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Oha: Ein Deutscher soll den Blackberry-Hersteller RIM retten

Eigentlich habe ich nichts gegen Deutsche, man kommt ja nicht umhin, selbst einer zu sein. Aber bei diesem Thema schrillten bei mir kurz die Alarmglocken: Ein Deutscher übernimmt die Leitung beim kanadischen Smartphone-Pionier RIM von den langjährigen CEOs Jim Balsillie und Mike Lazaridis. Oje. „Der Deutsche Thorsten Heins soll das Unternehmen retten“, spitzt es etwa die wuv-Morgenpost zu und verweist auf die große Herausforderung des Amtes. Deutsche an der Spitze von Mobilfunkunternehmen. Vergebt mir die Vorurteile, aber das ging in der Vergangenheit selten gut.

Wir erinnern uns: Der Deutsche Léo Apotheker übernahm im November 2010 die Geschäfte bei Hewlett-Packard. Nicht einmal ein Jahr später wurde er wieder aus dem Unternehmen gejagt. Allerdings nicht, ohne dass er in seiner kurzen Amtszeit das Mobilfunkgeschäft getötet hätte: Das Tablet TouchPad und die WebOS-Smartphonelinie mit dem Pre, dem Veer und dem Pixi wurden eingestellt. Und dass Heins sein Handwerk bei Siemens gelernt hat, sollte den Alarm noch etwas lauter klingeln lassen.

Denn unter dem deutschen Chef Klaus Kleinfeld überließ Siemens im Juni 2005 sein Mobilfunkgeschäft dem taiwanischen Anbieter BenQ. Der schuf die Unternehmenstochter BenQ Mobile und setzte den Deutschen Clemens Joos an dessen Spitze. Joos musste, gut ein Jahr später, im Januar 2007 mit BenQ Mobile Insolvenz anmelden. Kleinfeld verließ Siemens ein halbes Jahr später, nachdem der Konzern im Zuge der damaligen Korruptionsaffäre seinen Vertrag nicht verlängert hatte – nicht bevor er ein Jahr zuvor Siemens‘ Kommunikationssparte COM zunächst ausgegründet und schließlich in ein Jointventure mit Nokia überführt hatte: Nokia Siemens Networks.

Gleich zum Amtsantritt mit dem Rücken zur Wand

Von jener Kommunikationssparte bei Siemens wechselte Thorsten Heins im Jahr 2007 zu RIM und leitete zuletzt dort das operative Geschäft als COO (Chief Operating Officer). Um seinen Posten als neuer CEO ist er wahrlich nicht zu beneiden: Marktanteile und Aktienkurs von RIM sind seit Monaten im Sinkflug. Dem Boom mit Touchscreen-Smartphones hatte man lange Zeit nichts Schlagkräftiges entgegen zu setzen, das Tablet PlayBook verkaufte sich schlecht, erste Geräte mit dem neuen Betriebssystem Blackberry 10 sollen erst Ende des Jahres auf den Markt kommen.

Es sind weniger Vorurteile, als eine böse Vorahnung und ein Posten, in dem ein Manager jeglicher Nation ein schweres Los gezogen hätte. Deswegen hat Heins eine faire Chance verdient. Und wer weiß, vielleicht schafft er ja wirklich die Wende beim Blackberry-Anbieter, auch wenn es sehr schwer werden wird. Wenn nicht, dann würde es leider langsam zu geflügelten Wort: Deutsche Manager und Mobilfunkunternehmen – das geht einfach nicht gut.

(Jürgen Vielmeier, Bild: RIM)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

22 Kommentare

  • Ein neuer Léo Apotheker ? der Hart alles Wegsaniert was noch Zukunft hätte.
    Dann gebe ich Blackberry noch bis ende des Jahres …..
    Oder ist es ein neuer Stephen Elop …. zur vorbereitung des „Ausverkauf“ an die Konkurenz?
    Ich glaube ebenfalls nicht das es gut geht was Blackberry bräuchte ist ein Visionär vom Schlage Steve Jobs oder Larry Page…. und leider keine „deutschen Tugenden“.

