Spotify ist ein spannendes Unternehmen. Trotz innovativem Grundgedanken versinkt das Image immer wieder im Treibsand. Hausgemacht, sagen viele – und streamen wohl heimlich. Mit Loud & Clear reagiert Spotify auf die Kritik und schießt eher ein perfekt designtes Eigentor.
Spotify wird gleichermaßen genutzt wie kritisiert. Jetzt scheint sich der Musik-Streaming-Anbieter auf Letzteres zu konzentrieren und sorgt für mehr Einblicke. Die neue Strategie von Spotify heißt Loud & Clear – eine Website, die transparente Informationen und Daten liefert.
Spotify launcht Loud & Clear
Auf der neuen Seite dreht sich alles um Zahlen und Antworten – vom Finanziellen über potenziell spannende Statistiken bis hin zu einer FAQ-Sektion. Hilfreich sollen die Inhalte vor allem für Musikschaffende und auditiv-künstlerisch Tätige sein. Dabei möchte Spotify Fragen wie die nachstehenden klären:
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- Wie viel Umsatz generierten bestimmte Künstler?
- Nach welchen Regeln bezahlt Spotify Rechteinhaber?
- Wie hat Streaming bestimmte Künstler beeinflusst?
Sogar die zentrale Frage beantwortet das Unternehmen: Warum gibt es Loud & Clear und wie hilft die Plattform den Künstlern? Die Antwort:
Fragen und Bedenken bezüglich der Einnahmen von Künstlern durch Streaming gibt es schon seit über einem Jahrzehnt und in vielerlei Hinsicht haben wir das Gefühl, dass wir zu ruhig mit diesem Thema umgegangen sind. Unser Ziel mit dieser Seite ist es, eine hilfreiche Grundlage für eine konstruktive Kommunikation zu schaffen.
Die Worte entfachen ein Duell zweier Eindrücke: Einerseits wirkt der Ansatz löblich und andererseits im Sinne des Spotify-Images rein zweckdienlich.
Viel Lärm um nichts?
„We Hear You. Loud & Clear“, heißt es auf der Website. Es ist fraglich, wie viele Künstler mit Cent-Abrechnungen sich aufgefangen fühlen, wenn die möglichen Probleme beschrieben und erklärt, aber nicht gelöst werden.
Zumal der Ersteindruck von „Spotify Loud & Clear“ folgendermaßen ausfällt: Die Seite ist technisch einwandfrei und hypermodern designt. Ständig erweckt der Cursor neue Animationen. Wahnsinn. Und erst die Farben und Verläufe. Beeindruckend. Worum ging es eigentlich?
Beim Scrollen und Entdecken verliert man schnell den Anker, denn Spotify hat Loud & Clear so prall gefüllt, dass Inhalte und Optik das Hauptanliegen zunächst vergraben. Ein Schelm, wer Böses denkt.
Viele Zahlen erscheinen im ersten Moment eindrucksvoll. Zum Beispiel, wenn Spotify ein drittes Mal die fünf Milliarden US-Dollar betont, die das schwedische Unternehmen im Jahr 2020 an Rechteinhaber auszahlte. Oder von 1,2 Millionen Künstlern mit mehr als 1.000 Hörern spricht. Doch oft fehlen die Relationen.
Laut, deutlich und fragwürdig
Betrachten wir einige Kernaussagen, die Spotify via Loud & Clear tätigt:
„Künstler verdienen Klarheit über die Ökonomie des Musik-Streamings.“ Ja, aber sie verdienen insbesondere ein faires Bezahlsystem, das nicht nur jene überdurchschnittlich belohnt, die bereits kommerziell erfolgreich sind.
„Die Website soll für mehr Transparenz sorgen, indem sie […] das Tantiemensystem […] aufschlüsselt.“ Verständnis ist wichtig, doch etliche Betroffene wünschen sich wohl eher eine Neudefinition des Bezahlsystems.
„Streaming hat das Musik-Ökosystem grundlegend verändert – es senkt die Eintrittsbarrieren und demokratisiert den Zugang zu Musik.“ Richtig, Spotify hat auch sinnvolle Seiten beziehungsweise ein gewisses Potenzial.
Doch aus den genannten Punkten lässt sich ebenso kritisch ableiten, dass globales Streaming der Musikbranche und damit einer Vielzahl von Musikern und Bands schadet – beispielsweise durch gravierend rückläufige Umsätze physischer Tonträger.
Ein Prozess, der allgemein im Zuge der Online-Entwicklungen und durch illegale Downloads entstand. Ist Musik-Streaming, wie es Spotify betreibt, so gesehen eine Art legales Schlupfloch für die Online-Massenverteilung von geschützten Inhalten?
Gute Aussichten mit Spotify?
Spotify steht nach dem Launch von Loud & Clear in der Beweispflicht, denn Worte wie die folgenden sollten keine leeren Phrasen sein:
Unser Ziel ist es, professionellen Musikern zu helfen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das nehmen wir ernst.
Sehr gern. Nur die Fortsetzung der Aussage klingt leider nach weggeschobener Verantwortung: „Von dort aus entscheiden letztlich die Hörer, wer Erfolg hat und wächst.“ Spotify stellt demnach die Technologie und hofft auf das Beste: Umsatz.
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