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Alles eine Frage der Perspektive: So wird 2023 ein tolles Jahr

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unsplash.com/Ian Schneider
geschrieben von Carsten Lexa

In meiner Twitter-Timeline dominieren die sorgenvollen Blicke auf das neue Jahr. Und mehreren Umfragen zufolge sind nur rund ein Drittel der Befragten optimistisch im Hinblick auf 2023. Wie traurig ist das denn! Wir sollten vielmehr die Perspektive wechseln und mit Freude und Zuversicht in das neue Jahr gehen. Denn Gründe dafür gibt es genug!

Karl Valentin werden ein paar wunderbare Zitate zugeschrieben. Eines gefällt mir besonders gut: „Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“ Es liegt viel Wahrheit in diesem Zitat. Im Grunde bedeutet es nämlich, dass Optimismus eine Einstellungssache ist – und letztendlich unsere eigene Verantwortung.

Rückblick: War 2022 ein schlechtes Jahr?

Schaut man auf das zu Ende gehende Jahr 2022, dann kann man sehr schnell zu dem Ergebnis kommen, dass es ein negatives, sogar ein schlimmes Jahr war. Der Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie, der wirtschaftliche Abschwung und die höheren Preise bei Lebensmitteln und Energie – schnell sind genügend Argumente gefunden. Aber ist es wirklich so? Ist es nicht zu voreilig, von einem schlechten Jahr zu reden?


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Wenn wir Deutschen etwas gut können, dann ist das wahrscheinlich kritisieren, belehren und negative Dinge betonen. Wir können einfach gut zeigen, wo die Fehler zu finden sind. Und natürlich können wir auch richtig gut erklären, warum wir mit dem, was wir zu sagen haben, richtig liegen.

Wechsel der Perspektive: Uns geht es doch nicht schlecht!

Tatsächlich zeigt das aber eine ziemlich negative und pessimistische Einstellung. Denn schauen wir mal auf unser aller Leben, dann stellen wir schnell fest, dass es uns im Grunde ziemlich gut geht.

Nehmen wir mal so simple Dinge wie Zugang zu Gesundheitsversorgung, ausreichend Arbeitsplätze, gut gefüllte Supermärkte (und damit ausreichend Lebensmittel), Wohnungen und Häuser (die gut geheizt sind) oder die Freiheit, in die meisten Länder reisen zu können: Für die meisten Leser:innen dürfte das wohl gegeben sein.

Darüber hinaus haben die meisten Menschen ein paar Freunde, können sich die eine oder andere Annehmlichkeit wie beispielsweise Theaterbesuche, Urlaubsreisen oder Kinovorführungen leisten und haben einen Fernseher, einen Laptop oder eine Spielekonsole, ein Auto, eine Waschmaschine und ein Netflix-Abo.

Optimismus für 2023: Worauf kommt es wirklich an?

Ok, jetzt kommt natürlich der Einwand, dass das ja alles materielle Dinge sind. Ja, so ist es. Machen wir nicht daran fest, ob es uns gut oder schlecht geht? Ach so, darauf kommt es also gar nicht an? Ja, aber dann muss ich doch mal fragen: Worauf kommt es denn an?

Ist es wirklich der Ukraine-Krieg? Der ist wahrlich schlimm und die Bilder, die man in den Medien zu sehen bekommt, sind schrecklich. Aber aus meinem Bekanntenkreis zum Beispiel ist niemand wirklich direkt von dem Krieg betroffen.

Was ist mit den hohen Kosten für Energie und Lebensmittel? Sehr unschön, da gibt es nichts dran zu rütteln. Aber auch hier muss ich sagen, dass in meinem Bekanntenkreis niemand nichts zu essen hat. Weniger vielleicht, vermutlich auch weniger Bio- und Luxuslebensmittel. Aber gar nichts zu essen? Da kenne ich niemanden.

Dann bleibt noch die Klimakatastrophe, die uns immer wieder vor Augen geführt wird. Die reicht doch auch, damit wir betrüblich in die Zukunft blicken können, insbesondere weil die politischen Maßnahmen zu wenige und zu gering sind, um die Folgen des Klimawandels abzufedern oder zu beseitigen. Naja, im Allgemeinen sind wir natürlich alle betroffen, aber so richtig direkt – siehe oben.

Alles eine Frage der Perspektive

Dabei liegt mir fern, die drei exemplarisch genannten Herausforderungen kleinzureden. Im Gegenteil: Hier gibt es richtig was zu tun in den kommenden Jahren. Mir geht es jedoch um die Frage, ob wir pessimistisch auf das kommende Jahr blicken sollen. Und da ist meine Antwort ein entschiedenes „Nein“!