  • und achim berg hat bei microsoft das windows phone marketing verantwortet. aber wieviel einfluss er damit auf den erfolg oder nicht erfolg hatte, keine ahnung. http://www.microsoft.com/presspass/exec/berg/ – zumindest hat er schon eine andere rolle jetzt

    ähnlich yahoo oder microsoft bräuchte RIM wohl eher einen visionär als einen sales oder business manager. der macht einen ganz trockenen eindruck in dem kurzen video…

  • > wechselte Thorsten Heins im Jahr 2007 zu RIM …

    Heins ist also zu einer Zeit „sozialisiert“ worden, als RIM einen Fehler nach dem anderen machte!

    RIM bräuchte tatsächlich jemanden „von Aussen“, am besten aus einer Branche in der sich Zielkunden bewegen, also entweder Lifestyle (bspw. ein Nike-Manger) oder Business (ehem. Forbes, FT etc. Verlagsmanager).

    Allerdings schätze ich, das RIM über kurz oder lang eh nur eine Chance als Anbieter einer plattformübergreifenden RIM-App hat, die unabhägig vom OS ein durchgehendes Loog&Feel bieten würde.
    Die Hardware von RIM war schon immer schlecht!

  • Also, das Schicksal von BlackBerry bzw. RIM interressiert micht eigentlich nicht, ich weiß auch nicht wie viele Arbeitsplätze da dran hängen. Aber ich finde es übertrieben, wieso sollte der nicht dafür geeignet sein nur weil er ein Deutscher ist? Aber @ Rolf ich kann dir voll zustimmen, der Typ wirkt echt sehr trocken, naja die Zukunft wird es zeigen was mit RIM passiert. Ich bin aufjedenfall mit meinem HTC zufrieden:D

  • Im Prinzip müsste RIM zweigleisig fahren ein BlackBerry OS für die Geschäftswelt und ein neues Lifestyle OS vom Schlage eines iOS oder Android.
    Beides unter einem zu Vereinen ist meiner Ansicht kaum möglich, welches wohl auch das momentane Problem der Firma darstellt, entweder man „Vergrault“ die Geschäftswelt welche unbedingte Sicherheit möchte und dafür zu Zugeständnissen im Bereich der Usability bereit ist oder die internetaffine App Generation welche nicht so großen Wert auf Datenschutz legt dafür auf Lifestyle.
    Leider hat RIM in Punkt der Sicherheit durch Überwachungszugeständnisse schon vieles an einstiger Reputation verloren.

  • Wahrscheinlich geht es eh nur noch darum an wen man sich möglichst teuer verhökert.
    Wie schwierig es ist ein innovatives System zu schaffen sieht man doch schon an Android oder auch Amazon die beide Schwierigkeiten haben ein richtig rund und aus einem Guß wirkendes System hinzubekommen. Erst hat Andoid ordentlich bei iOS ab-geguckt jetzt eifert man auch WP7 nach. Guidlines an der sich Programmierer richten können gibt es erst seit ein paar Wochen. Von Nokias Symbian, Bada oder webOS will ich erst gar nicht sprechen.

    @9: Ne klar, RIM und Datenschutz? Geschäftsmodell war doch schon immer so das die Daten erst mal über die RIM Server liefen und RIM alles mitlesen kann.

  • @10 mark

    Ich glaube schon das es neben iOS, Android oder WP7 durchaus Bedarf nach einem soliden und sicheren Smartphon für die Geschäftswelt gibt.
    Ärzte, Anwälte, Steuerbüros, Journalisten ……. usw, ist auch ein Markt für RIM und diese wollen nicht unbedingt ein Android als dienstliches, privat vielleicht schon.

