breitere Informationsgrundlage schaffen. Damit möchte Facebook wahrscheinlich der viel kritisierten Bildung von Filterblasen und Echokammern auf der eigenen Plattform entgegenwirken.
Gegenstand der Kritik, die vor allem nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten aufkam, ist, dass Facebooks Newsfeed durch seine Algorithmen tendenziell die Inhalte anzeigt, die dem Weltbild des Nutzers entsprechen. Konträre Ansichten werden eher seltener präsentiert. So wollen es eben viele Nutzer.
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Weniger Filterblasen durch mehr Informationsvielfalt
Die „Topics to Follow“–Funktion könnte ein wichtiger Schritt zu einem vielseitigeren, bunteren Facebook sein, zumindest wenn es um professionelle Inhalte auf der Plattform geht. Sie könnte gegen die Bildung von FIlterblasen wirken, indem sie den Nutzern eine breitere Palette an Quellen präsentiert.
Dieser Schritt passt gleich zu mehreren Ankündigungen des Unternehmens in der Vergangenheit. Denn mit dem Journalism Project hat Facebook vor einigen Monaten unter anderem bekanntgegeben, in Zukunft mehr auf die Bildung der Medienkompetenz seiner Nutzer Acht zu geben. Wie das funktionieren könnte, hat Mark Zuckerberg höchstpersönlich Anfang des Jahres in seinem großen Manifest erläutert.
Nutzern einfach konträre Quellen und Ansichten zu präsentieren, habe gerade bei polarisierenden Themen kaum positive Wirkung, so Zuckerberg. Das wollen viele Nutzer sowieso nicht. Viel eher müsse man ihnen statt gegenseitigen Perspektiven das ganze Bild („…a more complete picture…“) präsentieren, damit sie sich ihre Meinung selbst bilden können.
3 Möglichkeiten gegen die Filterblase und warum Du sie nie anwenden wirst
Bleibt Facebook damit neutral?
Doch die Funktion hat auch Nachteile und birgt Gefahren. Aktuell ist es den wenigen Nutzern, die die Funktion testen, nur möglich, emotional eher wenig aufgeladene Themen wie „Wissenschaft“, „Horror Filme“ oder „Philosophie“ zu abonnieren.
Was aber, wenn künftig auch politische, polarisierende Themen wie „Flüchtlingspolitik“ oder „Rechtspopulismus“ abonniert werden können? Wenn Leser der Süddeutschen Zeitung künftig Nachrichten von Breitbart News im Feed präsentiert bekommen? Würden sie sich vom Netzwerk hintergangen fühlen?
Facebook müsste sich wahrscheinlich den Vorwurf gefallen lassen, durch die Selektion der in einem zu abonnierenden Thema enthaltenen Quellen eigene politische Präferenzen und Haltungen einfließen zu lassen. Die Ankündigung vor knapp einer Woche, das Unternehmen habe jetzt mit Alex Hardiman eine Chefin für „News Products“ angestellt, könnte diese Kritik abdämpfen und ihr vorbeugen. Aber von der Leitidee einer neutralen, nicht-selektierenden und vor allem nicht-politischen Plattform will das soziale Netzwerk sicher nicht abrücken.
Hinzu kommt, dass der Grund, warum Filterblasen und Echokammern auf der Plattform überhaupt erst entstehen konnten, gegen die Idee der Themenabos spricht. Viele Nutzer wollen sich überhaupt nicht umfassend zu politischen Themen informieren. Sie fühlen sich in ihren mühsam erstellten Echokammern pudelwohl. Nutzer blenden andere Meinungen in ihren Newsfeeds gerne aus, löschen manchmal sogar Bekannte aus ihrer Freundesliste, wenn sie ihrer Meinung nach falsche Ansichten vertreten.
Redaktionelles Feingefühl
Die Idee, nicht nur einzelne Seiten, sondern Themen mit gleich mehreren Seiten und Meinungen zu abonnieren, ist vielversprechend. Gerade gegen die Bildung der viel kritisierten Filterblasen und Echokammern kann die Funktion hilfreich sein. Bei politisch polarisierenden Themen könnte sie hingegen an ihre Grenzen stoßen. Hier müsste das Unternehmen redaktionelles Feingefühl beweisen.
„Topics to Follow“ befindet sich ohnehin erst in einer frühen Testphase. Eine Einführung ist alles andere als sicher. Und wenn, dann gegebenenfalls in veränderter, optimierter Form.
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