Nach dem ohnehin holprigen Start von Google Buzz droht nun die weitere Spaßbremse für den Rich-Media-Microblogging-Dienst. Die neuen Features zum verbesserten Schutz der Privatsphäre, die Google zwei Tage nach dem Launch durchführte, gehen Datenschützern auf dem nordamerikanischen Kontinent nicht weit genug: Kanadas Bundesdatenschutzbeauftragte Jennifer Stoddart habe entsprechende Anweisungen gegeben, den Dienst auf weitere Verstöße hin zu überprüfen, berichtet CBS. Die Chancen stehen gut, dass man fündig wird.
Am Mittwoch räumte Buzz-Produktmanager Todd Jackson gegenüber der BBC in bemerkenswerter Offenheit ein: „Wir haben Buzz intern bei Google einige Zeit getestet. Natürlich ist das Feedback von 20.000 Googlern nicht dasselbe, wie Gmail-Nutzer weltweit damit herumspielen zu lassen.“ Anders als sonst beim Launch neuer Dienste hat Google zudem darauf verzichtet, das „Trusted Tester Program“ hinzuzuziehen, das den Kreis der Alpha-Nutzer erweitert hätte. „Sobald es offensichtlich wird, dass die Leute nun denken, dass wir nicht genug getan haben, werden wir mehr Änderungen vornehmen“, so Jackson. Millionen von Nutzern seien zu Recht verärgert, dem Unternehmen tue es „sehr, sehr Leid“.
Unterdessen wird auch der Gegenwind im Heimatland USA immer rauer. Die Datenschutz-Organisation Electronic Privacy Information Center (EPIC) hat Beschwerde gegen Buzz bei der Federal Trade Commission (FTC) eingelegt. In dem 16-seitigen Schreiben (PDF) moniert die Gruppe, dass sich Gmail-Nutzer nicht gegen den neuen Dienst wehren können – er sei einfach vorgegeben und es gebe keine Opt-Out-Lösung. Darüber hinaus wäre es kritisch zu bewerten, dass Google das Adressbuch nach sozialen Kontakten durchforste und den Usern zu wenige Möglichkeiten biete, um ihre Informationen zu kontrollieren. Die jüngsten Änderungen, die von der Suchmaschine an Buzz vorgenommen wurden, hätten bei weitem nicht ausgereicht, diese Bedenken auszuräumen. Die FTC wird nun angehalten, dem Fall weiter nachzugehen, weil unter Umständen gegen Abhör-Bundesgesetze verstoßen wurde. Die Kommission ist in den Vereinigten Staaten für rund 37 Millionen Gmail-Nutzer zuständig.
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Google ist bemüht die Vorwürfe schnellstmöglich zurückzuweisen. Wenige Stunden nach der EPIC-Beschwerde meldete sich ein Sprecher bei der „LA Times“ zu Wort. In der Stellungnahme wird darauf verwiesen, dass man sich auf den Dialog mit der Organisation freue (haha) und niemand vergessen dürfe, dass Buzz doch „erst vor einer Woche gelauncht“ wurde.
Dieser Hinweis klingt wie eine Entschuldigung – was er aber nicht ist. Sollte es Google tatsächlich bei der Vorbereitung geschlampt haben, ist dieser verfrühte Marktstart als grob fahrlässig einzustufen. Ich kann nicht einfach mit den Informationen von Millionen von Nutzern herumspielen und mich nachher auf dem Hinweis ausruhen, dass es ja völlig normal sei, dass dabei der Datenschutz auf der Strecke bleibt – weil man es ja erst einmal öffentlich testen müsse. So etwas sollten sich mal Banken, Krankenhäuser oder Versicherungen erlauben…
(André Vatter)