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Deutsche Blogcharts: Tendenz nach unten ausgependelt?

für dieses Jahr solls die letzte Chartanalyse werden. Basis: DeutscheBlogcharts. Schauen wir uns die Gesamtentwicklung an, seitdem Jens Schröder die Charts erstmalig aufgestellt hat (Start: 2006) und wie sie sich in 2008 darstellt:

DBC Gesamt
DBC 08

In Zahlen (habe einige Monate in 06/07 ausgelassen):
Monat Links
Jan 06 25042
März 06 29795 18,98%
Mai 06 32388 8,70%
Juli 06 34914 7,80%
Sept 06 34914 0,00%
‚Nov 06 35969 3,02%
Jan 07 34721 -3,47%
März 07 40132 15,58%
Mai 07 44985 12,09%
Juli 07 51616 14,74%
Sept 07 51044 -1,11%
‚Nov 07 45869 -10,14%
Jan 08 42866 -6,55%
Feb 08 41869 -2,33%
März 08 41029 -2,01%
April 08 40260 -1,87%
Mai 08 39853 -1,01%
Juni 08 37877 -4,96%
Juli 08 37534 -0,91%
Aug 08 36214 -3,52%
‚Sep 08 34092 -5,86%
‚Okt 08 33166 -2,72%
Nov 08 29117 -12,21%
Dez 08 28268 -2,92%

Analyse
Mit 28.268 Links haben wir ungefähr den Pegelstand von Februar 2006 erreicht. Allerdings gibt es seit längerer Zeit einen Anstieg zur Vorwoche um +127 Links zu verzeichnen. Schwer zu sagen, ob nun die Talsohle erreicht wurde oder ob es weiter nach unten geht. Der langfristige Trend deutet klar nach unten.


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Was man verstehen sollte: Die Linkzahlen basieren auf den Messungen von Technorati, die Links nicht älter ein halbes Jahr werden lassen. Sprich, sie verfallen nach einem halben Jahr. Damit sich ein bestimmtes Linkniveau hält, müssen demnach „vorne“ neue Links reinkommen, um die alten, hinten „herausfallenden“ Links zu ersetzen. Beispiel: Im Schnitt hat jedes Blog aus der DBC (Deutsche Blogcharts) aktuell 283 Links (Median: 227). Da 6 Monate 26 Wochen entsprechen, muss ein Blog im Schnitt wöchentlich auf 12 neue Links kommen (Median: 9), um sein Linkniveau zu halten. Siehe dazu, wenn es interessiert, wie Technorati arbeitet, einen Erklärbär-Artikel.

Nun denken nicht wenige bei Links an SEO und tun das einfach so ab, doch weit gefehlt, Links sind ein Gradmesser für die blogübergreifende Konversation. Wenn man es weiter fasst, kann man es als den Sozialisierungsgrad einer Blogosphäre interpretieren. Wikipedia zu Sozialisation:

Sozialisationsprozesse bewirken demnach, dass im sozialen Zusammenleben Handlungsbezüge (Vergemeinschaftung) und Handlungsorientierungen (soziale Identität) entstehen, auf die sich Individuen in ihrem Handeln beziehen. Daraus ergibt sich auch die Tendenz von Individuen, sich entsprechend den jeweils geltenden Normen, Werten und Werturteilen der Gesellschaft zu verhalten (vergl. Wert, Wertvorstellung, Werttheorie). Wenn die Sozialisation „erfolgreich“ im Sinne des jeweiligen Umfeldes verläuft, verinnerlicht das Individuum die sozialen Normen, Werte, Repräsentationen, aber auch z.B. die sozialen Rollen seiner gesellschaftlichen und kulturellen Umgebung. Der umgekehrte Prozess, in dem ein sich entfremdeter Mensch zu sich findet, heißt Individuation. Sozialisationsprozesse können sich dementsprechend in ihrer inhaltlichen Prägung deutlich voneinander unterscheiden, je nachdem, wie sich Individuen sozial binden und wie sie in sozialen Bezugsgruppen integriert sind. Als „erfolgreiche Sozialisation“ sehen wir ein hohes Maß an Symmetrie von objektiver und subjektiver Wirklichkeit (und natürlich Identität) an. Umgekehrt muss demnach „erfolglose Sozialisation“ als Asymmetrie zwischen objektiver und subjektiver Wirklichkeit verstanden werden. (Berger/Luckmann (1969): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 175)

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

18 Kommentare

  • auch das, nur Twitter-Userschaft in D ist ziemlich schwach ausgeprägt, aber es kann gut sein, dass all die Connectoren, Hubs und Bridges exakt da abgewandert sind… so wirkt sich eine Verschiebung der Aktivitäten bei der besonders aktiven Gruppe extrem negativ auf die Sozialisierung in der Blogosphäre aus.. These..

