Sonstiges

Universal senkt die CD-Preise – und hofft auf steigende Verkaufszahlen

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Wie der Online-Ableger Billboard.biz des amerikanischen Musikbranchen-Insiders aktuell berichtet, unternimmt der Musik-Riese Universal Music Group einen neuerlichen Versuch, die Offline-Absatzzahlen für seine kompakten Scheiben zu steigern. Und dieses Mal könnte das Unterfangen des Labels sogar von Erfolg gekrönt sein. Zur Abwechslung konzentriert man sich nämlich mal nicht darauf, Netz-Piraten zu jagen, Abmahnungen zu verschicken, Streaming-Diensten den Saft abzudrehen, DRM-Verfahren zu entwickeln oder auf ähnliche, wenig progressive Aktionen, die bisher symptomatisch für die Hilflosigkeit der Branchen-Verantwortlichen waren. Vielmehr beschreitet man nun einen fast „klassichen“ Weg – und reduziert die Preise.

In einem Testlauf, der im zweiten Quartal dieses Jahres zunächst nur in den USA starten und dann bis 2011 andauern soll, wird das Major-Label CDs im Handel für unter 10 Dollar anbieten. Dies war bisher immer die magische Preisgrenze für diese Tonträger gewesen, die nun aber auf bis zu 6 Dollar reduziert werden soll. Fast schon Angst machen könnte dem Musikfan dabei die Weitsicht, mit der die Verantwortlichen dieses Konzept überdacht haben und die Wege, mit denen sie diesen Preisnachlass finanziell auffangen beziehungsweise ausgleichen wollen (wenngleich man bei den Gewinnen, die in der Branche nach wievor eingefahren werden, von einem möglichen Verlust durch die Preissenkungen fast gar nicht reden dürfte).

Zum einen wird nämlich davon ausgegangen, dass die attraktiveren Preise zu einer stärkeren Nachfrage und somit zu einem höheren Absatz führen – was unterm Strich mehr Profit bedeutet. Diese Rechnung leuchtet selbst mir als Nicht-BWLer ein. Lieber 10 Äpfel zu je 10 Cent verkaufen, als nur einen für 90 Cent. Oder sehe ich das falsch? Zum anderen soll es spezielle „Deluxe“-Editionen von Alben für Musik-Liebhaber geben, die dann zu etwas höheren Preisen verkauft werden. Indem das Konzept also von zwei Säulen getragen und ihm so eine Art Mischkalkulation zugrundelegt wird, wird das finanzielle „Risiko“ für Universal minimiert. Gleichzeitig wird der Anreiz für den Kunden, sich eine CD zu kaufen, aber über den goldenen Weg erhöht – nämlich einen reduzierten Preis.


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Ob diese Rechnung nun aber tatsächlich aufgeht, hängt noch von vielen anderen Faktoren ab. Denn auch wenn die Verantwortlichen bei dem Label fest davon überzeugt sind, dass dieses Konzept „dem physischen Format wirklich neues Leben einhauchen wird“, so ist noch nicht gesagt, dass die Händler da auch mitziehen. Dies hängt maßgeblich davon ab, ob ihr Profit mit dem neuen Preis schrumpft beziehungsweise in welchem Maße. Zudem müssen auch die anderen Labels überzeugt werden, der neuen Preispolitik zuzustimmen. Andernfalls droht ein Szenario, bei dem beispielsweise die anderen Labels durch Ausüben von Druck versuchen könnten, Universal wieder zum Umlenken zu bewegen. Oder die Wirkung, den Konsumenten wieder zum CD-Kauf zu animieren, nicht ausreicht.

Damit würden die anderen Labels aber eine große Chancen auslassen, den Offline-Kunden wieder für sich zu gewinnen. Billboard zitiert eine namentlich nicht genannte Quelle mit dem wundervollen Statement: „Die Definition von Idiotie ist, ein und dieselbe Sache wieder und wieder zu tun und dabei ein anderes Ergebnis zu erwarten. Die Situation in Bezug auf CD-Verkäufe wird sich erst zum Positiven wandeln, wenn die Preispolitik überdacht wird.“ So sehe ich das auch – und ihr?

(Marek Hoffmann / Flickr – Fotograf: dmkinteractive)

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Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

23 Kommentare

  • Das Beispiel mit deinen Äpfeln ist aber nicht ganz überdacht 😉 Wenn die Produktion des Apfels nämlich schon 50 Cent kostet, mache ich bei 10 Cent Äpfeln und verkauften 10 Äpfeln einen Verlust von 4 Euro und keinen Gewinn 😉
    Aber egal, hast schon recht, um so mehr man verkaufen kann ohne Verluste zu machen, umso mehr Gewinn kann man einfahren 😉

  • erinnert mich stark an: weniger steuern, mehr wachstum – funktioniert auch nicht….

    die frage die mich quält… warum soll ich dadfür bezahlen, wenn ich es einfacher gratis bekomm?

    ausserdem wo steck ich in mein mac air die cds???