  • Die Deutschen kommen aus irgendeinem Grund in Nordamerika nicht gut an. Im Amt sind nur 2 Manager: Neben Klaus Kleinfeld (Alcoa) gibt es in Nordamerika ja noch Martin H. Richenhagen an der Spitze eines Agrar-Konzerns AGCO.

    Mehr Deutsche gibt es nicht. Ob es mit Thorsten Heins jetzt ein dritter Manager schafft, sesshaft zu werden, wird sich zeigen. Fragen sind angebracht angesichts der Krise bei RIM. Selbst bei dem eigentlich mächtigen Drucker-König HP hielt sich Leo Apotheker nicht lange an der Spitze. Warum die Deutschen in den USA nicht gut ankommen, ist in der Tat eine interessante Frage…

  • @11: Ja aber dafür müßte RIM es schaffen wieder als solide, sichere und auch Benutzerfreundliche alternative zu gelten. Und das ist eine Mamutaufgabe der sie glaub ich nicht gewachsen sind.
    Ausserdem glaub ich das sich MS dieses Feld ende des Jahres mit voller kraft greifen wird. Für Windows 8 haben sie schon einen extra Market nur für den Geschäftsbereich angekündigt. Und sowas wird sicherlich auch für WP8 kommen. Inklusive bester Office/Outlook/Skype/VPN Integration. Und enger Verzahnung mit Windows 8.

  • Ich wusste gar nicht, dass es so schlimm um Blackberry steht. Habe immer gedacht, mit der Zielgruppe Business-People sind die sehr gut im Geschäft. So kann man sich täuschen.

  • @13 mark

    MS möchte gern dieses Feld haben , aber sie Verlieren in diesen Bereichen eigentlich immer mehr.
    Die angesprochene Clientel “ Ärzte, Anwälte, Steuerbüros, Journalisten“ hat sich in den letzten Jahren im Computerbereich eher zu Apple hingewannt, gerade Office/Outlook/Skype wird dort weniger geschätzt.
    RIM ist dort immernoch ganz gut im Geschäft , kämpft aber eher gegen iOS als gegen Google oder MS.
    Recht hast du das etwas neues von RIM kommen sollte, aber eher für ihre Clientel denn großes Wachstum wird es bei RIM vermutlich nicht geben.
    Auch MS kann als Marktführer kaum noch Wachsen daher bringen sie alle 3 Jahre ein neues Windows , so sollte RIM auch Gewinn machen können ohne das ständige Schielen nach den Marktanteilen.

  • @15: Glaub ich dir nicht. Ärzte benutzen doch zum teil noch Software auf DOS basis. Wer solche langen Zyklen hat. Kann nur auf MS setzen. Die einzige Firma die ein System (XP) 15 Jahre lang supportet.

    Apple ist eigentlich nur was für Spaß Kunden die wenn nach 2 Jahren der Support endet halt notfalls ihr Word oder Photoshop für ein paar Euro updaten.

    Bei Tablets mag das momentan anders sein, das man die umbedingt in manchen Bereichen nutzen will. Aber nur weil MS da noch nichts anbietet.

    Ok, bei Journalisten und anderen „Kreativen“ ,evtl. auch Anwälten und Steuerberatern mag das anders sein. Aber nur solange sie nur Software von der Stange brauchen.

  • @16 mark schrieb
    Glaub ich dir nicht. Ärzte benutzen doch zum teil noch Software auf DOS basis…….

    Wo gibt es Smartphone auf DOS basis? 😉
    Natürlich sind viele Programme großteil noch reine Win/Dos Anwendungen, doch das ändert sich gerade und MS spürt schon die Konkurenz im Nacken deutlicher, daher auch die schnelle Entwicklung Hoffnung auf Windos8.
    RIM hat eine Change, wenn sie sich auf ihr Kerngeschäft beziehen und eben nicht nach den Massenmarkt schielen.
    Nur befürchte ich das die Eigentümer dafür keine Geduld haben und wie meist in solchen Fällen schnelle Lösungen bevorzugen.