  • Die Powerblogger verlinken wohl auch vermehrt über Twitter, da hat Uwe schon recht.
    Der Linkschwund kommt aber wahrscheinlich auch durch die erhöhte Anzahl an Blogs.
    Bei 1000 Blogs verlinken sich 1000 Blogs untereinander, bei 100.000 Blogs ist die Verlinkungen schon viel geringer im Durchschnitt

  • Aber ist es nicht auch so, dass Links von Blog A auf Blog B von Technorati nur einmal gezählt werden?

    Dann wäre es ja schließlich so, dass irgendwann jedes Blog alle anderen Blogs wenigstens einmal verlinkt hat und folgelinks quasi für Technorati nichts weiter bedeuten?

  • Ich glaube wirklich, dass Twitter sich zu dem Primärmedium für die Kommunikatoren entwickelt hat. Bloggen kommt nur pö-a-pö zu relevanteren Themen, während nahezu alles in den Twitter-Account oder letzendlich Lifestream-Friendfeed-Account gepumpt wird. Vom abgekauten Brötchen bis hin zu geheimsten Konferenzdetails – was im Blog mittlerweile keinen Anklang findet, ist getwittert.

  • Es wird aber auch weniger verlinkt. Ich kann zum Beispiel klar erkennen, dass die Job- und Karriereblogs (also eine klare eingrenzbare Gruppe) sich früher stärker untereinander verlinkt haben. Heute passiert das weniger. Das spiegelt sich dann prompt auch in den Charts.

    Woran das liegt? Nur Vermutungen: Abgrenzung, Konkurrenzdenken, aber auch genug zu tun mit dem eigenen Blog, Twitter, Xing & co…

  • Ich denke das mit den Links wird überbewertet. Das refflektiert nur einen Teil der Blogs. Viele Blogs beziehen sich selten oder gar nicht auf andere Blogs (wo wie meine Blogs). Aus meiner Sicht liegt das daran, das die meisten Blogs selbst nur sekundäre Quelle sind und Entwicklungen kommentieren. Ich finde Blogs als Refflektionsfläche interessant und mag auch die Möglichkeit der Vernetzung. Man merkt schon das wenn man sich dann mal auf große Blogs bezieht sich mal die Abrufzahlen verzwanzigfachen – das ändert aber nichts an den Aussagen. Eine Bewertung von Blogs kann auf jeden Fall nicht anhand von Links erfolgen, weil dies einen selbstverstärkenden Mechanismus auslöst. So in der Art der Listen für meistgelesene Artikel – wenn die erst mal oben stehen bleiben sie da auch. Die Idee hinter solchen Methoden ist natürlich eine Art Crema zu generieren – im Grunde will man das, was im Blätterwald existiert im Blogbereich nachbilden – man will nicht auf gleicher Ausgenhöhe kommunizieren, sondern sucht Blogs die Gleicher als andere Blogs sind.

  • Die größten Blogs nach Alexa: http://www.whatsyourplace.de/blog/?p=477. Wenn nicht mehr, so bietet das trotz aller Verzerrung doch zumindest einen Anhaltspunkt mehr zum Thema Blogvergleich. Gerade so lange keine umfassende Alternative zur Trafficmessung zur Verfügung steht, wie die ganzen „Blog-Vereine“, die nur sich selbst eintragende Blogs messen.

  • Ich kann nur hoffen, dass Twitter nicht die Blogverlinkung und schon gar nicht die Blogkultur an sich ersetzt. Es gibt Parallelen zwischen dem Niedergang der Schriftkultur, die Kulturkritiker vor Jahren mit den Aufkommen der Email bemängelten, und schleichenden Ersetzung von guten (Fach)-Blogs durch Tweets. Die gleichen Leute, die in ihren Blogs intelligent und lesenswert schreiben und auf ebenso lesenswerte andere Blogs verlinken, geben auf Twitter doch oft nur einen unsäglich banalen Müll von sich (Magenbeschwerden, Bus verpasst etc.) Und das auch auch noch in selbstreferentiellen @Antwortketten. Wenn Tweets die neuen Blogs sind, dann gute Nacht.