Ein neuer Bericht des norwegischen Ipsos-Instituts (leider nur auf Norwegisch verfügbar) zeigt Überraschendes: Die Anzahl von schwarzkopierten Filmen, TV-Sendungen und Musik ist in Norwegen in den letzten Jahren kontinuierlich gefallen, obwohl es erst seit kurzem ein schärferes Gesetz gibt, das es den Behörden einfacher macht, Schwarzkopierer zu bestrafen, Filesharer zu verfolgen und Torrentsites zu blockieren. Aber woran liegt es dann? Offenbar an der Zunahme legaler Alternativen.
Radikale Rückgange – vor allem bei Musik
2008 wurden noch etwa 1,2 Milliarden Lieder kopiert – im Jahr 2012 waren es noch 210 Millionen, ein knappes Fünftel. Bei TV-Serien und Filmen sind die Einbrüche nicht so radikal, aber es gab trotzdem nur noch halb so viele Downloads: Schwarzkopierte Fernsehserien fielen von 135 auf 65 Millionen, Spielfilme von 125 auf 55 Millionen. Der Bericht umfasst laut Ipsos sowohl Downloads als auch Direktkopien von Datenträgern und Festplatten. Demnach ist die Anzahl von Musik-Downloads seit Jahren rückläufig, erst seit 2011 gibt es auch signifikante Rückgänge bei illegal kopierten Serien und Filmen.
Am neuen Gesetz kann es also nicht liegen. Olav Torvund, emiritierter Jura-Professor der Uni Oslo, erklärt die rückläufigen Zahlen mit der Zunahme an legalen Diensten:
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Die offensichtliche Erklärung für diese Rückgänge sind die Streaming-Anbieter, die in den letzten Jahren hervorgetreten sind, etwa Wimp und Spotify.
Das passt auch gut zu dem späteren Rückgang der Zahlen für Serien und Fernsehen, da die entsprechenden Video-on-Demand-Angebote erst nach und nach die breite Masse der Zuschauer erreichten. Seit 2012 ist auch Netflix in Norwegen verfügbar. Inwieweit das Angebot die Zahlen nochmals verändert, ist sicherlich interessant. Denn Olav Torvund sieht die Chancen genau in diesen Diensten:
Wenn es ein gutes, legales Angebot gibt, werden die Menschen es auch nutzen. Es gibt keine Entschuldigung für illegales Kopieren, aber wenn es ein Abgebot gibt, das nicht zu viel kostet und einfach zu nutzen ist, dann ist es viel uninteressanter, sich Dinge illegal zu downloaden.
Angebot und Nachfrage
Selbst wenn die Zahlen nur die Situation in Norwegen darstellen – die entsprechenden (oder ähnlichen) Dienste sind fast überall verfügbar, oder werden es bald sein. Beeinflusst das Angebot so massiv das Schwarzkopieren? Die Zahlen deuten daraufhin.
Wenn es sinnvolle Services gibt, nutzerfreundliche Dienste entstehen und ein breites Angebot verfügbar ist, quasi nur einen Klick entfernt, sind die Menschen weniger geneigt, Songs und Videos illegal herunterzuladen. Am Preis scheint es weniger zu liegen. TechCrunch zitiert in diesem Zusammenhang Gabe Newell von Valve (Interview von 2011):
Es gibt ein grundsätzliches Missverständnis zu Schwarzkopien. Der Preis ist nicht das Problem, sondern das Angebot.
Bedauerlicherweise erwischt es jetzt langsam die Buchverlage. Dank Amazons Rückgabepolitik bei eBooks, kann der Kunde ein eBook kaufen, es 5 Minuten später zurückgeben, das Geld wieder bekommen, es per Calibre in PDF und EPub verwandeln und dann, hops, hoch auf irgendwelche File-sharing Platformen.
Und im Falle von (e)Büchern kann man leider keine Streaming-Alternative anbieten…
Ich bin der Meinung, dass der letzter Satz den nage auf den Kopf trifft. Der entsprechende Service ist einfach nicht da, so werden die Sachen aus dem Internet runtergeladen!
Bei mir geht es ähnlich bei Spielen. Da sind mir im Laden einfach zu teuer. Insbesonders, da ich es vorher nicht testen kann, da Demos kaum angeboten werden. Also entweder ich riskier 50,- für ein Spiel, oder ich lade die Vollversion dann illegal und entscheide dann. Ich habe mich für letzteres entschieden.
Aber seit Steam teils extrem gute Angebote hat, kaufe ich mehr.
Der Entwickler verident dann weniger Geld, als wenn ich es gleich für 50,- kaufe, aber er bekommt so überhaupt Geld.
Es gibt jetzt bestimmt einige Leute die sagen „Das hab ich doch schon immer gesagt“ – und ganz ehrlich: so spektakulär hört sich das nun auch wirklich nicht an. Sobald die Kosten (Zeit, Mühe, Recherche, Risiko, ggf. geringe Qualität) für einen illegalen Download als höher empfunden werden als der Kostenbeitrag für legale Dienste (kein Risiko, Bequemlichkeit, bessere Qualität), dann nutzen die Leute das. Ganz einfache Ökonomik, die schlicht von den Content-Anbietern bislang lediglich dadurch bedient wurde, dass man die Kosten für illegales Downloaden erhöht hat (erhöhtes Risiko, erhöhte Mühe für Recherche durch Schließung von Portalen, schlechtere Qualität durch eigenes Upload von Ramsch), anstatt sich über ein Angebot Gedanken zu machen, dass einen als geringer empfundenen Kostenfaktor haben.
Warum?
Weil den Musikmanagern klar war, dass die hohen Margen in keinem Verhältnis zum eigentlichen Marktwert der Musik in einem legalen Angebot stehen. Und so ist es jetzt auch. Spotify wird z.B. in der Branche nur zähneknirschend hingenommen, da die Rückflüsse natürlich deutlich höher wären, würde jeder, der die Musik dort hört die gleichen Stücke zum Vollpreis auf CD kaufen.
Servus,
der letzte Satz trifft es recht gut. Im Prinzip kann wirklich davon ausgegangen werden, dass das illegale immer da sein wird.
Gruß
Marco
Spotify als Alternative zum illegalen Musikdownload?
10€ im Monat für Musik zahlen, die unpraktisch ist, nur umständlich mit Internet gehört werden kann und nach Ende des Abos wieder verpufft?
Zudem kann man sie (ohne Smartphone) nur bei laufendem PC hören, mal schnell 200W zum Musik hören, was ein Schwachsinn, unpraktischer geht es kaum. Vor 10 Jahren war die Technik schonmal besser, mp3-Dateien als vernünftige Möglichkeit Musik zu hören. Jetzt regiert wieder die Blödheit und es muss dauernd verschlimmbessernde „Innovationen“ geben.
Ich zähle mich nicht zu den Leuten die ihre Musik illegal aus dem Netz laden, aber Streamingdienste als Alternative kommen für die bestimmt nicht infrage, trotz der hier vorgestellten Zahlen.
Ich persönlich habe damit aufgehört, mir mp3s zu saugen, als ich von Simfy und Co. erfahren habe. Mittlerweile zahle ich für Spotify 9,99€ im Monat und kann mit meinem Smartphone überall Musik anhören (und mein mobiles Datenvolumen wird dabei nicht mal belastet).
Abermillionen von Songs immer und überall dabei, ohne mir meine 16Gb Speicher des Telefons vollzuhauen – dafür zahle ich gern. Und wenn ein Künstler einmal nicht auf Spotify ist, importiere ich sein Album in den Player und kann von da an die Musik streamen. Ich find’s klasse.