  • Wie Sven schon schrieb: 10 Äpfel für 10 Cent lohnt sich aber nur, wenn die Produktion der Äpfel nicht über 10 Cent je Apfel beträgt. Sonst macht man pro Apfel Minus und bietet lieber ein Apfel für 90 Cent an und schraubt die Produktion runter. Genau so macht es z.B. auch das Meissner Porzellan.

    Wobei wir natürlich bei CDs nicht von Produktionskosten sprechen dürfen – Kostet ja nix CDs pressen zu lassen.

    Im Grunde teilt sich dass ja dann nurnoch auf die Musik (Künstler) und das Marketing. Wobei die jetzige Situation die ist, dass von 10 Künstlern auch nur einer erfolgreich ist und den „Verlust“ der andern 9 Künstler wieder rausholen muss damit am Ende das Lable genug Äpfel verkauft hat.

    Bin gespannt.

  • Ich sehe das voll und ganz positiv. Mich hätte man als Offlinekäufer sofort am Haken. iTunes schön und gut.. was mir immer fehlt und mich oft vom Schnäppchenkauf per Klick abhält ist die fehlende Hülle und das „Kauferlebnis“.

    So wie ich mir monatlich 1-2 BluRays für je max. 10€ hole, würden auch wieder Ganze Musikalben in mein Beuteschema fallen.

  • Die Aktion hängt an den Details wie so oft. Werden denn alle CDs günstiger gemacht, wie lange, wie wird das beworben usw.? Wie ich die Musiklabel einschätze macht man es mit halben Elan und sagt hinterher: Wir haben es ja versucht, die Kunden wollten nicht…

  • Ich finds gut. Ich kaufe mir als Web-Mensch nämlich trotzdem lieber CDs, weil man da was in der Hand hat 🙂
    Wenn die Preise günstiger werden, das ist die Wahrscheinlichkeit höher, das ich mir eine CD mehr im Monat hole und das vielleicht auch mal im Laden statt nur über Amazon Marketplace^^
    Finde das Konzept gut 😉

    @Lukas: Wo bekommst du den die Musik von Universal gratis und legal her? 😉

  • In den Staaten sind und waren aktuelle Neuerscheinungen schon immer für $9,99 zu haben.
    Später, also 1 oder 2 Wochen nach dem Erscheinen wurden die dann leicht teurer auf runde $12. Widerrum später wurde die Dinger dann für $6 oder noch weniger rausgehauen. Ich verstehe nicht was die „Initiative“ also bringen soll, wenn doch eh so gut wie alles beim alten bleibt.

    Beschweren über den Preis kann man sich übrigens als Europäer sehrwohl. Die Preise hier sind schlicht ein Scherz.

  • Genau wie bei Sven fehlen mir auch die Hülle und das Kauferlebenis beim Downloaden. Dabei ist die Qualität der Musik auf einem CD Tonträger viel höher als die heruntergeladene I-Tunes Musik. Für mich wäre so ein Schritt produktiv, ich würde wahrscheinlich mehr CDs kaufen. Ich bezweifle aber ob die Leute die jetzt alles umsonst downloaden auch zu Kaufen bewegt werden. Dabei waren die CD Preise in den Vereinigten Staaten schon immer niedriger als in Europa. Daran wird diese Preissenkung nichts ändern.

  • @ Lukas: CDs steckt man in die Schlitze von CD(BluRay)-Playern, die über vernünftige Lautsprecher Musik in einen Raum abstrahlen …

  • Wenn das auch in Deutschland umgesetzt wird fände ich das ziemlich gut.
    Ich würde niemals 20€ für eine CD ausgeben, aber bei 10€ oder co. lässt sich da schonmal überlegen. Vorallem da ich nichts kaufe, bei dem ich nichts in der Hand haben kann, und außerdem sieht ein volles CD-Regal besser als ein leeres aus und über die Boxen finde ich doch besser als den Laptop mitm Kabel an die Anlage zu verbinden.

  • @Lukas: Wenn das ganze Geld fürs Notebook drauf gegangen ist, bleibt für Musik natürlich nix mehr übrig. Du arbeitest wahrscheinlich auch für lau.

  • 7-8 Euro für eine CD (keine Single/Maxi irgendwas), dann würde ich auch aktuelle CDs kaufen. Zur Zeit kaufe ich ausser online, nur Second Hand oder selten mal aus der Grabbelkiste, wenn wirklich was dabei ist.

  • Viel interessanter ist doch der Ansatz auch, wenn man mal davon ausgeht, dass mehr CD Verkäufe auch bessere Platzierungen in den Charts bedeuten. Das heißt, die Lieder werden öfters im Radio gespielt und stehen mehr in der Öffentlichkeit.

  • Das ist doch mal der richtige Weg, hoffentlich machen die das auch bald in Deutschland. Ich kaufe so schon viele CDs, aber auch nur die günstigeren, wenn alle billiger werden würden fände ich das super und erst recht CDs kaufen.