Denn natürlich hängt alles von der Perspektive ab. Aber nicht nur davon. Ob wir optimistisch oder pessimistisch in die Zukunft blicken, hängt auch davon ab, mit wem und weswegen wir uns mit anderen vergleichen. Es gibt den schönen Spruch: „Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite.“ Mit anderen Worten: Andere haben immer bessere Dinge, leben besser und es geht ihnen allgemein besser.

Was ist unser Ziel für das neue Jahr 2023?

Doch diesen negativen Blickwinkel können wir schnell abändern, wenn wir uns einfach mal fragen, was überhaupt unser Ausgangspunkt ist und was wir als Ziel erreichen wollen. Erst wenn wir das definiert haben, können wir einen klaren Vergleich ziehen und feststellen, ob wir wirklich etwas vermissen – und dieses Vermissen dann zu einem Nachteil werden lassen.

Ich gebe ein Beispiel: Sagen wir einfach mal, dass ich 2023 drei kurze Städtetrips unternehmen will. Dann plane ich für Februar und für Mai schon mal zwei und buche die entsprechenden Flüge oder Zugtickets. Da ich drei unternehmen will und zwei schon bis Mai organisiert sind, habe ich noch sieben Monate Zeit, um die letzte Reise zu durchdenken. Dann – und nur dann – kann ich sinnvoll auf meine Planung schauen. Diese aber sieht nun sehr optimistisch aus.

Durch dieses einfache Beispiel wird meiner Ansicht nach deutlich, dass unser Pessimismus oftmals aus einem diffusen Blick auf eine ungefähre Zukunft resultiert. Wenn wir uns konkret mit der Zukunft befassen und sie aus einer anderen Perspektive betrachten würden, dann würden wir sehr schnell erkennen, dass eigentlich ziemlich viel sehr gut für uns läuft.

Der Wechsel der Perspektive fördert die Zufriedenheit

Ich muss immer an einen guten Freund denken, mit dem ich in Istanbul war und der mir erklärt hat, wie unterschiedlich Türken und Deutsche auf dem Großen Basar verhandeln, wenn sie dort etwas kaufen wollen. Der Türke, so erklärte er mir, setzt sich einen Preis, den er im Rahmen der Verhandlung erzielen will. Handelt er den Verkäufer auf diesen Preis herunter, ist er zufrieden und wickelt das Geschäft ab.

Ein Deutscher hingegen setzt sich einen Preis, feilscht, bis dieser Preis erreicht ist – und schließt dann, wenn der Verkäufer einverstanden ist, das Geschäft nicht ab, weil er ja noch etwas mehr hätte herausholen können. Anstatt sich über den Verhandlungserfolg zu freuen, der genauso gekommen ist, wie er es sich erhofft oder erwünscht hat, ist er mit dem Ergebnis unzufrieden. Im Grunde ein völlig widersinniges Verhalten.

Ziele setzen und erreichen für ein positives neues Jahr 2023

Welche Empfehlung kann ich nun geben? Am besten ist es, sich genaue und klare Ziele zu überlegen. Als Nächstes überlegt man sich, wie man diese erreichen kann. Und dann schreibt man beides, also Ziele und Weg auf – am besten ganz altmodisch auf ein Blatt Papier. Und dann sieht man zu, dass man das notierte Ziel erreicht.

Wenn das geschafft ist, dann darf man sich freuen. Denn es ist etwas Großartiges gelungen. Und natürlich kann man sich jetzt auch das nächste Ziel suchen. Was jedoch nicht erlaubt ist, ist das nachträgliche Abändern des ursprünglichen Ziels. Man darf also nicht deshalb unzufrieden sein, weil man nicht „mehr“ erreicht hat. Denn das war ja gerade nicht das Ziel.

Ich bin überzeugt: Mit dieser Einstellung kann 2023 nur richtig gut werden. Denn man ändert die Perspektive von einem diffusen Blick auf irgendwelche negativen Dinge, die vielleicht eintreten, wenn wir sie nur einmal sauber artikulieren würden, hin zu einem klaren Blick auf realistische Ziele, ohne sich selbst mit nachträglichen Zieländerungen zu betrügen.

Das verbessert auf wunderbare Weise unsere innere Einstellung und schafft Frieden und Zuversicht – und schärft unseren Blick und unser Verständnis für das, was wir als klares Ziel für die Zukunft definiert haben.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.