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AOL kauft "Huff Po", Überqueen Huffington managt AOLs wachsende Content-Farm

Content is Queen*: AOL hat heute Vormittag die Übernahme des Vorzeige-Blognetzwerks „Huffington Post“ bekannt gegeben. 315 Millionen US-Dollar lässt AOL sich den Spaß kosten und vollzieht damit endgültig glaubhaft den Wandel vom Zugangsprovider zum Inhalteanbieter. Das Motto lautet offenbar: Wenn sie schon gelernt haben, ohne unseren Online-Dienst spannende Inhalte zu finden, dann kaufen wir eben die Inhalte, die sie am liebsten lesen. Für Arianna Huffington, die die „Huffington Post“ im Jahr 2005 zusammen mit Kenny Lerer und einer Anfangsfinanzierung von 1 Million Dollar gründete, endet die Karriere nicht als Multimillionärin: Sie erhält die Oberaufsicht über AOLs neue Content-Farm, neben der „Huff Po“ unter anderem auch die Lokaljournalismus-Plattform Patch und die Techblogs Engadget und TechCrunch.

Vor allem letzteres könnte noch zu Spannungen führen. Huffington wird bei TechCrunch bereits wenig herzlich als neuer „Uber-Boss“ und „Overlord“ begrüßt. Erick Schonfeld beklagt sich, dass man bei AOL TechCrunch nicht vertraue. Man munkelt, dass sich auch TechCrunch-Gründer Michael Arrington die Position des Content-Chefs gut hätte vorstellen können. Für sein Blog zahlte AOL-Chef Tim Armstrong aber „nur“ rund 30 Millionen Dollar, also ein Zehntel des Preises, den Arianna Huffington herausschlug.

Huffington kennt sich mit Low-Cost aus


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AOL jedenfalls unterstreicht damit, dass man wieder ernst genommen werden will. Das Geschäft mit Internetzugängen ist kaum noch relevant, dafür werden Inhalte zum neuen Steckenpferd. Neben Zukäufen ging man zuletzt auch Partnerschaften ein, etwa mit Heidi Klum. Darf bei so viel Erfolg auch noch ein bisschen Kritik erlaubt sein? Wir melden das mal ganz kleinlaut an. AOL kauft profitable Blogs und Blognetzwerke; und zwar solche, die auch versprechen, profitabel zu bleiben. Wie man die Kaufpreise refinanzieren will, lässt man dabei aber offen. Und auch ein wenig Kritik an der „Huff Po“ und Arianna Huffington muss erlaubt sein. Das Geschäft ist vor allem deswegen profitabel, weil viele der Hinweisgeber und Gastautoren kein Geld dafür bekommen. Das ist bei Patch trotz sonstiger Synergien nicht der Fall. Wird Huffington das ändern? Viel Geld wird sie nicht investieren dürfen, denn AOLs Fantastilliarden im Geldspeicher gehen hauptsächlich für Überahmen und Partnerschaften drauf. Die Mensch-Maschinen in AOLs Content-Farmen dürften dagegen kaum mehr verdienen als 5 Dollar die Stunde.

Nein, und jetzt bitte keine Vergleiche mit Deutschland! Aber ein Aufruf muss gestattet sein: Das bekannte, na gut, nicht Blog, aber der beliebteste Blog-Aggregator Rivva hat am Wochenende dicht gemacht. Betreiber Frank Westphal hatte Ende letzter Woche zunächst eine Auszeit angekündigt, dann aber schnell die Reißleine gezogen. Die One-Man-Show hatte wohl bei zu viel Arbeit zu wenig eingebracht. Wo sind die Bertelsmänner, die Holtzbrincks, die T-Onlines, die sich nun Rivva annehmen und den Mann retten? Ein Durchschnitts-Jahresgehalt dürfte reichen, es müssen ja nicht gleich 315 Millionen sein.

*Danke für die Punchline, skFFM!

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

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