  • Nachdem die CDs in Deutschland wahrscheinlich so teuer bleiben werden, ändert sich ja nichts. 10€ ist wirklich absolut in Ordnung, bis 20€ für ne 2xLP aber diese Preissenkungen haben in Deutschland ja bisher nur in diesen „Basic Cover“-Modellen stattgefunden und eine CD für 10€ muss für mich auch vollständig sein, das man eine Delux-Variante verkauft, ok, aber es kann nicht sein, das ich für kleines Geld eine CD ohne Cover bekomme. Dann sieht mich die Tauschbörse sofort wieder.

  • Wahrscheinlich ist es zu spät zum Gegensteuern. Ich habe über die Jahre eine Sammlung von rund 5000 CDs aufgebaut. Seit Anfang des Jahres habe ich über mein Napster-Konto Zugriff auf acht Millionen Songs, die ich als Stream oder Download abspielen kann, solange ich jeden Monat rund 15 Euro bezahle.

    In diesem Preis enthalten ist die Nutzung der heruntergeladenen Titel auf drei stationären und drei mobilen Devices. Dazu kommt noch die Möglichkeit, das Repertoire über eine ganze Reihe von Streaming Devices wiederzugeben – in meinem Fall sind das drei im Haus verteilte Squeezeboxen.

    Natürlich gibt es da nicht alles, aber sehr viel auch außerhalb des klassischen Mainstream. Die Qualität ist nicht auf CD-Niveau, unterm Strich aber gut genug um intensiv reinzuhören. Und wenn es sich lohnt, kann ich die CD (oder einen hochauflösenden Download) ja immer noch kaufen.

    Richtig interessant wird die Sache aber durch den Preis: Für das, was ich bisher für CDs ausgegeben habe, könnte ich das Napster-Abo über 330 Jahre bezahlen.

    Bei eMusic zahle ich für monatlich 75 DRM-freie Songs knapp 21 Euro und kann mir dabei wenn ich will die Rosinen aus den einzelnen Alben herauspicken (solange die nicht von Pink Floyd sind).

    Die CD hat in diesem Umfeld meiner Meinung nach auch für fünf Euro keine Chance mehr.

  • … die Preissenkung hat allerdings auch eine psychologische Wirkung auf den Verbraucher, das Produkt wird damit ja nochmal abgewertet. Ich teile die Meinung einiger, dass die Maßnahme zu spät kommt und den Tonträgerverkauf in der Summe nicht retten wird. Mittelfristig würde ich nur noch Sondereditionen anbieten, für jene die noch einen entsprechenden Wert darin sehen – sprich: auf der einen Seite MP3, auf der anderen Limited Editions für entsprechendes Geld. Eine günstige Variante als CD-Format zu bringen, die keine Extras bietet kostet ja den Nutzer sogar noch den Aufwand, die runde Scheibe für den MP3-Player zu konvertieren … Interessant ist, das man seitens der Musikindustrie überhaupt nochmal über den Tonträgermarkt nachdenkt, bemerkenswerte Ignoranz oder der Griff zum Strohhalm?

  • Ich kaufe mir die CDs als Gesamtwerk, weil ich hören möchte, wie der Künstler seine Platte aufgebaut hat. Ich nehme dafür auch vermeindlich „schwächere“ Stücke in Kauf. Herauspicken von Titeln kommt für mich nicht in Frage. Es hat sich schon öfters gezeigt, dass gerade die sperrigen Titel nach einigem Hören die Juwelen sind.
    Ich möchte auch eine wertige Verpackung in der Hand haben und liebe ausgefallenes Artwork. Ich bin also für die CD (habe auch noch Schallplatten …) und würde mich freuen, wenn die Preise gesenkt werden. (Bitte aber nicht auf Kosten der Künstler). Aber ob es die CD bei den Downloadquoten retten wird.

  • Ich finds toll und werde mein Regal mal wieder kräftig nachfüllen, denn lieber ein gutes Album auf CD als ein guter Song nur als MP3 und meine Schmerzgrenze für CDs haben sie genau unterschritten 🙂

  • […] Wie man u.a. beim Kollegen HipHopholic lesen kann, will die Universal Media Group einen Testlauf starten um den Verkauf von physischen Tonträgern zu erhöhen. Dabei geht es nicht um hoch innovative Geschäftsmodelle sondern schlicht um die Reduzierung des Preises. Im zweiten Quartal sollen die Preise (vorerst nur  in Amerika) auf einen Preis von unter 10 Dollar gesenkt werden. Auf jeden Fall besser als sich zu überlegen wie man die Endverbraucher abmahnen kann. Der Testlauf soll bis 2011 laufen und noch ist nicht sicher ob die anderen Labels da mitziehen. Auch fraglich ob die Händler das mitmachen, so wird die Gewinnmarge sicherlich auch bei Diesen sinken. Der Testlauf wird zeigen ob sich der niedrigere Preis auf die Verkäufe auswirkt. Detailliertere Infos findet ihr auch noch bei Basicthinking. […]

  • 10 Jahre später, und wer kauf heute noch CDs? Krass wie sich die Musikindustrie verändert hat, nicht gerade zum Vorteil des Künstlers….
    Beste Grüße